Westdeutsche Zeitung: Den deutschen Katholiken hat der deutsche Papst nicht genutzt =
von Lothar Leuschen
(ots) - Sein Körper ist schwächer geworden. Aber der
Geist von Joseph Ratzinger ist immer noch hellwach. Deshalb beendet
er sein Pontifikat als Benedikt XVI., ehe das Alter auch die
Herrschaft über Denken und Handeln gewinnt. Der deutsche Papst tritt
Ende Februar zurück. Acht Jahre auf dem Heiligen Stuhl haben den
Kardinal aus Marktl am Inn gezeichnet. Er wurde Stellvertreter Gottes
auf Erden in einem Alter, in dem die allermeisten Menschen längst ihr
Rentnerdasein genießen. Nichts hatte ihn in das Amt gedrängt, er
strebte es nie an. Doch die Wahl der Kardinäle fiel auf ihn. Sie
wollten nach dem charismatischen Johannes Paul II. offenbar einen
ruhigen Sachwalter katholischer Interessen auf dem Globus. Diese
Aufgabe hat Ratzinger als Benedikt XVI. zweifellos erfüllt. Er sei
ein Arbeiter im Weinberg des Herrn, sagte er nach seiner Wahl. So
übte er sein Pontifikat aus - fleißig, pflichtbewusst, zuverlässig.
Auf der anderen Seite vermochte der deutsche Papst es nicht, der
katholischen Kirche neue Impulse zu verleihen. In der Nachfolge des
beliebten, aber sehr konservativen Karel Wojtyla setzte Ratzinger
keine Zeichen der Erneuerung. Dafür gehört er zu sehr zu den
Bewahrern in seiner Kirche. Dabei hätten gerade die Glaubensbrüder in
Deutschland angesichts von Skandalen und Austrittswellen seiner Hilfe
bedurft. Aber Ratzinger war weder im Missbrauchsskandal noch auf der
Suche nach Antworten auf eine sich verändernde Gesellschaft eine
Stütze für die deutschen Bischöfe. Dafür ist die Rolle der
katholischen Kirche Deutschlands insgesamt auch zu unbedeutend.
Katholizismus findet verlässlich in Mittel- und Südamerika sowie in
Afrika statt. Das hat Ratzinger verstanden und als Benedikt mit
Reisen untermauert. Seine Besuche in Deutschland haben der Kirche
hingegen nicht den erhofften Imagegewinn verschaffen können. Nach
acht Jahren nun endet das Pontifikat des deutschen Papstes. Für seine
historische Entscheidung hat Joseph Ratzinger Respekt und Anerkennung
verdient. Anerkennung dafür, dass er die Bürde des Amtes im Alter von
77 Jahren klaglos auf sich nahm und seiner Kirche gehorsam diente.
Respekt dafür, dass er wusste, wann es Zeit ist, die Macht abzugeben.
Dazu sind nicht viele Mächtige fähig.
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Datum: 11.02.2013 - 17:03 Uhr
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