WAZ: Bewusst die Augen verschlossen. Kommentar von Thomas Lelgemann
(ots) - Es wird höchste Zeit, dass die Namen auf den Tisch
kommen. Schon im Herbst 2011 erhoben Berliner Wissenschaftler im
Zwischenbericht ihrer Doping-Studie den Vorwurf, dass in der
Bundesrepublik seit Beginn der 70er-Jahre gezielt gedopt worden sei.
Bisher wurde die Veröffentlichung von staatlichen Stellen verhindert.
Durch Recherchen von Journalisten kommt endlich Bewegung in die
Sache. Nicht nur in der DDR, sondern auch in der Bundesrepublik wurde
gedopt. Das wissen wir alle. Es geht darum, ob der Betrug im Sport
auch im Westen von staatlichen Stellen gefördert oder sogar gefordert
wurde. Die Studie bringt bisher keine Beweise, sondern nur Indizien.
Klar ist aber, dass sowohl Sportfunktionäre als auch Politiker aktiv
die Augen verschlossen haben. Forschungsprojekte zur Wirksamkeit von
Dopingmitteln wurden finanziert, Anti-Doping-Maßnahmen eher
verhindert. Der Unterschied der beiden Systeme liegt im Menschen
selbst. In der DDR wurden Sportler sogar manchmal ohne ihr Wissen
gedopt. In der Bundesrepublik hätte man nein sagen können. Das ist
bis heute so. Man muss nicht betrügen, wenn man es nicht will.
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Datum: 04.08.2013 - 19:08 Uhr
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