500 Millionen Euro für Strompreissenkungen
Bundeswirtschaftsminister Rösler: Besonders kleinere Gewerbetreibende sollen während der Energieumlage entlastet werden
(IINews) - Köln, 20. Juli 2011 - Deutschland steht vor dem grundlegenden Umbau der Energieversorgung. Bis Ende 2022 will das Land vollständig auf die Stromerzeugung in deutschen Kernkraftwerken verzichten. Damit sind die Weichen gestellt, um die Ära der erneuerbaren Energien beginnen zu lassen. Ihr Erfolg hängt stark von der Infrastruktur ab, insbesondere vom Netzausbau. Schließlich ginge es auch um die Bezahlbarkeit der Energie für "ganz normale Menschen", sagt Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) im Interview mit dem Deutschlandfunk: "Wir werden rechnen müssen mit 35, vielleicht 40 Euro pro Jahr an zusätzlichen Kosten aufgrund des Ausstiegs aus der Kernenergie".
Für Unternehmen sei Energie als Rohstoff längst ein wichtiger Kostenfaktor geworden. Um deren Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft sicher zu stellen, seien im Energie- und Klimafonds 500 Millionen Euro für Strompreissenkungen reserviert. "Hier wollen wir, anders als bisher, gerade die kleineren Gewerbetreibenden, also zum Beispiel Handwerker, mit in die Entlastung von der Energieumlage einbeziehen", erklärt Rösler.
Bislang steigen die Energiepreise kontinuierlich. Das spürt auch der Einzelhandel: In einer Umfrage des EHI Retail Institute gaben 63 Prozent der Handelsunternehmen an, dass ihre Energiekosten im Jahr 2010 um bis zu 10 Prozent gestiegen seien. Rund 85 Prozent der Unternehmen rechneten bis 2013 mit einem Anstieg um weitere 10 Prozent. Es verwundere daher nicht, dass die Investitionsbereitschaft in Energiesparmodelle wächst, lautet eine Schlussfolgerung des EHI. Der Fokus läge dabei auf dem größten Stromschlucker: der Kühlung. Es zeigen sich 80 Prozent der Händler bereit, in energiesparende Kälteanlagen zu investieren, mit der Erwartung, dadurch rund 20 Prozent Energiekosten einzusparen.
Kühlanlagen verursachten bis zu 60 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Lebensmittelgeschäften, heißt es in einer Broschüre des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Die Kosten seien beträchtlich: sie bewegten sich für ein Geschäft mit 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche zwischen 18.000 und 30.000 Euro pro Jahr. Gute Kühlanlagen zeichneten sich unter anderem durch ein Gleichgewicht der Temperatur an kalter und warmer Seite aus. Je geringer die Differenz, desto höher ist die Leistungszahl und desto weniger Energie verbraucht die Kälteanlage.
Auch die Maschinenhersteller reagieren auf das Thema Energiemanagement. Damit Lebensmittelproduzenten und Händler die Umwelt schonen und zugleich ihre Betriebskosten senken können, hat das baden-württembergische Unternehmen Bizerba eine neue Generation Schneidemaschinen entwickelt. "Die Motoren arbeiten mit geringerem Energiebedarf. Sie verbrauchen rund 35 Prozent weniger Strom als marktübliche Maschinen und erreichen im Standby-Modus einen Null-Energieverbrauch", sagt Martin Arndt, Geschäftsführer Technik bei Bizerba.
Das Steigern der Energieeffizienz sei insbesondere für die Industrie eine Schlüsselfrage. "Nach wissenschaftlichen Studien besteht ein wirtschaftliches Einsparpotential von jährlich 10 Milliarden Euro", sagt Jens Hesselbach, Leiter des Fachbereichs Umweltgerechte Produkte und Prozesse an der Universität Kassel, in einem Bericht der Initiative Klimaschutz Unternehmen. Der Anteil der Wirtschaft am Gesamtstromverbrauch betrage 71 Prozent. "Wir haben bewiesen, dass die von der Bundesregierung anvisierten Energiesparziele bereits heute mit der am Markt verfügbaren Technik realisiert werden können", sagt Martin Viessmann, Geschäftsführer der Viessmann GmbH. Es bestünde kein Technologie-, sondern ein Marktdurchdringungsproblem.
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Datum: 20.07.2011 - 12:37 Uhr
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