"Eine Liposuktion ist kein Allheilmittel!"Lipödem-Patientin Tina Schwarz berichtetüber ihre Erfahrungen
(ots) - Lipödem ist eine weit verbreitete, aber oft missverstandene und unterschätzte Erkrankung, die das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinflusst. Betroffen sind überwiegend Frauen, bei denen sich symmetrisch an Beinen und/oder Armen Unterhautfettgewebe unproportional vermehrt. Typische Symptome sind Druck- und Berührungsschmerz, Spontanschmerz und Schweregefühl. Über das körperliche Leid hinaus kann auch die emotionale und psychische Belastung einschneidend für Betroffene sein. Tina Schwarz kennt diese Herausforderungen: Seit ihrer Jugend leidet sie an einem Lipödemund begleitet heute als Coach andere Lipödem-Patientinnen. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen und gibt Tipps, wie Betroffene mit kleinen Veränderungen ihre Lebensqualität enorm steigern können.
Liebe Frau Schwarz, Sie helfen heute als Lipödem-Coach Betroffenen, wieder Mut zu fassen - was hat Sie dazu bewegt?
"Ich habe seit meiner Jugend Typ-1-Diabetes, selbst Lipödem an beiden Beinen und Armen sowie eine Essstörung - und musste lernen, mit einigen Schicksalsschlägen zurechtzukommen. Die persönliche Einstellung war der entscheidende Hebel, der mir Mut, Stärke und Zuversicht geschenkt hat. Seitdem ich jeden Moment bewusst genieße und weiß, ich kann aktiv Einfluss auf den Umgang mit meinen Erkrankungen nehmen, habe ich an Gelassenheit und Stärke gewonnen. Als Lipödem-Coach möchte ich meine Erfahrungen weitergeben und Betroffene befähigen, gut mit der Erkrankung zu leben. Ich versuche ihnen dabei zu helfen, ihre Stärkenund Ressourcen zu erkennen und ihren Weg zu einem selbstbewussteren, glücklicheren Ich zu finden."
Seit wann arbeiten Sie als Lipödem-Coach?
"Seit Februar 2018. Aufgrund meiner Krankengeschichte war und ist es mir eine Herzensangelegenheit, speziell Frauen mit Lipödem zu unterstützen. Denn noch immer sieht die Realität häufig so aus, dass wir Betroffene nicht gehört, nicht verstanden oder belächelt werden. Es braucht Aufklärung und Sensibilisierung, um bestehende Vorurteile abzubauen und das Stigma der Erkrankung aufzuheben. Ich möchte heute anderen Patientinnen die Hilfe zukommen lassen, die ich mir gewünscht hätte. Ich möchte eine Umgebung schaffen, in der sie sich geborgen und verstanden fühlen. Durch meinen ganzheitlichen Coaching-Ansatz zeige ich ihnen, wie sie Gewicht verlieren, ihre Schmerzen in den Griff bekommen und ihre Lebensqualität steigern können - sei es durch regelmäßige Bewegung, medizinische Kompression, eine Ernährungsumstellung und mentale Selbstfürsorge. Das ist jeden Tag meine Motivation!"
Wie waren Ihre eigenen Erfahrungen? Wie sind Sie als Jugendliche mit Ihren Erkrankungen zurechtgekommen?
"Seit meinem 11. Lebensjahr musste ich aufgrund von Typ-1-Diabetes mehrfach täglich Insulin spritzen. Durch die große Menge an Insulin nahm ich sehr schnell sehr viel zu und machte mit 12 Jahren meine erste Diät. Nach Phasen, in denen ich penibel auf mein Gewicht achtete, folgten wiederrum exzessive, unkontrollierte Essanfälle. Als ich 2012 mein persönliches Höchstgewicht von 110 Kilogramm erreicht hatte, entschloss ich, mir professionelle Hilfe zu holen und ging in eine psychosomatische Klinik. Dort wurde eine Binge-Eating-Störung diagnostiziert. Ich musste erst wieder lernen, ein normales Essverhalten zu entwickeln. Entweder meine Portionen waren zu groß oder zu klein - je nachdem, wie es mir emotional ging. Die Diagnose Lipödem habe ich einige Jahre später erhalten."
Wann war das?
"Im Januar 2015, nachdem eine Bekannte mich im Vorfeld darauf angesprochen hatte, die ebenfalls ein Lipödem hat. Daraufhin habe ich einen Termin beim Phlebologen vereinbart und viel über die Erkrankung recherchiert. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich Angst vor der Diagnose, aber schlussendlich war es nicht so schlimm - ich war erleichtert, endlich zu wissen, weshalb meine Figur so ist, wie sie ist. Schon seit meiner Pubertät war mein Oberkörper eher schmal und die Beine voluminöser. Außerdem bekam ich leicht blaue Flecken und hatte in den Beinen Schmerzen. Meines Erachtens spielt außerdem mein Typ-1-Diabetes eine Rolle, da Insulin als Begleiterscheinung auch die Vermehrung derFettzellen anregen kann. In all den Jahren habe ich mich für meinen Körper geschämt und versucht, ihn unter weiter Kleidung zu verbergen."
Wie sind Sie nach Ihrer Diagnose Lipödem behandelt worden?
"Zunächst habe ich sechs Behandlungen manuelle Lymphdrainage verordnet bekommen und dann eine flachgestrickte medizinische Kompressionsversorgung. Als Einstieg hat mir die Fachkraft im Sanitätshaus den mediven mondi empfohlen und mir das Anziehen mit verschiedenen Anziehhilfen gezeigt. Seitdem binich dem Hersteller medi treu geblieben. Die Kompressionsstrümpfe sind angenehm zu tragen und ich liebe die Farbvielfalt - auch wenn ich bei meiner ersten Versorgung Schwarz gewählt habe. Heute trage ich den mediven cosy mit einer etwas festeren Wandstabilität und der seitlichen Naht. Zusätzlich gehe ich bei Bedarf zur manuellen Lymphdrainage und benutze regelmäßig ein Kompressionstherapiegerät für den Heimgebrauch (Intermittierende pneumatische Kompression)."
Wie hat Ihr Umfeld damals auf Ihre Diagnose reagiert?
"Grundsätzlich ist es für Familie und Freunde schwer zu verstehen, wie es ist, an einem Lipödem erkrankt zu sein. Die Öffentlichkeit ist noch nicht genügend darüber aufgeklärt und sensibilisiert. Es herrschen viele Vorurteile, zum Beispiel, dass Lipödem-Betroffene nur weniger essenmüssten, um abzunehmen. Es ist entscheidend, diese Themen anzusprechen, um Empathie sowie Akzeptanz zu fördern und eine Diskussion anzuregen. Denn für Lipödem-Patientinnen ist die Unterstützung ihres Umfeldes unverzichtbar. Mein Ehemann war immer sehr verständnisvoll, einfühlsamund geduldig - das hat mir Kraft gegeben. Um mehr über die Erkrankung zu erfahren und mich umfassend behandeln zu lassen, war ich außerdem in einer Fachklinik. Dort wurde auch festgestellt, dass ich nicht nur an den Beinen ein Lipödem habe, sondern auch an den Armen. Entsprechend habe ichdamals zusätzlich medizinische Kompressionsarmstrümpfe verordnet bekommen."
Welche Farben bevorzugen Sie bei Ihrer medizinischen Kompression?
"Wenn ich etwas Aufmunterung brauche, greife ich immer zu Magenta - das hebt meine Laune immens. Was Mode betrifft, war die Kompression ein echter Gamechanger: Früher habe ich überwiegend dunkle Kleidung getragen, heute ist mein Kleiderschrank bunt. Ich bin mutiger und selbstbewusster geworden und traue mich, Kleider anzuziehen oder kurze Röcke und Hosen. Ehrlicherweise liegt das aber auch an den rund 35 Kilogramm, die ich abgenommen habe."
Wie haben Sie das geschafft?
"Ich habe meine Ernährung umgestellt und setze heute auf ausgewogene, entzündungshemmende Lebensmittel. Diese haben darüber hinaus den Vorteil, Lipödem-Symptome wie Schmerzen zu lindern. Ich esse viel frisches Gemüse, zuckerarmes Obst und ernähre mich mittlerweile hauptsächlich pflanzenbasiert. Zudem verzichte ich größtenteils auf Alkohol. Meine Ausbildung zur zertifizierten Ernährungsberaterin hat mir hier viele Aha-Erkenntnisse beschert. Auch in meinen Coachings erkläre ich den Teilnehmerinnen, wie sie durch eine angepasste Ernährung ihre körperlichen Beschwerden und ihr Gewicht reduzieren können. Gemeinsam erarbeiten wir individuelle maßgeschneiderte Lösungen, die im Alltag gut umsetzbar sind."
Was kann zudem bei Lipödem helfen?
"Sich regelmäßig bewegen und Sport treiben. Ich persönlich stärke meine Muskulatur mit Krafttraining, fahre gerne Rad, gehe spazieren oder hin und wieder schwimmen. Und ich liebe Trampolinspringen und habe eine Ausbildung zur Jumping- und Health-Trainerin absolviert. Genauso wichtig ist aber, gut zusich zu sein und den eigenen Körper zu akzeptieren, wie er ist. Ein erster Schritt kann sein, über Ängste und Sorgen offen zu sprechen - sei es mit Freund:innen, Therapeut:innen oder anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder online. Ich habe mich zudem vor zwei Jahren dazu entschieden, eine Liposuktion vornehmen zu lassen, bei der Fettzellen entfernt werden."
Wie ist der Eingriff verlaufen?
"Insgesamt waren es vier Operationen im Zeitraum von Januar 2023 bis April 2024. Erst Liposuktion an den Armen inklusiver chirurgischer Hautstraffung, dann die Rück- und Vorderseite meiner Beine und zuletzt kleinere Korrekturen. Der letzte Eingriff war notwendig, weil ich an den Armen und Beinen stellenweise noch Schmerzen hatte und ich mit dem Ergebnis nicht ganz glücklich war. Die Kosten habe ich selbst übernommen. Zusätzlich zur manuellen Lymphdrainage habe ich circa sechs bis acht Wochen nach den Operationen Tag und Nacht eine medizinische Kompressionsversorgung getragen. Diese hat die Schwellungen eingedämmt und die Zeit nach den Eingriffen optimal unterstützt."
Waren die Operationen schmerzhaft?
"Bei der Liposuktion und Straffung der Arme habe ich kaum Schmerzmittel gebraucht, obwohl auch größere Hautlappen entfernt wurden. An den Beinen war es definitiv unangenehmer und beim Treppensteigen oder in die Hocke gehen dachte ich, meine Knie platzen aufgrund der Schwellungen. Ich habe erst rund ein dreiviertel Jahr nach dem letzten Eingriff das Gefühl, deutlich weniger Schmerzen zuhaben. Nicht umsonst spricht man von einem Heilungsjahr - und die Zeit muss man sich und seinem Körper geben!"
Gab es Voraussetzungen, die Sie vor der Operation erfüllen mussten?
"Es macht auf jeden Fall Sinn je nach Ausgangsgewicht abzunehmen. Das senkt außerdem das Risiko von Komplikationen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich mit Ernährung, emotionalem Essen und alternativen Bewältigungsstrategien zu beschäftigen. Zudem sollten konservative Therapieansätze wie manuelle Lymphdrainage, medizinische Kompressionsstrümpfe und Bewegungstherapie komplett ausgeschöpft sein, heißt über einen längeren Zeitraum keine Verbesserung des Lipödems mehr bringen. Erst dann ist es sinnvoll, über eine Liposuktionsbehandlung nachdenken."
Würden Sie anderen Lipödem-Betroffenen eine Fettabsaugung empfehlen?
"Eine Liposuktion ist nicht zu unterschätzen und sollte keine leichtfertige Entscheidung sein. Betroffenen sollte klar sein: Eine Liposuktion kann Beschwerden verringern, aber das Lipödem nicht heilen. Selbstmanagement und ein gesunder Lifestyle sind nach der Operation wichtiger als zuvor. Wir sind nach wie vor in der Verantwortung, Eigeninitiative zu zeigen und reflektiert unser Leben mit der Erkrankung zu gestalten. Für mich heißt das weiterhin konsequent medizinische Kompression an den Beinen zu tragen - lediglich meine medizinischen Kompressionsarmstrümpfe sind seit der Liposuktion der Arme nicht mehr notwendig."
Liebe Frau Schwarz, herzlichen Dank für das Interview!
Informationen für den Sanitätsfachhandel sind erhältlich unter: Telefon 0921 912-333, E-Mail auftragsservice(at)medi.de
Informationsmaterial ist beim medi Verbraucherservice erhältlich: Telefon 0921 912-750, E-Mail verbraucherservice(at)medi.de sowie zum Download unter www.medi.de/infomaterial.
Zweckbestimmungen:
mediven® cosy | mediven mondi®: Flachgestrickte medizinische Kompressionsversorgung zur Kompression der unteren Extremitäten, hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Lymphgefäßsystems
Surftipps:
www.medi.de/diagnose-therapie/lipoedem/krankheitsbild-lipoedem/
www.medi.de/arzt/therapietipps/lipoedemtherapie-lymphoedemtherapie/leitlinie-lipoedem/ (https://ots.de/Pwxs9k)
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