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Rekordjahr 2009: Der unerbittliche Preiskampf im Lebensmittelhandel tobt

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(IINews) - 500 Millionen Euro landen im Müll.

Brüssel/Berlin, 21. Januar 2010 – Nutella für 99, Milka für 49 Cent und Dallmayr-Kaffee für 2,49 Euro – wo gibt’s denn sowas? Antwort: bei Aldi, Lidl und Co.. Nie zuvor war Essen in Deutschland so billig. Denn 2009 tobte ein unerbittlicher Preiskampf im Lebensmittelhandel. Insgesamt 12 Preissenkungsrunden führten zu rekordtiefen Preisen. Aldi wollte seine Position als Preisführer mit allen Mitteln verteidigen und ging abwechselnd mit dem Erzrivalen Lidl in die Offensive. Die Abschläge lagen teilweise bei mehr als 20 Prozent. Das macht den Wettbewerbern das Leben schwer. „Wir haben unter dem brutalen Wettbewerb der Discounter zu leiden“, so Metro-Chef Eckhard Cordes im Gespräch mit der Lebensmittelzeitung. Von den kleinen Tante Emma Läden ganz zu schweigen.

Mehr Kreativität am Point-of-Sale

Gleichzeitig sind Unternehmen kreativer geworden, was neue Konzepte angeht. „Wenn das preisliche Unterbieten seine Grenze erreicht, ist es für die erfolgreiche Kundenbindung wichtiger denn je, den optimalen Service am Point-Of-Sale zu bieten“, erklärt Claudia Gross, Director Global Marketing and Communication beim Technologiehersteller Bizerba. Es gehe dabei um mehr, als nur den reibungslosen Abverkauf der Ware zu organisieren. „Kunden wollen Produkte nicht nur sehen, sondern auch Informationen zu Herkunft, Nährwert und Inhaltsstoffen bekommen. Die neue Multimedia-Waage K-class zeigt Verbraucherinformationen auf kunden- und verkäuferseitigen Displays an“, so Gross weiter. Selbst ungeschultes Personal werde somit zu kompetenten Beratern.

Nicht alle Produkte, die auf den ersten Blick günstiger erscheinen, sind es tatsächlich

Seit Wegfall fast aller verbindlichen Mengenvorgaben bei Lebensmittelpackungen im Frühjahr 2009 beobachteten Verbraucherschützer immer mehr Tricksereien mit veränderten Packungsgrößen – weniger Inhalt zum gleichen Preis. Laut einem Bericht von Spiegel-Online enthielt etwa der Bierkasten einer norddeutschen Brauerei bei Stichproben nur noch 27 statt 30 Flaschen. Diese Masche würde überall angewendet, so der Handelsexperte Armin Valet: „Nur anhand des erhöhten Grundpreises kann man den Anbietern auf die Schliche kommen“. Der Packungspreis so letztlich für Preisvergleiche uninteressant.





Kartelle treffen heimliche Preisabsprachen

Das Bundeskartellamt hat Geldbußen in Höhe von insgesamt 159,5 Millionen Euro gegen drei Kaffeeröster wegen Preisabsprachen verhängt. Es handelt sich um die Unternehmen Melitta, Tchibo und Dallmayr. Seit Anfang 2000 bestehe ein Gesprächskreis aus Geschäftsführern und Vertriebsleitern. Allein die beiden im Dezember 2004 und im April 2005 angekündigten Preiserhöhungen führten zu einem Anstieg der Endverbraucherpreise von durchschnittlich mehr als einem Euro pro 500 Gramm-Packung.

EU-Kommission will Preise stärker kontrollieren

Erst neulich haben die Mitgliedsstaaten eine Mitteilung der EU-Kommission zur Optimierung der Lebensmittelkette abgesegnet. Diese unterstellt dem europäischen Markt, er habe bei der Bildung der Lebensmittelpreise versagt. Die Ernährungsindustrie und der Lebensmitteleinzelhandel hätten demnach den preislichen Bogen überspannt, als die Rohstoffe für Agrargüter teurer wurden, und es versäumt, die Preise wieder zu senken, als diese Phase vorüber war. Künftig will Brüssel den Handel daher in die Schranken weisen, indem es unfaire Vertragspraktiken verbietet und die Preise stärker kontrolliert.

BVE erteilt Preismonitoring eine Absage

Die Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE) erteilt dem EU-Preismonitoring eine strikte Absage. Sie hat sich kritisch mit der EU-Untersuchung auseinandergesetzt und kommt zu dem Ergebnis, dass die Lebensmittelpreise auf dem deutschen Markt nicht zu hoch sind. Der deutsche Lebensmittelmarkt sei durch einen sehr starken Wettbewerb gekennzeichnet, der zum Ergebnis hat, dass die Lebensmittelpreise in den letzten 30 Jahren nur halb so stark gestiegen sind wie die allgemeinen Lebenserhaltungskosten.
„Maßnahmen zur Kontrolle und Eindämmung des Wettbewerbs, wie sie die Europäische Union diskutiert, sind unnötig und schädlich“, erklärt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland in einer Presseerklärung. Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel würden die Gewinnmargen mit durchschnittlich etwa 1,5 Prozent sehr niedrig liegen. Der Handel gebe sowohl steigende Einkaufspreise als auch niedrigere Rohstoff- und Ernergiepreise an seine Kunden weiter. „Dies ist ein sicheres Zeichen für einen funktionierenden Wettbewerb zum Nutzen der Verbraucher“, so Genth weiter. Damit trage der Einzelhandel auch in der Wirtschaftskrise zu einer verbraucherfreundlichen Preisentwicklung bei, die die Kaufkraft der Bundesbürger schone. „Ein europäisches System zur Preisüberwachung ist daher aus unserer Sicht überflüssig und ordnungspolitisch nicht vertretbar.“

500 Millionen Euro landen im Müll

Knapp 12 Prozent des Budgets gibt ein deutscher Haushalt im Durchschnitt für Nahrung aus, in der Nachkriegszeit war es noch mehr als die Hälfte. Dazu trägt die starke Ausbreitung von Discountern wie Aldi und Lidl bei, die im deutschen Lebensmittelhandel den Ton angeben. Tatsächlich lässt sich der Überfluss der Neuzeit auch am Inhalt unserer Mülltonnen ablesen. Jedes fünfte Brot würde weggeworfen, in Deutschland landeten Lebensmittel im Wert von 500 Millionen Euro im Abfall, so ein Bericht der Süddeutschen Zeitung.

Quellen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,647924,00.html
http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Presse/091221_PM_Kaffeeroester.pdf
www.lz-net.de/news/topnews/pages/protected/show.prl?id=76791
http://ec.europa.eu/index_de.htm#
http://www.bve-online.de/presseservice/pressemitteilungen/pm_091204/
http://www.einzelhandel.de/pb/site/hde/node/181764/Lde/index.html
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/226/464822/text/


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Datum: 25.01.2010 - 12:39 Uhr
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