Durchbruch für mehr Tierwohl: Puten-Eckwerte verabschiedet / Freiwillige Selbstverpflichtung der Branche tritt im Oktober in Kraft
(ots) - Durchbruch für mehr Tierwohl: Nach über zwei Jahren
intensiver Beratungsarbeit sind die grundlegend überarbeiteten
"Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur
Haltung von Mastputen" verabschiedet worden. "Mit den novellierten
Eckwerten und dem neu geschaffenen ,Gesundheitskontrollprogramm'
gehen wir einen großen Schritt in Sachen Tierwohl voran", freut sich
Thomas Storck, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger
(VDP) und Vizepräsident des Zentralverbandes der Deutschen
Geflügelwirtschaft (ZDG), über den von Putenwirtschaft, Politik,
Wissenschaft und Tierschutz gemeinsam erzielten Konsens. An der
Neufassung der 1999 etablierten Eckwerte, die 2004/05 einer ersten
Zwischenbewertung unterzogen worden waren, hatte der VDP seit März
2011 gemeinsam mit Vertretern aus dem Bundesministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), den
Fachministerien mehrerer Bundesländer sowie Vertretern von
Wissenschaft, anerkannten Tierschutzorganisationen und dem Deutschen
Bauernverband (DBV) gearbeitet. "Das ist eine beeindruckende Leistung
aller Beteiligten, diesen intensiven Beratungsprozess konstruktiv zu
einem erfolgreichen Ergebnis geführt zu haben", würdigt ZDG-Präsident
Leo Graf von Drechsel das inhaltliche und zeitliche Engagement der
über 30 Mitglieder der Arbeitsgruppe. Ein Engagement, das Früchte
trägt: Mittlerweile liegen die Eckwerte in der finalen Form vor, am
1. Oktober 2013 treten sie in Kraft und gelten als freiwillige
Selbstverpflichtung der Branche unmittelbar für jeden Putenhalter in
Deutschland.
Kernstück der neuen Eckwerte ist das sogenannte
"Gesundheitskontrollprogramm", das anhand tierbasierter Indikatoren
vergleichende Rückschlüsse auf den Gesundheitsstatus und das
Wohlbefinden der Puten ermöglicht. Dabei sollen unter anderem
Parameter wie Tierverluste, Fußballengesundheit und
Brusthautveränderungen herangezogen werden. Dieses Programm dient
nicht lediglich statistischen Zwecken, sondern entfaltet praktischen
Nutzen im Sinne zielgerichteter Verbesserungsmöglichkeiten: Im Rahmen
eines Rückkopplungssystems werden die Putenhalter über die Ergebnisse
aus ihren Herden informiert, um bei etwaigen Auffälligkeiten
gemeinsam mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt einen Gesundheitsplan
erarbeiten und umsetzen zu können. An die Teilnahme am
Gesundheitskontrollprogramm ist zudem die zulässige Besatzdichte
gekoppelt. Weitere zentrale Änderungen der neuen Eckwerte betreffen
unter anderem die Anforderungen an die Sachkunde der Putenhalter als
Grundvoraussetzung für einen tierschutzgerechten Umgang mit den
Tieren, die Bereitstellung von Beschäftigungsmaterial für die Tiere,
die Strukturierung des Stalles sowie technische Vorgaben an die
Versorgungseinrichtungen und die Lüftung.
Die Umsetzung der novellierten Eckwerte stellt die deutsche
Putenwirtschaft vor eine große Aufgabe. "Jedem Putenhalter werden
erhebliche Anstrengungen abverlangt, wir haben schon einen gewissen
Kraftakt zu bewältigen", sagt Thomas Storck. Aber die Putenwirtschaft
gehe diese Aufgabe mit Zuversicht an und erbringe die geforderten
Leistungen gern: "Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die
Tierschutzanforderungen konkretisiert. Jetzt liegt es an uns
Putenhaltern, die neuen Vorgaben mit Leben zu erfüllen."
Hintergrund für die Eckwerte ist der Umstand, dass für die
Putenhaltung in Deutschland bislang keine konkreten Rechtsvorgaben
gelten. So haben die Eckwerte seit ihrer Etablierung im Jahr 1999
rechtsähnlichen Charakter erlangt und zu einer bundesweiten Anhebung
des Tierschutzniveaus in der Putenhaltung deutlich beigetragen. Die
Beratungen zur jetzt abgeschlossenen Novellierung waren in drei
Unterarbeitsgruppen zu den Themenkomplexen "Haltungsbedingungen",
"Tiergesundheit/Fitness/Verhalten" und "Tierbetreuung/Kontrolle"
unter wissenschaftlichem Vorsitz erfolgt. Dabei wurden sämtliche
Aspekte der Putenhaltung aufgrund neuester wissenschaftlicher
Erkenntnisse und umfassender praktischer Erfahrungen detailliert
analysiert.
Aus Sicht der deutschen Putenhalter ist der nächste Schritt die
Schaffung europaweit verbindlicher Rechtsvorgaben an die
Putenhaltung. "Wir treten mit Nachdruck für die Etablierung von
EU-weiten Regelungen im Rahmen der europäischen Tierschutzpolitik
ein", sagt VDP-Vorsitzender Thomas Storck. Gerne diene die deutsche
Putenwirtschaft hier mit ihren Eckwerten als Vorbild für eine
europaweite Regelung im Sinne einer "EU-Putenhaltungsverordnung".
Download-Möglichkeit: Die aktuellen "Bundeseinheitlichen Eckwerte
für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen" stehen
auf der Internetseite des ZDG zum Download zur Verfügung, im
Pressebereich auf www.zdg-online.de.
Pressekontakt:
ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
Christiane von Alemann
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Datum: 10.04.2013 - 11:00 Uhr
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