BERLINER MORGENPOST: Gekappte Chancen / Kommentar von Joachim Fahrun zum BER
(ots) - Niemand fliegt gerne um 5.15 Uhr irgendwo hin. Aber
für Billig-Airlines und Charter-Flüge können Starts am frühen Morgen
wichtig sein, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Fluglinien
nutzen die Zeit, um Urlauber zu den Sonnenzielen zu befördern und
ihre teuren Jets möglichst oft hin- und herpendeln zu lassen. Ein
Blick auf den Flugplan eines Umsteige-Flughafens wie Frankfurt zeigt
auch, dass viele Interkontinentalflüge zur frühen Stunde in
Deutschland ankommen.
Wenn nun auf Druck des Landes Brandenburg der Flugbetrieb am -
hoffentlich - im Herbst 2020 eröffneten BER erst ab sechs Uhr
beginnen soll, schädigt das die Position des Hauptstadtflughafens.
Dass ein um seine Wiederwahl bangender Ministerpräsident wie Dietmar
Woidke (SPD) sich dafür einsetzt, ist verständlich. Dass Berlins
Grüne und Linke dafür sind, überrascht kaum. Dass nun aber auch die
Berliner SPD umschwenkt, ist verwunderlich.
Aktuell handelt es sich zwar um eine Phantomdebatte. Nur ein Flug
startet in Berlin regelmäßig vor sechs. Das kann mit dem BER-Start
anders werden, so wie es in Frankfurt/Main bereits ist. Ob es aber
rechtlich trägt, einer Airline den Start ans Mittelmeer zu verbieten
und gleichzeitig den Jumbo aus Peking landen zu lassen, scheint
fraglich. Nicht umsonst haben die Gerichte eine begrenzte Zahl von
Flugbewegungen frühmorgens und nachts als zumutbar erachtet. Nun die
Betriebszeiten einzuschränken, raubt dem BER Entwicklungschancen. Das
kann nicht im Interesse Berlins sein. Auf der Flughafengesellschaft
(FBB) lasten hohe Schulden, die abgetragen werden müssen. Wenn die
FBB nicht genug verdient, muss der Steuerzahler noch mehr für den BER
bezahlen. Das Öko-Argument taugt nicht. Dem Klima ist es egal, ob ein
Flug morgens geht oder am Nachmittag.
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Datum: 08.08.2019 - 21:12 Uhr
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