Stuttgarter Zeitung: Ein Weltkonzern versagt / Kommentar zu Siemens/Bahn/ICE
(ots) - Pünktlich zu den Festtagen hat die Bahnaufsicht
endlich den Einsatz der neuen ICE-Züge von Siemens genehmigt. Ein
Grund zum Feiern ist das angesichts von zwei Jahren Verspätung
trotzdem nicht. Als "Megapeinlichkeit" hat sogar der neue
Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser unlängst die Technik- und
Lieferprobleme seines Weltkonzerns bezeichnet. Die Münchner sehen
sich sonst gerne als einer der führenden Anbieter bei
Schienenfahrzeugen. Die Realität sieht oft anders aus.
Bei diesem wichtigen ICE-Auftrag der Deutschen Bahn hat der
Siemens-Konzern versagt und damit nicht nur den eigenen Ruf, sondern
auch das Markenzeichen "made in Germany" weiter beschädigt.
Fairerweise muss man ergänzen, dass auch andere Zuglieferanten in den
vergangenen Jahren durch Lieferverzögerungen und Qualitätsmängel ihre
Kunden im Stich gelassen haben. Die Leidtragenden sind am Ende die
Bahnfahrer, weil der Schienenverkehr durch fehlende und fehlerhafte
Fahrzeuge, die ständig in die Werkstatt müssen, erheblich
beeinträchtigt wird.
Die Liberalisierung des Beschaffungsmarktes und der seither
verschärfte Wettbewerb in der Bahnindustrie zeigen hier ihre
Schattenseiten. Man kann nur hoffen, dass künftig wieder mehr Wert
auf Qualität, Liefertreue und Nachhaltigkeit gelegt wird - bei
Siemens ebenso wie bei den Konkurrenten.
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Datum: 23.12.2013 - 19:00 Uhr
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