Aigners Regionalfenster: Wie die Ministerin den obersten Lebensmittel-Lobbyisten beim Schwindeln deckt
(ots) - Mit ihrer Regional-Kennzeichnung ist
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner bereits vor der Einführung an
den eigenen Maßstäben gescheitert. "Mein Ziel ist eine zuverlässige
und transparente Kennzeichnung für regionale Produkte in Deutschland.
Der Verbraucher soll mit einem Blick auf die Verpackung erkennen
können, was an dem Produkt 'regional' ist", hatte die Ministerin
versprochen - und erreicht mit ihrem freiwilligen Siegel nun das
Gegenteil: Frau Aigner deckt die Etikettenschwindler.
"Thüringer Land"- oder "Sachsen Milch"-Produkte stammen aus
Bayern, "Mark-Brandenburg"-Milch aus Köln und "Büsumer Feinkost
Louisiana Flusskrebse" aus China. Hersteller, die auf solche
Irreführung setzen, können einfach weitermachen wie bisher. An all
diesen Fällen ändert Aigners vorgebliche Transparenz-Initiative
nichts. "Für den Verbraucher wird die Verwirrung durch ein weiteres,
unverbindliches Siegel nur noch größer statt kleiner - es spricht
Bände, dass Frau Aigner den einzig klaren Weg nicht gehen will,
nämlich die Initiative für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung
auf allen Produkten zu ergreifen", kritisierte Oliver Huizinga,
Experte für Lebensmittelwerbung bei der Verbraucherorganisation
foodwatch.
Mit einem freiwilligen Siegel anstelle einer Initiative für
verpflichtende Herkunftsangaben deckt Frau Aigner die
allgegenwärtigen Herkunfts-Schummler - ganz vorn den obersten
Lobbyisten der Branche, den Vorstandsvorsitzenden der
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Jürgen
Abraham. Der Schinkenproduzent bewirbt seinen "Schwarzwälder
Schinken" wie eine regionale Spezialität, obwohl wichtige
Produktionsschritte in Niedersachsen stattfinden und die Schweine
überall, nur nicht im Schwarzwald, gemästet werden. Dennoch behauptet
Abraham wörtlich: "Die Herstellung dieses Traditionsschinkens erfolgt
ausschließlich im Schwarzwald und unterliegt strengen regionalen
Bestimmungen."
Abrahams Schinken erfüllt noch nicht einmal die Bedingungen für
Aigners Regionalsiegel. Doch die Ministerin sieht der Irreführung zu
und lässt Abraham mit seiner Regionalitäts-Werbung gewähren, statt
die Mogelei durch klare Vorgaben zu stoppen. Mit ihrer freiwilligen
Kennzeichnung für andere Hersteller gaukelt Frau Aigner Transparenz
nur vor - mit einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung dagegen
könnten echte Transparenz für Verbraucher geschaffen und
Mogelpackungen wie die von Abraham verhindert werden.
Anstelle schein-transparenter Siegel fordert foodwatch: Hersteller
müssen verpflichtet werden, die Herkunftsländer der Hauptzutaten
ihrer Produkte anzugeben. Mit regionaler Herkunft darf nur dann
geworben werden, wenn dies durch die tatsächliche Herkunft der
Zutaten gedeckt ist und die Ursprungsregion (für Deutschland
mindestens bundeslandgenau) für alle Zutaten angegeben wird.
Link:
- 15-Punkte-Plan von foodwatch für ehrlichere
Lebensmittelinformationen: www.foodwatch.de/15punkte
Redaktionelle Hinweise:
- Angesichts der heutigen Vorstellung des Regionalfensters auf der
Grünen Woche in Berlin versendet foodwatch diese
Pressemitteilung
vom 18. Januar 2013 zur Einschätzung des Siegels erneut.
- Original-Quelle für das Zitat von Ilse Aigner:
http://bit.ly/T5QLK7
- Original-Quelle für das Zitat der Fa. Abraham:
http://bit.ly/WhtPe2
Pressekontakt:
foodwatch e.V.
Martin Rücker
E-Mail: presse(at)foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90
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Datum: 24.01.2013 - 10:28 Uhr
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