BERLINER MORGENPOST: Desaster beim Schulbau / Kommentar von Joachim Fahrun
(ots) - Wenn wie am Montag in Marzahn-Hellersdorf eine neue
Schule eröffnet, ist das schön. Schlimm ist, dass in den nächsten
Monaten nur zwei weitere hinzukommen und als sichtbares Ergebnis der
Schulbauoffensive den Schülern zur Verfügung stehen werden. Einzelne
Erfolge können nicht darüber hinweg täuschen: Berlin läuft auf einen
massiven Schulnotstand zu. Mit 26.000 fehlenden Plätzen rechnen die
Planer der überforderten Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bis
2021. Nicht überall in der Stadt, aber in vielen Regionen der Stadt
werden Schüler und Lehrkräfte massiv leiden. Für sie wird es noch
enger in Altbauten, Ergänzungsflächen und Containern. Sollten sich
die selbst vor wenigen Monaten erhobenen Daten als überholt erweisen,
wie das die Bildungsverwaltung wohl hofft, würde das nur halbe
Entwarnung bringen. Es wäre ein peinliches Systemversagen, sollte
sich das noch kürzlich gepriesene Controlling der Bau- und
Planungstätigkeit als unzureichend entlarven. Und selbst wenn statt
26.000 Plätzen nur 20.000 fehlen, wäre das alles schlimm genug. Mit
der Schulbauoffensive fährt Rot-Rot-Grün das wichtigste Projekt der
Legislaturperiode gegen die Wand. Anders als beim ebenfalls nicht wie
geplant laufenden Wohnungsbau geht es nicht um Unterkünfte für
Menschen, die oft erst neu in die Stadt kommen. Das neuerliche
Versagen geht auf Kosten der Berliner Kinder, Jugendlichen und
Lehrkräfte. Wie unter diesen Umständen die eklatanten Defizite in der
Wissensvermittlung behoben werden sollen, bleibt schleierhaft.
Berlins Bevölkerung wächst seit 2005. Dass erst so spät begonnen
wurde, die Schulkapazitäten an den steigenden Bedarf anzupassen, ist
Schuld der SPD und ihrer Senatorin Scheeres. Sie ist seit 2011 für
die Bildung zuständig. Das ist schon viel zu lange.
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Datum: 05.08.2019 - 21:17 Uhr
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