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Die gedruckte Zeitung ist keine "Cashcow" mehr

ID: 868407

(ots) - Die Zukunft der gedruckten Zeitung liegt in ihrer
regionalen und lokalen Berichterstattung. An dieser Einschätzung hat
sich gegenüber früheren Debatten auf dem Medientreffpunkt
Mitteldeutschland in Leipzig wenig geändert. Auch am Stellenwert des
Problems nicht: Bei "einer der wichtigsten Veranstaltungen" begrüßte
Moderator Ralf Siepmann die Experten am Mittwoch zu einer Diskussion
über "Die gedruckte Zukunft".

In der Tat erscheint das Problem der Zeitungen seit Jahren gleich:
Während ihre Druckauflagen weltweit 2012 um 1,1 Prozent gestiegen
sind, gehen in der westlichen Welt sowohl Auflagen als auch Erlöse
aus Anzeigen und Vertrieb kontinuierlich zurück. "Darauf müssen wir
uns einstellen", sagte Inga Scholz, Chefin der Zeitungsgruppe
Thüringen. Bei seit 1990 halbierten Auflagen leuchte es doch jedem
ein, dass man nicht weiter machen könne wie bisher. Scholz wollte
dabei jedoch nicht von "Sparwellen" sprechen, sondern von einem
"Gesundungsprozess".

Karl-Heinz Ruch, Geschäftsführer der taz sieht eine "doppelte
Revolution". Während ein 50 Jahre altes Geschäftsmodell nicht mehr
funktioniere, sei die Digitalisierung eine große Chance. Nach einem
in seinem Haus entwickelten Szenario wird es in zehn Jahren keine
überregionale Tageszeitung mehr geben. Die "Überregionalen wird es
zuerst treffen", meinte Ruch, wobei er dieses Szenario nicht als
Prognose sah, eher als Hilfe, "um auf gute Ideen zu kommen". Laut
Ruch ist eine Transformation nötig, die Produkte und Angebote müssten
sich ändern. Weil das normale Abonnement nicht mehr so gut
funktioniere, habe die taz etwa das Wochenend-Abo kreiert.
Schließlich stehen Wochenblätter aus seiner Sicht derzeit noch besser
da.

Dies kann Nils von der Kall bestätigen, der sich als
Marketingleiter des ZEIT-Verlags in einer vergleichsweise




komfortablen Situation sieht. Die Zeit habe ihre Auflage steigern und
bei den Abonnements zulegen können. Auch er vermutete, dass
Wochenmedien besser in die heutige Zeit passen. Dazu komme: "Wir
haben in die Redaktion investiert." Weil Zeitungen ein Angebot für
anspruchsvolle Kunden seien, müssten sie ständig in Qualität
investieren. Bei den Redaktionen werde am falschen Ende gespart. Es
habe keinen Sinn, dem Trend zu höheren Verkaufspreisen zu folgen und
die Qualität zu senken. Man dürfe Zeitungen nicht mehr als "Cashcow"
betrachten.

Barbara Hendricks, als Schatzmeisterin der SPD auch für deren
Deutsche Druck und Verlagsgesellschaft (ddvg) verantwortlich, sieht
viele Verleger in dieser Frage noch "im 19. Jahrhundert". Sie sprach
von einer Sandwich-Situation: Während das alte Geschäftsmodell
schwächer werde, bringe das neue - die Digitalisierung - noch nicht
genügend ein. Obwohl es noch keine richtige Idee gebe, wie damit Geld
verdient werden könne, versuche auch die ddvg in ihrem
Beteiligungsbesitz "die digitale Durchdringung" zu stärken. So gebe
es etwa bei den "Cuxhavener Nachrichten" jetzt ein neues Projekt mit
einem digitalen Werbeportal für lokale Anzeigen.

In der Debatte über den Print-Bereich zeigte sich Hendricks aber
überzeugt, dass Qualität im Lokaljournalismus das wichtige
Alleinstellungsmerkmal sei. Auch Inga Scholz sagte: "Ich suche Geld,
um es in den Lokaljournalismus zu stecken." Das gelte auch für den
Online-Bereich der ZGT, bei der die Online-Zentrale in Erfurt
aufgelöst worden sei, um die Mittel zugunsten der regionalen und
lokalen Redaktionen umzuschichten.



Pressekontakt:
Thomas Köhler, S-WOK
Telefon während des MTM: 0341 - 35 00 86 54
Telefon: 0341 - 30 81 91 20
Mobil: 0176 - 62 33 60 52
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Datum: 08.05.2013 - 14:17 Uhr
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