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Westdeutsche Zeitung: Systematisches Doping im Westen der Republik? - Der Blick auf den Sport verändert sich
Ein Kommentar von Olaf Kupfer

ID: 920975

(ots) - Zuerst einmal räumt die Studie der Berliner
Humboldt-Universität mit einem unsäglichen, aber bislang recht
haltbaren Urteil auf: Dass jene Sportler des Westens saubere Helden
der Tartanbahn waren, während die Konkurrenten aus dem Osten als
medikamentös hochgerüstete Betrüger nach den Medaillen griffen.

Interessant sind die Reaktionen auf den Bericht: Aktive Politiker
aller Farben fordern wortreich sofortige Aufklärung, immer in der
Gefahr, das Thema schon jetzt für den Wahlkampf missbraucht zu haben
- und nach dem ersten Aufschrei wieder fallenzulassen. Jene, die
heute keine Verantwortung mehr tragen, halten die wissenschaftlich
untermauerte Dimension für schlichtweg unmöglich. Ein vielleicht
menschlicher und gelernter Reflex, der sich im Zuge aller
Dopingdiskussionen inhaltlich zu oft als wenig nachhaltig erwiesen
hat - und damit für gewöhnlich auf die Betroffenen zurückschlägt. Das
dürfte auch für Größen wie Walther Tröger oder Hans-Dietrich Genscher
gelten.

Noch mehr als das Entsetzen über jene Dopingmentalität auch im
Westen muss Gegenwart und Zukunft interessieren. Die tobenden
Dopingdebatten (mit immer mehr entlarvten Sportlern) verändern den
Blick auf den Sport: Kann der als Unterhaltung noch funktionieren?
Hat Würdigung ohne Vertrauen noch einen Wert? Und noch dringender:
Warum sollte die heutige Regierung weniger Anspruch stellen als
offenbar jene der 70er Jahre, wo es doch heute in einem
zusammenwachsenden Europa noch mehr um Geltungs- und Führungsanspruch
zu gehen scheint?

Gerade erst hat die NSA-Affäre auch in Deutschland vor Augen
geführt, wie demokratische Staaten selbst gesetzte Regeln
untergraben. Das gilt dort für das Grundrecht auf Freiheit wie in
diesem (Doping-)Fall für das Einhalten von fairen Regeln.
Offensichtlich ist es an der Zeit, jede Naivität abzulegen und die




Dinge substanziell zu hinterfragen. Mit Namen von Tätern und
Geschädigten. Mit einer Veröffentlichung des Berichts ohne jede
Einschränkungen von Lobbyisten. Und mit einer Haltung dem Sport
gegenüber, die nichts mehr für unmöglich hält. Übrigens auch nicht im
Fußball.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
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Datum: 04.08.2013 - 19:22 Uhr
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