Im Mittelstand setzt sich die Skepsis fest
(ots) -
- Geschäftslage besser, Erwartungen aber schlechter
- Mehr Zuversicht hingegen bei den Großunternehmen
- Flut kein akutes Konjunkturrisiko
Bei den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland wächst
die Sorge hinsichtlich der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung.
Ihr Geschäftsklima, der Hauptindikator des
KfW-ifo-Mittelstandsbarometers, steigt im Mai zwar moderat um 1,1
Zähler auf 11,2 Saldenpunkte. Dies ist jedoch ausschließlich auf eine
merklich besser bewertete Geschäftslage zurückzuführen (+5,1 Zähler
auf 18,6 Saldenpunkte). Der Blick des Mittelstands auf das kommende
Halbjahr dagegen trübt sich weiter ein: Die Geschäftserwartungen
fallen im Mai um 3,0 Zähler auf 3,5 Saldenpunkte. Damit liegen sie
nur noch knapp über dem konjunkturneutralen langfristigen
Durchschnitt.
"Offenbar befürchten immer mehr Firmen, dass die hartnäckige
Rezession in weiten Teilen Europas auch die deutsche Wirtschaft
infizieren könnte", sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW
Bankengruppe. "Wir gehen zwar davon aus, dass die Eurozone im zweiten
Halbjahr zu positiven Wachstumsraten zurückfindet und auch
Deutschland wieder stärker wächst als zu Jahresbeginn. Die
Mittelständler warten aber anscheinend auf die Bestätigung, was die
Konjunkturerholung zusätzlich erschwert. Sie ist noch immer kein
Selbstläufer."
Mehr Zuversicht als die Mittelständler demonstrieren hingegen die
Großunternehmen. Sie bewerten im Mai sowohl ihre Lage (+7,6 Zähler
auf 11,4 Saldenpunkte) als auch ihre Erwartungen (+2,8 Zähler auf 1,8
Saldenpunkte) spürbar besser als im Vormonat. Insgesamt verbessert
sich das Geschäftsklima der großen Firmen damit erheblich stärker als
im Mittelstand, nämlich um 5,2 Zähler auf 6,8 Saldenpunkte.
"Angesichts der globalen Ausrichtung der Großunternehmen ist deren
kräftiges Klimaplus zumindest ein Hoffnungssignal, dass sich die
internationalen und insbesondere die europäischen Exportmärkte wie
von uns erwartet in den kommenden Quartalen nach und nach aufhellen
können", so Zeuner.
Insgesamt sei von einem dank nachholender Bauproduktion
dynamischeren zweiten Quartal auszugehen, an das sich eine moderate
Erholung im zweiten Halbjahr anschließen werde. Zeuner: "Doch selbst
unter diesen optimistischen Annahmen kommt das deutsche Realwachstum
2013 nicht über 0,3 % hinaus. Schon wenige weitere negative
Überraschungen würden es sogar unter die Nulllinie drücken, das
Rezessionsrisiko ist entsprechend hoch. Ein durchgreifender
Aufschwung inklusive Erholung der Investitionen setzt voraus, dass
auch die Eurozone als mit Abstand wichtigster Exportmarkt endlich
wieder zu Wachstum zurückfindet."
"Dagegen ist die Flut in Süd- und Ostdeutschland vorerst kein
Konjunkturrisiko, auch wenn sie für die betroffenen Menschen ohne
Zweifel verheerend ist", fügt Zeuner aus aktuellem Anlass hinzu.
Schlüsselstellen sowohl in der Infrastruktur - etwa wirtschaftlich
relevante Häfen - als auch in den Produktionsketten - etwa die Chemie
- scheinen bisher intakt. Für Zahlen sei es aber noch zu früh. Die
Hilfe und Unterstützung der Betroffenen stehe nun im Vordergrund.
Zeuner: "Vom Wiederaufbau nach der Flut werden in den betroffenen
Regionen künftig positive Konjunkturimpulse ausgehen, etwa für den
Bau. Dies ist für diejenigen, die ihre Existenz neu gründen müssen
allerdings nur ein schwacher Trost."
Eine ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafik zum
aktuellen KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist unter
www.kfw.de/mittelstandsbarometer abrufbar.
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Datum: 06.06.2013 - 10:15 Uhr
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