Acatech-Chef Kagermann fordert visionäre technologische Großprojekte
Acatech-Chef Kagermann fordert visionäre technologische Großprojekte
(pressrelations) - >Der profilierteste Technologieberater der Bundesregierung, Henning Kagermann, fordert, neue "visionäre Großprojekte" gegen die Krise aufzulegen. Auf EU-Ebene sollten dafür die Weichen gestellt werden, sagte der Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) in einem Interview mit der Zeitschrift manager magazin (erscheint heute, 18. Dezember). "Wenn jedes Land seine Innovationsansätze im Alleingang fördert, dann fehlt finanzielle Schlagkraft."
Als Beispiel nannte der frühere Vorstandsvorsitzende des Softwarekonzerns SAP das Desertec-Projekt, mit dem ein vornehmlich deutsches Konzernkonsortium Solarstrom in Nordafrika produzieren und nach Europa leiten will. Kagermann regte an, dieses Vorhaben zu öffnen und zu einem EU-übergreifenden Programm auszubauen. "Das muss alles grenzüberschreitend laufen, sonst entwickeln diese Vorhaben nicht die Wucht, um in den globalen Markt durchzudringen." Mit rein nationaler Politik lasse sich der internationale Hochtechnologiewettbewerb nicht gewinnen. "Um da mithalten zu können, brauchen wir mehr Mut zum Klotzen. Das geht aber nur in einer europäischen Lösung." Dafür solle an anderer Stelle gespart werden.
Auch die deutsche Technologiepolitik lässt nach Kagermanns Meinung zu wünschen übrig. Neben den Subventionen für konkrete Projekte müsse es auch Steuergutschriften für Forschung und Entwicklung (F E) geben. "Wir wollen eine staatliche Förderung von F E, wie sie auch bei unseren größten Wettbewerbern, in den USA, Großbritannien und Japan, üblich ist."
Die Technologieförderung soll sich nach Kagermanns Meinung künftig auf zwei Felder konzentrieren. Als erstes Feld nannte er "die Errichtung einer Infrastruktur für eine sichere und klimafreundliche Energieversorgung in Europa". Sie solle alle Elemente von der Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Quellen, über intelligente Stromnetze, Elektroautos, stromsparende Haushaltsgeräte und Maschinen bis hin zur IT-Steuerung umfassen. "Da können wir Spitzentechnologie entwickeln, neue Exportchancen erschließen und auch noch das Klima retten."
Als zweites großes Entwicklungsfeld fordert Kagermann, "die Chancen der demografischen Entwicklung" zu nutzen. Es gehe darum, Technologiekonzepte zu entwickeln, die dafür sorgen, dass "zukünftig neun Milliarden Menschen auf unserer Erde mit Nahrung und Wasser versorgt werden können, ohne Raubbau an den Ressourcen zu treiben. Dies stellt uns vor große technologische, organisatorische und zivilisatorische Herausforderungen."
Autor: Henrik Müller,
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Datum: 19.12.2009 - 02:06 Uhr
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