Trotz sinkenden Venture-Capitals – Fraunhofer Venture appelliert an Gründermentalität von deutschen Wissenschaftlern
Die Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Gründungen sind am Wissenschafts-Standort Deutschland eigentlich hervorragend. Warum geht die Zahl gerade der High-Tech-Gründungen dennoch seit einigen Jahren zurück? Im Jahr 2012 ist das Venture-Capital um laut BVK-(Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften)-Statistik um 5,8 Prozent gesunken. Potenzielle Gründer sind gehemmt, ihnen stehen weniger Mittel zur Verfügung. Daher ist auch die Zahl der Unternehmensgründungen zum dritten Mal in Folge rückläufig. Thomas Doppelberger, Leiter von Fraunhofer Venture, kennt die Gründe für diese Entwicklung und appelliert an die Gründermentalität von Wissenschaftlern, es dennoch zu versuchen. Fraunhofer Venture motiviert Gründungswillige mit verschiedenen Projekten und hat die Verbesserung der Gründer- und Innovationskultur zur Hauptaufgabe erhoben.
(IINews) - Vor drei Jahren, der Hochzeit der Weltfinanzkrise, hat nahezu jeder Analyst mit einem Rückgang der Unternehmensgründungen gerechnet. Zu unsicher waren Märkte und Geldgeber gleichermaßen. Dass sich die Gründungsquote auf sinkendem Niveau etablieren würde, haben nicht alle Experten in dieser Form erwartet. Hinzu kommt laut dem BVK, die Tatsache, dass nur rund ein Viertel der Investitionen von Beteiligungsgesellschaften kamen, die in Deutschland ihren Hauptsitz haben. Die anderen drei Viertel sind Investoren aus dem Ausland – oder solche, die nur mit einem lokalen Büro in Deutschland aktiv sind. Was also hemmt die deutsche Gründerszene so vehement in den vergangenen Jahren? Thomas Doppelberger von Fraunhofer Venture erklärt die Situation: »Prinzipiell sind die Rahmenbedingungen durch Initiativen auf Bundes- und Landesebene gut, Finanzierungsmöglichkeiten für spätere Phasen der Gründung sind auch verfügbar. Nach wie vor aber ist das Pre-Seed/Seed-Capital ein großes Thema: je früher das Investment, desto höher das Risiko. Und risikoavers ist in Deutschland auch die Venture-Capital-Szene. Dies sieht man am deutlichsten daran, dass die Anzahl der Venture-Capital-Unternehmen in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist, ebenso auch das in frühe Phasen investierte Kapital. Dies erschwert den Gründern natürlich den Start ungemein, wenn a priori klar ist, dass es extrem schwierig werden wird, für die Anfangsphase einen geeigneten Finanzpartner zu gewinnen.«
Fördermaßnahmen motivieren Gründer gerade in der Ideenphase
Die Fraunhofer-Wissenschaftler an den 66 Instituten und Einrichtungen bekommen diese Entwicklung ebenso zu spüren. Gleichzeitig aber profitieren sie von den Fördermaßnahmen, die Fraunhofer Venture für Fraunhofer-Mitarbeiter anbietet. Über 200 Unternehmen aus unterschiedlichen Technologie-Bereichen konnten seit 1999 bei der Gründung unterstützt werden. Entscheidend dabei ist es, die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Gründungsidee schon im frühen Stadium realistisch einzuschätzen und die individuell passenden Maßnahmen vorzuschlagen. Thomas Doppelberger: »Je intensiver man sich am Anfang genau mit den Themen Reifegrad der Technologie, Schutzumfang, Engagement/Verfügbarkeit der Gründer, Finanzierungssituation, Etablierung am Markt und Vertriebsorganisation realistisch auseinandersetzt, desto einfacher kann man Risiken erkennen und gegensteuern und zur erfolgreichen, nachhaltigen Etablierung der Unternehmen am Markt beitragen.«
Drei Erfolgsfaktoren identifiziert Doppelberger dabei als entscheidende Voraussetzung für die Gründung: »Erstens: Ein homogenes Team. Also Gründer, die alle notwendigen Bereiche des Unternehmens abdecken, nicht nur Technologie, sondern auch betriebswirtschaftliche Aspekte wie Marketing, Vertrieb und Finanzen. Dann natürlich das notwendige Kapital, um das Unternehmen zu starten und notwendige Investitionen zu tätigen. Drittens eine Technologie, idealerweise patentrechtlich geschützt, als notwendiges und nachhaltiges Alleinstellungsmerkmal. Das gilt natürlich nicht nur für die Fraunhofer-Gesellschaft, sondern für alle Forschungseinrichtungen mit Ausgründungs-Strategie. Es ist weniger Geld im Markt vorhanden und die Hürden sind so hoch wie nie – frühzeitige konkrete Planung, sowohl in technologischen, als auch betriebswirtschaftlichen Belangen, und Netzwerken von Anfang an spielen eine größere Rolle denn je.«
Der Gründungswille ist nach Meinung des Fraunhofer Venture-Experten Thomas Doppelberger demnach ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Gründung. Es gilt also gerade in Krisenzeiten für Fraunhofer Venture, die Wissenschaftler weiter zu motivieren, ihre Gründung voranzutreiben. »Es ist wichtig, dass schnellstmöglich erste Umsätze die Liquidität positiv beeinflussen. Somit kann teures externes Kapital schneller in notwendige Investments fließen und gegebenenfalls sogar sukzessive zurückgeführt werden«, erklärt Doppelberger. Gründliche Planung, schnelle Erfolge – ein Rezept, mit dem schon viele Spin-offs und Start-ups einen sicheren ersten Schritt in den Markt getätigt haben.
Das Ziel von Fraunhofer Venture: Etablierung einer Gründerkultur
Fraunhofer Venture geht in Zukunft noch einen Schritt weiter. Innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft soll die Gründungsbereitschaft in den kommenden Jahren auf ein neues Niveau gehoben werden. Eine kreative Atmosphäre, in der Ideen bereits zu einem frühen Zeitpunkt identifiziert und gefördert werden können. Thomas Doppelberger erklärt die Struktur in Grundzügen: »Einerseits ist es Bestandteil der High-Tech-Strategie der Bundesregierung, die Gründungsdynamik an Universitäten und Forschungseinrichtungen zu forcieren. Beispielsweise konnte im letzten Jahr im Rahmen der Wissenschaftsfreiheitsinitiative, unter Einbeziehung des BMBF und der anderen drei außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die Leitlinie bezüglich der Rahmenbedingungen zum Eingehen von Beteiligungen aktualisiert werden. In diesem Prozess waren wir als Fraunhofer Venture federführend beteiligt. Es wurde ein Rahmen geschaffen, der mehr Flexibilität ermöglicht, wenn auch noch der eine oder andere Punkt verbessert werden könnte. Darüber hinaus gibt es die beiden Förderprogramme FFE (»Fraunhofer fördert Existenzgründer«) und FFM (»Fraunhofer fördert Management«), beide gestartet im Rahmen von BMBF-Pilotmaßnahmen und beide mittlerweile als interne Fraunhofer-Förderprogramme verstetigt. Derzeit gibt es ein internes Projekt ‚Integriertes Verwertungsmanagement‘ – auch hier wird der Verwertungsweg Spin-off oder Ausgründung entsprechend adressiert. Wir erhoffen uns dadurch eine deutliche Steigerung der Attraktivität von Ausgründungsunternehmungen. « Thomas Doppelberger appelliert an die Wissenschaftler und vor allem die Entscheider an den Fraunhofer-Instituten, die vielfach vorhandenen Förderprogramme zu nutzen und Gründungsideen schon früh von Experten betreuen zu lassen. Eine Philosophie, die innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft Früchte trägt und ein erfolgversprechender Weg ist, die Gründungskrise in Deutschland zu überwinden.
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Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt in Deutschland derzeit 66 Institute und Forschungseinrichtungen. Mehr als 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überwiegend mit natur- oder ingenieurwisenschaftlicher Ausbildung, bearbeiten das jährliche Forschungsvolumen von 1,9 Milliarden Euro.
Als Partner von Spin-offs der Fraunhofer-Gesellschaft, Fraunhofer-Instituten, Industrie und Kapitalgebern unterstützt Fraunhofer Venture Wissenschaftler aus dem Fraunhofer-Umfeld auf ihrem Weg zum eigenen Technologie-Unternehmen. Das Leistungsspektrum umfasst dabei die Bereiche Technologie, Gründung, Finanzierung und Beteiligungsmanagement. Mittlerweile konnten seit 1999 über 200 Unternehmen aus den Fraunhofer-Forschungsthemen erfolgreich gegründet werden.
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Datum: 24.07.2013 - 10:47 Uhr
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