Hähnchenerzeugung: Halter arbeiten am wirtschaftlichen Limit
(ots) - "Wir Hähnchenhalter arbeiten gerade an unserem
wirtschaftlichen Limit", beklagt Rainer Wendt, Vorsitzender des
Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH) und Vizepräsident
des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), in einem
heute mit dem Fachmagazin 'DGS Die Geflügelwirtschaft und
Schweineproduktion' geführten Interview. Im Kontext der Meldungen
über die angespannte wirtschaftliche Situation für die deutschen
Puten- und Legehennenhalter der vergangenen Tage, zeigt auch Wendt im
Interview eine ähnlich dramatische Erlössituation für die
Hähnchenerzeuger in Deutschland auf: So lag im Schnitt der ersten
sieben Monate dieses Jahres die sogenannte Bruttomarge, also die
Erlöse abzüglich der Kosten für Küken und Futter, um rund 14 Prozent
unter den Vorjahreswerten. Pro Kilogramm Lebendgewicht wurden dabei
rund 2 Cent weniger als noch im letzten Jahr erzielt. Die
Rentabilität liegt in diesem Jahr deutlich unter den Zahlen aus dem
letzten Jahr. Wendt äußert sich besorgt: "Und langsam wird die
Situation für viele Erzeuger sehr belastend, denn nicht nur müssen
wir und unsere Familien davon leben, sondern fehlt auch einfach
zunehmend das Geld für notwendige Investitionen in die
Weiterentwicklung und Instandsetzung unserer Anlagen." Wendt macht
zudem deutlich, dass gerade jene Erzeuger, die in den letzten Jahren
in moderne Ställe investiert haben, nun Schwierigkeiten haben, ihre
getätigten Investitionen wieder zu erwirtschaften.
Preise für Hähnchenfleisch müssen stabil bleiben
Der Handel darf in dieser schwierigen Situation die Preise für
Hähnchenfleisch mit dem Verweis auf sinkende Futterpreise nicht auch
noch senken, zeigt sich Wendt besorgt, denn das wäre das
wirtschaftliche Ende für viele seiner Kollegen. Die hohen
Futterpreise der letzten Monate wurden bisher nicht ausgeglichen.
"Wir stecken in einer totalen Kostenfalle und was wir jetzt brauchen,
das sind stabile Preise und sinkende Futterkosten. Wenn Sie mich
fragen, kann ich in diesem Zusammenhang nur an den Handel und an alle
Verbraucher appellieren, unsere Arbeit mit anständigen Preisen auch
zu honorieren", so die zentrale Botschaft von Wendt im DGS-Interview.
Die Hähnchenhalter arbeiten heute in Deutschland auf sehr hohem
Niveau im Tierschutz und mit viel Engagement für den Beruf. Und dem
Verbraucher wird ein hochwertiges Lebensmittel angeboten. "Dass das
alles nicht für wenige Euro zu machen ist, muss doch jedem dabei klar
sein", zeigt sich Wendt bedacht.
Ungleichgewicht zwischen Erzeugerpreisen und Kosten sind Ursache
Als Ursache für diese wirtschaftliche Situation sieht Wendt ein
Ungleichgewicht zwischen den Erlösen, die die Erzeuger für ihre Tiere
bekommen, und den Kosten, die für die Erzeugung anfallen. "Zwar lagen
die Erzeugerpreise für Lebendware in den ersten sieben Monaten dieses
Jahres um rund 8,8 Prozent über den Vorjahreswerten, gleichzeitig
mussten wir Erzeuger aber wiederum deutlich mehr für das Futter
ausgeben", erklärt Wendt. Nach einer Erhebung der
Landwirtschaftskammer Niedersachsen lagen die Futterkosten um 17,3
Prozent höher. Von den 12 Cent, die den Hähnchenerzeugern nach einem
Abzug von Kosten für Futter und Küken bleiben, werden zusätzlich noch
die Kosten für Einstreu, Wasser, Strom, Heizung, Tierarztkosten und
Löhne beglichen. "Da kann man sich schnell selbst ausrechnen, was am
Ende für den einzelnen Halter übrig bleibt, nämlich fast nichts!",
resümiert Wendt.
Hinweis: Das vollständige Interview mit Herrn Wendt finden Sie
unter www.dgs-magazin.de
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Datum: 23.08.2013 - 12:52 Uhr
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