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WDR-"Sport inside": WM Katar - FIFA muss erstmals Ausbeutung von Gastarbeitern auf den WM-Stadionbaustellen zugeben

ID: 1726519


(ots) -
Gastarbeiter aus Nepal richten im WDR-Magazin "Sport inside" (WDR
Fernsehen, 5. Juni 2019, 22.55 Uhr) massive Vorwürfe an die Adresse
der Firma TAWASOL, die als Subunternehmer am Bau des Stadions Al Bayt
in Al Khor, Katar beteiligt ist. Sie sprechen von schweren Unfällen
mit Todesfolge, Misshandlungen und nicht ausbezahlten Gehältern. Das
WM-Organisationskomitee in Katar schließt aus, dass es die
beschriebenen Todesfälle auf der Baustelle gab, von Misshandlungen
sei dem Komitee nichts bekannt. Erstmals muss die FIFA gegenüber der
Presse einräumen, dass es auf einer WM-Baustelle "Verstöße" gegen das
Arbeitsrecht gab. "Uns ist bekannt, dass bezogen auf die Firma
TAWASOL - einem Subunternehmer beim Bau des Al Bayt Stadions -
Verstöße gegen die Standards für die Arbeiter festgestellt worden
sind", so die FIFA-Pressestelle.

Das für die Ausrichtung der WM zuständige Supreme Committee for
Delivery and Legacy (SC) in Katar konkretisiert: 23 Arbeitern von
TAWASOL seien inzwischen Löhne nachbezahlt worden. Sie arbeiteten nun
weiterhin für die Firma auf der Baustelle. TAWASOL wurde der Auftrag
demnach nicht entzogen. Dazu das WM-Organisationskomitee in Katar:
"Das Organisationskomitee SC hat dieses Unternehmen von zukünftigen
SC-Ausschreibungen so lange suspendiert, bis es sich gänzlich an alle
Vorschriften hält."

Der Gastarbeiter Nagindar Yadav hatte für TAWASOL ein Jahr lang auf
der Baustelle Al Bayt gearbeitet: "Wir hatten Angst um unsere
Sicherheit, vor allem in großer Höhe. Zwei Arbeiter sind vor meinen
Augen im Stadion gestorben. Wir standen unter Schock. Wir haben uns
geweigert weiterzuarbeiten, doch die Vorgesetzten zwangen uns. Ein
anderes Mal wurden sieben Arbeiter grundlos im Büro von TAWASOL
verprügelt. Und wenn wir krank waren, durften wir nicht im Bett
bleiben, sondern mussten zur Strafe raus in die Hitze. "Die Firma




äußerte sich zu diesen schweren Vorwürfen auf Anfrage nicht.

"Sport inside" hat im Mai 2019 vor Ort verdeckt recherchiert und
weitere schwere Verstöße gegen das geltende Arbeitsrecht des Landes
Katar gefunden: Einer großen Gruppe Gastarbeiter aus Nepal - weit
über einhundert Arbeiter, so berichten es mehrere Betroffene - habe
der katarische Firmenboss die Pässe abgenommen. Viele von ihnen
hätten seit November 2018 keine Gehälter bekommen.

So sagt Gastarbeiter Dil Prasad: "Insgesamt sind wir 125 Arbeiter,
die hier festsitzen. Wir sind Gefangene. Jeden Tag essen wir Brot und
Wasser - ohne Geld können wir uns nichts anderes leisten." Und Adi
Bahadur Gurung ergänzt: "Seit November erzählte uns der Firmenboss
immer wieder, dass unser Gehalt kommen würde. Immer wieder verlangte
er von uns, dass wir geduldig sein sollen. Am Anfang glaubten wir ihm
und arbeiteten weiter. Im März, nach vier Monaten ohne Geld, hörten
wir dann auf zu arbeiten."

Die FIFA spricht von "schwerwiegenden Vorwürfen", denen man nachgehen
wolle. Die betroffenen Firmen wie auch die Behörden in Katar
reagieren nicht auf Anfrage von "Sport inside".

Nach offiziellen Zahlen der Regierung in Nepal sind in den letzten
zehn Jahren 1.426 Gastarbeiter aus Nepal in Katar ums Leben gekommen.
522 davon verstarben an plötzlichem Herztod, 148 bei Arbeitsunfällen.
Wie viele dieser Todesfälle mit der WM in Zusammenhang stehen, ist
unbekannt.
In mehreren Berichten hatten Amnesty International und Human Rights
Watch die katastrophale Lage für die Gastarbeiter in Katar
angeprangert.
Der WM-Ausrichter Katar hatte in den letzten Jahren sein Arbeitsrecht
internationalen Standards angepasst. Die FIFA, die mit der WM
Milliarden Euro verdient, hat sich laut eigenem Statut verpflichtet,
die Menschenrechte zu schützen.

Ihr Präsident Gianni Infantino, der heute zur Wiederwahl ansteht,
sagt zum Ausrichter Katar: "Diese WM wird ein großartiges Erbe
hinterlassen. Vor allem, was die die soziale Lage angeht. Bereits
jetzt gibt es einen sehr wichtigen sozialen Einfluss."

www.ard-foto.de




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wdrpressedesk(at)wdr.de
Telefon: 0221 220 7100

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