Badische Neueste Nachrichten: Aufschrei zum Frauentag
(ots) - Rechtzeitig zum Weltfrauentag hat
Bundespräsident Joachim Gauck die Kurve bekommen: Auch in unserer
Gesellschaft gebe es noch alltäglichen Sexismus, sagte er. Einige
Tage zuvor klang das etwas anders. Da hatte das Staatsoberhaupt sich
zum Umgang mit FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle wegen dessen als
sexistisch bewerteter Sprüche mit den Worten geäußert: "Wenn so ein
Tugendfuror herrscht, bin ich weniger moralisch, als man es von mir
als ehemaligem Pfarrer vielleicht erwarten würde." Dafür hatte ihn
eine Gruppe junger Frauen kritisiert: Gauck habe Feingefühl und
Respekt gegenüber all den Frauen vermissen lassen, die Erfahrungen
mit Sexismus gemacht haben. Unsensibel war die Äußerung des
Bundespräsidenten, die er gestern zumindest relativiert hat, allemal.
Denn im Kern geht es bei der Sexismusdebatte gar nicht um das
politische Skandälchen, das eine "Stern"-Journalistin mit ihrem
späten Bericht über Brüderles "Herrenwitz" heraufbeschwor. Er war nur
ein Auslöser, der an die Oberfläche brachte, was schon lange in
vielen Frauen brodelte: Tausende berichteten seit Ende Januar bei der
Internet-Aktion "Aufschrei" über ihre Erfahrungen mit plumper Anmache
und sexuellen Belästigungen. Es sind vorwiegend junge Frauen, die die
neue Debatte über Sexismus im Alltag in Gang gebracht haben. Sie
halten nicht den Mund und schämen sich, weil ihnen Unangenehmes oder
Widerwärtiges widerfuhr. Sie nutzten vielmehr neue
Kommunikationsmittel, um kundzutun, was ihnen passiert ist und was
sie davon halten, auch wenn sie dafür als prüde oder hysterisch
verhöhnt werden. "Frauen traut euch, Frauen wehrt euch" - das war
jahrelang die Botschaft. Eine selbstbewusste Generation junger
Frauen, die aufgewachsen ist mit der Gewissheit, alles erreichen zu
können, will es nicht hinnehmen, wenn sie durch Machospielchen klein
gehalten wird. Und sie spricht den alten Eliten - selbst dem
Bundespräsidenten - die Deutungshoheit darüber ab, was Frauen
gefälligst als humorig, noch harmlos oder als verletzend und
sexistisch zu betrachten haben. Der Feminismus lebt. Eine gute
Botschaft zum Weltfrauentag.
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Klaus Gaßner
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Datum: 07.03.2013 - 21:55 Uhr
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