Hessische Chemie tritt weiter auf der Stelle / Wettbewerbsfähigkeit muss stärker in den Fokus aller Beteiligten rücken
(ots) - Die chemische und pharmazeutische Industrie in
Hessen findet im laufenden Jahr noch nicht aus der Stagnation heraus.
Zwar ist 2013 im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes
Produktionswachstum zu verzeichnen, doch das Niveau aus der Zeit vor
der Krise ist noch nicht wieder erreicht. Trotzdem bleibt die
Beschäftigung bisher stabil und die Zahl der Ausbildungsplätze weiter
auf hohem Niveau.
Der Arbeitgeberverband HessenChemie und der VCI Hessen stellten
heute auf ihrer Herbstpressekonferenz in Frankfurt die Zahlen aus
einer aktuellen Konjunkturumfrage vor. Demnach lag die Produktion in
der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen in den ersten acht
Monaten 2013 um 4,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Im
weiteren Jahresverlauf jedoch werde sie sich aller Voraussicht nach
aber abschwächen. "Derzeit rechnen wir für das Gesamtjahr mit einer
Produktionssteigerung von 2 Prozent", sagte Hartmut Erlinghagen,
Vorstandsvorsitzender der HessenChemie. Trotz dieser Steigerung habe
die Produktion im längerfristigen Vergleich seit der Krise stagniert.
In der "klassischen" Chemie - im Unterschied zur Pharmaindustrie -
bleibe sie sogar deutlich hinter dem Niveau von 2007 zurück.
Grundlage für die Zahlen ist eine Umfrage, an der sich 51
Mitgliedsunternehmen mit insgesamt rund 56.000 Mitarbeitern
beteiligten. Das entspricht rund 60 Prozent der Beschäftigten im
Verbandsbereich und spiegelt die Struktur der Mitgliedsunternehmen
wider. Hinzugezogen wurde zudem die amtliche Statistik bis
einschließlich August 2013.
Die Umsätze der Branche sind 2013 um 2,8 Prozent gestiegen, die
Erträge waren jedoch durchwachsen: Rund 45 Prozent der Unternehmen
bewerteten ihre Ertragslage im Herbst 2013 als "kaum befriedigend"
oder "schlecht". Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr kamen nur 32
Prozent zu diesem Urteil. Die Preise für Chemieerzeugnisse sanken,
der Umsatz in der "klassischen Chemie" nahm um 2,3 Prozent ab. In der
Pharmaindustrie hingegen gab es ein Umsatzplus von 9,1 Prozent. Dies
war insbesondere dem Export zu verdanken, der um 11,1 Prozent
gegenüber dem Vorjahr anstieg. Im Inland wuchs der Umsatz um 1,9
Prozent. "Der schwere Einbruch von 25 Prozent im Vorjahr konnte damit
aber bei weitem nicht ausgeglichen werden", stellte Erlinghagen fest.
Obwohl die Anlagenauslastung 2013 für die gesamte Branche unter
dem langfristigen Jahresmittel lag und die Lohnstückkosten deutlich
stiegen, war die Zahl der Beschäftigten laut amtlicher Statistik im
August mit 0,3 Prozent höher als vor einem Jahr. Auch dieses Plus ist
auf die Pharmaindustrie zurückzuführen, die einen Zuwachs von 1,2
Prozent verzeichnete, während die "klassische" Chemie mit einem Minus
von 0,1 Prozent nahezu stabil blieb.
Für die Zukunft sehen die Verbände zahlreiche potenzielle
Belastungsfaktoren, darunter die anhaltende Nachfrageschwäche aus
Europa, sinkende Investitionsquoten, steigende Lohnstückkosten und
erhöhten Wettbewerbsdruck. In der Pharmaindustrie stellen die
massiven staatlichen Eingriffe ein zusätzliches Problem dar. Die
Pläne zur Verlängerung des seit 2009 geltenden Preismoratoriums und
zur Fortführung der Zwangsrabatte verschärfen die Lage noch
zusätzlich. "Die Wettbewerbsfähigkeit muss wieder stärker in den
Fokus aller Beteiligten rücken", mahnte Erlinghagen an. "Für eine
auch morgen noch konkurrenzfähige Industrie darf die Politik jetzt
keine zusätzlichen Belastungen beschließen. Auch die
Chemie-Sozialpartner müssen durch einen moderaten Tarifabschluss 2014
einen wichtigen Beitrag leisten."
Auf weiterhin sehr hohem Niveau bewegt sich das
Ausbildungsplatzangebot der Branche. "Die Zahl von 1.500
Ausbildungsplätzen wird bereits zum dritten Mal in Folge
überschritten", sagte Jürgen Funk, Geschäftsführer der HessenChemie
für den Bereich Bildung. Die exakte Zahl wird am 25. November durch
die Sozialpartner festgestellt.
"Diese Erfolgsgeschichte ist wesentlich auf den Tarifvertrag
'Zukunft durch Ausbildung' zurückzuführen, den die
Chemie-Sozialpartner 2003 auf Bundesebene verabschiedet haben",
stellte Funk fest. Insbesondere der darin enthaltene Grundsatz
"Ausbildung geht vor Übernahme" habe dazu geführt, dass viele junge
Menschen zusätzlich eine attraktive Ausbildung in der Branche
erhalten haben. Die Übernahmequoten liegen seit Jahren deutlich über
80 Prozent. Die Perspektiven für eine erfolgreiche berufliche
Laufbahn seien damit weiterhin sehr gut.
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Arbeitgeberverband Chemie und
verwandte Industrien für das Land Hessen e.V.
Jürgen Funk, Pressesprecher
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Datum: 12.11.2013 - 11:35 Uhr
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