Westdeutsche Zeitung: Entscheidungüber die Zukunft von Jupp Heynckes =
Von Olaf Kupfer
(ots) - Kaum ist der Moment erlebt, ist er wieder
Geschichte. Das Titel-Triple des FC Bayern - einmalig in der
Geschichte des deutschen Männer-Fußballs - liefert die Schlagzeilen
für ein, zwei Tage. Und der Sieger übergießt sich mit Weißbier oder
Lobeshymnen - und ordnet hernach das gewachsene Konto neu.
Nichts scheint tatsächlich so schnelllebig wie der Fußball. Doch
so dynamisch will Jupp Heynckes uns alle nicht in das Tagesgeschäft
entlassen. Der 68-jährige Trainer, der in dieser Spielzeit mit dem
wohl besten Bundesliga-Kader aller Zeiten das Beste in der großen
weiten Fußball-Welt geschaffen hat, lässt seine Zukunft offen. Erst
morgen will er sich in einer Pressekonferenz zu seiner Zukunft
äußern.
Diese Fokussierung auf seine Person, die ihm in diesen Tagen
zurecht von der Welt angetragen wird, hat Heynckes zu seiner eigenen
gemacht. Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz ist der erfahrene
Trainer noch immer ein verletzter. Enttäuscht von einer
Vereinsführung, die sich frühzeitig und ohne Absprache mit dem
diensthabenden Mann die beschworenen Künste des Spaniers Pep
Guardiola gesichert hat. Heynckes, der ein Starensemble mit einer
Energieleistung an die Spitze des europäischen Fußballs geführt hat,
ließ nach seinem erzwungenen Abschied keine Gelegenheit aus, zwischen
und in den Zeilen auf Qualität und Umfang seiner Arbeit hinzuweisen
und Guardiola - ob des Bayern-Triples ohnehin geplagt - den
schwersten alle Rucksäcke aufzubürden: "Ich hinterlasse meinem
Nachfolger ein perfektes Team."
Das muss man ihm nicht vorwerfen. Es gehört zur Eitelkeit eines
Bundesliga-Trainers, ohne die auch einer wie Heynckes nicht
funktioniert. Und es ist nach dem von Heynckes selbst gelebten
Maßstab von sensiblem Umgang getragen: So geht man nicht miteinander
um - Heynckes war schlau genug, diese Verärgerung nie deutlich zu
äußern. Dass sie aber existent ist, kann seine Entscheidung
beeinflussen: Bei Real Madrid etwa könnte er sich noch einmal
beweisen und ins direkte Duell mit den Bayern ziehen. Selbst der
andere Weg wäre zu erklären: Heynckes beendet unter dem Blick der
Öffentlichkeit seine Karriere. Es wäre seine letzte Botschaft: Wie
und wann ich das Feld räume, ist noch immer mein ureigener
Entschluss.
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Datum: 02.06.2013 - 18:38 Uhr
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