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Erstmals mehr als 2 Millionen Fahrprüfungen - viele scheitern, Betrug nimmt zu

ID: 2156092

(ots) - Datenreport des TÜV-Verbands: Rekord bei theoretischen und praktischen Fahrprüfungen im Jahr 2024. Durchfallquoten bleiben hoch. Täuschungsversuche nehmen zu. Verkehrserziehung verbessern, Fahrerlaubniswesen weiterentwickeln und Verwaltung digitalisieren.

Die Zahl der Führerscheinprüfungen in Deutschland erreicht neue Rekordwerte: Im Jahr 2024 wurden 2,01 Millionen Theorieprüfungen abgelegt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem leichten Plus von 1,7 Prozent oder rund 33.700 Prüfungen. Bei der praktischen Prüfung lag der Zuwachs bei 2,0 Prozent (rund 34.700) auf 1,79 Millionen Praxisprüfungen. Das zeigen aktuelle Daten des TÜV-Verbands auf Grundlage von Erhebungen der"TÜV | DEKRA arge tp 21". Demnach machen die Pkw-Führerscheine der Klassen B und BF17 (Führerschein mit 17 Jahren) mit 79 Prozent der theoretischen und 72 Prozent der praktischen Prüfungen den Großteil der Prüfungen aus."Bei den Theorieprüfungen haben wir erstmals die Zwei-Millionen-Marke geknackt", sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug&Mobilität beim TÜV-Verband."Der Führerschein bleibt ein zentrales Element der individuellen Mobilität, insbesondere auch für die Jüngeren."68 Prozent der Prüflinge in der praktischen Fahrerlaubnisprüfung waren jünger als 25 Jahre, darunter 27 Prozent sogar jünger als 18 Jahre.

Nichtbestehensquoten bleiben hoch

Aus Sicht des TÜV-Verbands geht mit dem Erwerb des Führerscheins eine große Verantwortung für die Verkehrssicherheit einher."In der Fahrerlaubnisprüfung zeigt sich, wer sicher und gewandt am Straßenverkehr teilnehmen kann und wer nicht", sagt Goebelt.Über alle Klassen hinweg liegt die Nichtbestehensquote in der theoretischen Prüfung bei 41 Prozent (2023: 42 Prozent) und in der praktischen Prüfung bei 30 Prozent (2023: 30 Prozent). In der Klasse B sind die Nichtbestehensquoten höher: 45 Prozent der Pkw-Fahrschüler:innen fallen durch die Theorieprüfung, über ein Drittel (37 Prozent) scheitert in der Praxis. Im Jahr 2023 lag die Durchfallquote in der Theorie bei 46 Prozent, während die Quote in der Praxis konstant bleibt. Die aktuelle Statistik zeigt, dass auch mehrfaches Scheitern keine Seltenheit ist. Im Jahr 2024 waren zwei von fünf Klasse-B-Theorieprüfungen (39 Prozent) und fast jede dritte praktische Prüfung (31 Prozent) ein Wiederholungsversuch. Die Nichtbestehensquote bei Theorie-Wiederholungsprüfungen liegt mit 56 Prozent deutlich höher als bei den Erstversuchen mit 38 Prozent. Nach dem dritten Versuch haben 91 Prozent der Bewerber:innen die Theorieprüfung bestanden. Bei den praktischen Prüfungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier scheitern 42 Prozent der Wiederholenden, während bei den Erstversuchen 34 Prozent durchfallen."Wer in der ersten Prüfung durchfällt, dem fällt oft auch die Wiederholungsprüfung schwer", sagt Goebelt."Jeder gescheiterte Versuch steigert die mentale Belastung der Betroffenen und führt zu weiteren Kosten."





Um die Anzahl der Wiederholungsprüfungen zu reduzieren und Fahrschüler:innen finanziell zu entlasten, sind aus Sicht des TÜV-Verbands Optimierungen beim Führerscheinerwerb notwendig. Ein entscheidendes Instrument für bessere Prüfungsergebnisse seien verbindliche elektronische Lernstandskontrollen in den Fahrschulen. Goebelt:"Lernstandsbeurteilungen stellen sicher, dass Fahrschüler:innen erst dann zur Prüfung antreten, wenn sie nachweislich ausreichend vorbereitet sind."Ein weiterer Schwerpunkt müsse auf der Weiterentwicklung der Fahrausbildung liegen. Der angekündigte Entwurf des Bundesverkehrsministeriums zur Modernisierung der Fahrschüler-Ausbildungsordnung kann hierfür die Grundlage schaffen.

Unter 18-Jährige in Prüfungen erfolgreicher

Junge Prüflinge schneiden bei Führerscheinprüfungen deutlich besser ab als ältere: Unter 18-Jährige haben in der Theorie eine Nichtbestehensquote von 36 Prozent - 9 Prozentpunkte unter dem Klassen-B-Durchschnitt. In der praktischen Prüfung sind sie noch erfolgreicher: Nur 24 Prozent fallendurch. Das sind sogar 13 Prozentpunkte weniger als der Durchschnitt."Die guten Ergebnisse der unter 18-Jährigen sprechen klar für das Begleitete Fahren ab 17 Jahren", sagt Goebelt. Am schlechtesten schneiden in der Theorieprüfung Prüflinge im Alter von 18 bis 24 Jahren ab - hier beträgt die Nichtbestehensquote 52 Prozent. In der praktischen Prüfung (34 Prozent) zeigen sie jedoch überdurchschnittlich gute Leistungen.

Täuschungsversuche nehmen zu

Ein wachsendes Problem bei der Theorieprüfung sind Täuschungsversuche: Im Jahr 2024 wurden 4.198 Fälle festgestellt - ein Anstieg um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Statistisch gesehen wird beispielsweise in Berlin an jedem Tag mindestens ein Täuschungsversuch festgestellt."Ergaunern sich die Fahrschüler ihren Prüfungserfolg und verfügen nicht über die entsprechenden Kenntnisse im Straßenverkehr, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer", sagt Goebelt. Besonders alarmierend: 58 Prozent der Täuschenden agieren professionell."Die Zusammenarbeit mit Dritten, Passmissbrauch oder Urkundenfälschung sowie der Einsatz ausgefeilter technischer Hilfsmittel zeugen von einem hohen Maß an krimineller Energie. Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben", betont Goebelt. Mit Ausnahme der strafrechtlich relevanten Stellvertreter-Täuschung, wird Betrug in der Fahrerlaubnisprüfung jedoch weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit geahndet.

Tatsächlich sind die Sanktionen gering: Zwar können Fahrerlaubnisbehörden eine Sperrfrist von bis zu neun Monaten verhängen, doch diese Möglichkeit wird selten genutzt und die maximale Dauer kaum ausgeschöpft."Fahrerlaubnisbehörden sollten den rechtlichen Rahmen konsequent ausschöpfen und scharfe Sanktionen verhängen", fordert Goebelt."Auch strafrechtlich relevante Manipulationen dürfen nicht länger unzureichend geahndet oder Verfahren vorzeitig eingestellt werden."Die Abschaffung der Mindestsperrfrist von sechs Wochen im Jahr 2022 hat das Problem zusätzlich verschärft.

Mobilitätsbildung verbessern und Fahrerlaubnissystem digitalisieren

Angesichts der Rekordzahlen bei den Fahrprüfungen stellt das deutsche Prüfungssystem seine Leistungsfähigkeit unter Beweis und wird der hoheitlichen Aufgabe zur Gewährleistung eines hohen Verkehrssicherheitsniveaus gerecht. Junge Fahranfänger:innen fahren heute so sicher wie nie zuvor: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sank die Zahl der Verkehrstoten in den vergangenen 20 Jahren um 47 Prozent, bei den 18- bis 24-Jährigen sogar um 75 Prozent. Zwischen 2005 und 2023 reduzierte sich die Zahl der getöteten jungen Erwachsenen von 1.072 auf 272. Damit sank auch ihr Anteil an allen Verkehrstoten von 20 Prozent auf 10 Prozent.

Um diese positive Entwicklung fortzuschreiben und das Ziel von Null Verkehrstoten zu erreichen, sollte die Mobilitätsbildung von Kindern und Jugendlichen verbessert werden. Trotz rückläufiger Zahlen verunglücken weiterhin zu viele junge Menschen im Straßenverkehr. Der TÜV-Verband fordert daher eine langfristige Verankerung altersgerechter Angebote im Lehrplan - von der sicheren Teilnahme als Fußgänger:innen bis zur Nutzung von Fahrrädern und E-Scootern. Auch Eltern müssen eine aktivere Rolle bei der sicheren Verkehrserziehung ihrer Kinder übernehmen.

Der TÜV-Verband sieht angesichts der dauerhaft hohen Nachfrage nach dem Führerschein akuten Handlungsbedarf, die Verwaltungsverfahren beim Führerscheinerwerb zukunftssicher zu gestalten."Um dauerhaft Qualität und Sicherheit der Prüfungen zu gewährleisten, müssen alle Schritte des Führerscheinerwerbs effizienter, serviceorientierter und digitaler werden", fordert Goebelt. Digitalisierung sei der Schlüssel, um Bürokratie abzubauen, Verwaltungsverfahren zu verschlanken und die Effizienz zu steigern. Der TÜV-Verband spricht sich zudem für die schnellstmögliche Harmonisierung digitaler Schnittstellen zwischen den Behörden der Länder, Fahrschulen und Prüfstellen aus, um die Einführung des digitalen Führerscheins vorzubereiten. Notwendig ist hierfür eine, selbstverständliche Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen, um eine einheitliche digitale Infrastruktur zu schaffen. Goebelt:"Durch moderne Technologien lassen sich Antragsverfahren vereinfachen und weiter beschleunigen. Dies kommt besonders der jungen Generation zugute, die schneller und unkomplizierter Zugang zur Mobilität erhält."

Eine Präsentation zur Pressekonferenz und eine Auswertung zum Prüfungsgeschehen in den Bundesländern finden Se hier: https://www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/mehr-als-2-millionen-fahrpruefungen

Testen Sie Ihr eigenes Wissen im Führerscheinuiz: https://ots.de/VGwj2X

Weitere Informationen: www.tuev-verband.de/mobilitaet/mensch/fuehrerscheinerwerb

Methodik-Hinweis: Den Datenreport zu den Fahrerlaubnisprüfungen 2024 erhebt die TÜV | DEKRA arge tp 21 GmbH zum Stichtag 31.01.2025. Die vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) veröffentlichten Daten zum Fahrerlaubniswesen können im aktuellen Jahr wegen Nachmeldungen leicht abweichen.

Über den TÜV-Verband: Als TÜV-Verband e.V. vertreten wir die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen und fördern den fachlichen Austausch unserer Mitglieder. Wir setzen uns für die technische und digitale Sicherheit sowie die Nachhaltigkeit von Fahrzeugen, Produkten, Anlagen und Dienstleistungen ein. Grundlage dafür sind allgemeingültige Standards, unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung. Unser Ziel ist es, das hohe Niveau der technischen Sicherheit zu wahren, Vertrauen in die digitale Welt zu schaffen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Dafür sind wir im regelmäßigen Austausch mit Politik, Behörden, Medien, Unternehmen und Verbraucher:innen.

Pressekontakt:

Maurice Shahd
Pressesprecher
TÜV-Verband e. V.
Friedrichstraße 136 | 10117 Berlin
030 760095-320, presse(at)tuev-verband.de
www.tuev-verband.de | www.linkedin.com/company/tuevverband |
www.x.com/tuevverband


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Datum: 04.03.2025 - 09:00 Uhr
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