(Sperrfrist 22.06./19:00) NDR: Großrazzia gegen Fleischindustrie - Bundesweite Ermittlungen wegen Verdachts der illegalen Beschäftigung von "Billiglöhnern"
(ots) -
Sperrfrist: 22.06.2013 19:00
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NDR: Großrazzia gegen Fleischindustrie - Bundesweite Ermittlungen
wegen Verdachts der illegalen Beschäftigung von "Billiglöhnern"
Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ermittelt in großem Umfang
gegen Dienstleistungsfirmen der deutschen Fleischindustrie. Das
ergeben NDR-Recherchen für die Dokumentation "Lohnsklaven in
Deutschland", die am Montag (24. Juni) um 22.45 Uhr im Ersten
gesendet wird . Besonders im Visier der Fahnder ist ein kaum zu
durchschauendes Geflecht von Subunternehmern und Briefkastenfirmen
in der Region Duisburg, Moers und Kamp-Lintfort. Diese Firmen
organisieren die Anwerbung von Arbeitskräften aus Rumänien und Polen,
die dann an verschiedene Schlachthöfe in Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz als sogenannte
Werkvertrags-Mitarbeiter vermittelt werden. Für Branchenkenner sind
es "Billiglöhner" und "Lohnsklaven".
Der Verdacht der Düsseldorfer Ermittler: Dieses Firmengeflecht
habe jahrelang Steuern und Sozialabgaben "in großem Umfang"
hinterzogen. Gegenüber dem NDR erklärte der Düsseldorfer Staatsanwalt
Ralf Möllmann, dass dies "ein besonders umfangreiches Verfahren mit
einer Vielzahl von Beschuldigten" sei. Am 14. Mai hätten deshalb 450
Staatsanwälte, Zöllner und Steuerfahnder bundesweit Wohnungen und
Büros von 22 Beschuldigten durchsucht. Derzeit werden viele
beschlagnahmte Computer und Unterlagen ausgewertet.
Mit diesem Düsseldorfer Großverfahren gerät die Fleischindustrie
noch mehr unter Druck. Denn auch die Oldenburger Staatsanwaltschaft
ermittelt seit Jahren wegen ähnlicher Vorwürfe und hat
zwischenzeitlich Anklage erhoben, unter anderem gegen den
Verantwortlichen eines Schlachtbetriebs, der zur Wiesenhof-Gruppe
gehört.
In der NDR-Dokumentation "Lohnsklaven in Deutschland" schildern
Leiharbeiter aus den Schlachthöfen im Oldenburger Münsterland -
darunter auch die der Firmengruppe Wiesenhof - ihre bedrückende
Situation: Ihre Schlafplätze seien in der Regel seien völlig
überfüllte Zimmer, die Arbeitszeiten chaotisch und willkürlich, die -
zumeist nur bar ausgezahlten - Löhne viel geringer als zuvor
vereinbart, bei Beschwerden werde mit Kündigung gedroht.
Die entsprechenden Unterlagen für all diese Behauptungen liegen
den Autoren der NDR-Dokumentation vor. Auch heimlich gedrehte Bilder
beweisen, wie unwürdig die Lebens- und Arbeitssituation der
Betroffenen ist.
Die betroffenen Firmen wollten sich alle nicht vor der Kamera
äußern, bestritten aber schriftlich alle Vorwürfe. Mehrfach wurden
die Autoren der NDR-Dokumentation von Mitarbeitern des Werksschutzes
bei ihren Dreharbeiten behindert. Einige der für die Zustände
Verantwortlichen versuchten auch, bestimmte Aufnahmen und Interviews
durch ihre Anwälte schon vor der Ausstrahlung zu verhindern.
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Redakteur im NDR, Kuno Haberbusch, Mobil-Nr. 0171/3346634
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