Studie: Interesse an der Euro- und Verschuldungskriseüberlagert alle anderen Wirtschaftsthemen / Bürger interessieren sich vor allem für den gebeutelten Staatssäckel
(ots) -
Die Euro- und Verschuldungskrise führt die Themenagenda der
Deutschen an. Finanzmärkte, Börsen und Finanzprodukte wie z. B.
Aktien und Versicherungen bilden dagegen das Schlusslicht. Die Sorge
um einen soliden Staatshaushalt ist derzeit deutlich größer als das
Interesse an Finanzprodukten, die die eigene Haushaltskasse
aufbessern könnten. Insgesamt wünschen sich die Bürger mehr
gesellschaftspolitische Bezüge in der Wirtschaftsberichterstattung.
Die Gemeinschaftsstudie des Fachgebiets für
Kommunikationswissenschaft und Journalistik der Universität Hohenheim
(Stuttgart) und der ING-DiBa AG (Frankfurt) untersucht in der
aktuellen Befragungswelle unter anderem, welche Wirtschaftsthemen die
Bevölkerung interessieren und worüber sie mehr in den Medien lesen
möchte. Die Ergebnisse zeigen: Die Menschen wünschen sich im Herbst
2012 - neben Informationen zur Euro und Verschuldungskrise - vor
allem Themen, die ökonomische Ereignisse in das
gesellschaftspolitische Umfeld einbetten und sich nicht nur auf die
Welt der Wirtschaft beschränken. Finanzmarktthemen stoßen auf
geringes Interesse und sollten anders aufbereitet werden: weg von
konkreten Anlage- und Aktientipps, hin zur Verbraucheraufklärung. Für
Dr. Ulrich Ott, Leiter Unternehmenskommunikation ING-DiBa AG, liegt
dieser Wunsch darin begründet, "dass wir uns in einer fundamentalen
Orientierungskrise befinden, in der nicht Schnäppchenjagd angesagt
ist, sondern echter Durchblick".
Die Euro- und Verschuldungskrise überlagert alle anderen
Wirtschaftsthemen
Die Euro- und Verschuldungskrise führt das Ranking der
Wirtschaftsthemen an. 72 Prozent der repräsentativ befragten Bürger
interessieren sich (sehr) stark dafür. Nur sieben Prozent zeigen
wenig oder überhaupt kein Interesse an der Krise. "Die Krise ist bei
den Menschen angekommen. Sie spüren, dass ihr Wohlstand schmilzt und
glauben der leeren politischen Rhetorik nicht mehr", sagt Claudia
Mast, Professorin für Kommunikationswissenschaft der Universität
Hohenheim (Stuttgart).
Gefragt nach den Themeninteressen im Detail, will die Bevölkerung
hier in erster Linie mehr darüber wissen, welche finanziellen
Belastungen und Risiken auf Deutschland zukommen, und wie sich die
Krise auf die deutschen Bürger und Steuerzahler auswirkt. Jeweils 81
Prozent der Befragten wünschen sich mehr Informationen zu diesen
beiden Aspekten. Die Menschen interessieren an der Krise demnach in
erster Linie die Auswirkungen auf die Bundesrepublik - die Krise wird
keineswegs nur als europäisches Problem wahrgenommen, sondern löst
bei den Deutschen Sorgen und Ängste aus.
Wie der Staat im Rahmen der Währungspolitik für stabiles Geld
sorgen kann, interessiert 65 Prozent der befragten Bürger (sehr)
stark. Nach der Euro- und Verschuldungskrise und der Währungspolitik
landet auch Deutschlands Volkswirtschaft unter den Top
3-Wirtschaftsthemen der Bevölkerung. Denn 63 Prozent der Befragten
interessieren sich (sehr) stark für die deutsche Wirtschaft als
Ganzes und wie sie sich entwickelt.
Die Bürger wünschen sich den Blick über den Tellerrand der
Wirtschaft
Über die Hälfte der Bürger (59 %) interessieren sich (sehr) stark
für die Verantwortung, die Unternehmen für die Gesellschaft und für
die Menschen haben. Das Handeln von und die Entwicklungen in
einzelnen deutschen Unternehmen hingegen stößt nur noch bei 38
Prozent der Befragten auf großes Interesse. Die Produkte und
Dienstleistungen von Unternehmen interessieren sogar nur noch ein
Drittel (33 %) der Menschen (sehr) stark. An Stelle von
betriebswirtschaftlich geprägten Informationen und Marktentwicklungen
sind also vor allem gesellschaftspolitische Bezüge gefragt. Die
Bürger wünschen sich eine Wirtschaftsberichterstattung, die die
Perspektive der Menschen einnimmt oder die der Gesellschaft - und
nicht nur die der Unternehmen oder der Wirtschaft.
Der Wunsch nach Themen, die über den Tellerrand der Wirtschaft
hinausblicken, zeigt sich auch am hohen Interesse für
Wirtschaftspolitik. Denn für die Frage, wie der Staat Einfluss auf
das Geschehen in der Wirtschaft nehmen kann - also für die
Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik -, interessieren sich
54 Prozent der Menschen (sehr) stark. Die Volkswirtschaft anderer
Länder und Entwicklungen auf den Weltmärkten stoßen hingegen nur auf
geringes Interesse. Dieses abstrakte und rein wirtschaftliche Thema
interessiert lediglich 38 Prozent der befragten Bürger sehr stark
oder stark.
Das Schlusslicht des Themenrankings bilden Finanzmärkte, Börsen
und Finanzprodukte. Nur ein Viertel (25 %) der befragten Bürger hat
daran großes Interesse. Beinahe die Hälfte (48 %) könnte sogar auf
dieses Thema verzichten und hat daran wenig bis gar kein Interesse.
Gefragt nach Einzelaspekten im Detail, wollen 64 Prozent der Menschen
mehr Informationen, die sie über die Risiken der Geldanlage
aufklären. 55 Prozent wollen mehr darüber wissen, worauf Anleger
achten sollten. Nur 29 Prozent wünschen sich mehr Tipps für
Geldanlagen und Aktienkauf, 43 Prozent sogar weniger. Die Bürger
verlangen also andere Schwerpunkte bei der Berichterstattung über
Finanzmarktthemen: Verbraucheraufklärung statt Anlage- und
Aktientipps.
Weitere Ergebnisse der aktuellen Umfragewelle auf der Website der
Gemeinschaftsstudie: http://wkm-online.com
Zur Gemeinschaftsstudie
Die Gemeinschaftsstudie des Fachgebiets Kommunikationswissenschaft
und Journalistik der Universität Hohenheim (Stuttgart) und der
ING-DiBa AG (Frankfurt) untersucht die öffentliche Kommunikation über
Wirtschaftsthemen.
Der erste Teil des Forschungsprogramms, dessen Ergebnisse als Buch
vorliegen ("Neuorientierung im Wirtschaftsjournalismus. Redaktionelle
Strategien und Publikumserwartungen", hrsg. von Claudia Mast, ist im
Verlag VS Springer erschienen (378 Seiten, ISBN: 978-3-531-18200-1)),
nimmt eine Bestandsaufnahme des Wirtschaftsjournalismus vor.
Grundlagen, Vorgehensweisen und Verantwortung des
Wirtschaftsjournalismus als "Scharnier" zwischen Wirtschaft, Politik
und Gesellschaft aus Sicht der Journalisten, der Bürger und
Entscheidungsträger in Unternehmen werden in aufeinander abgestimmten
empirischen Teilstudien untersucht.
Der zweite Teil des Forschungsprogramms wird als
Langzeituntersuchung fortgeführt. Im Blick stehen Themen, Strategien
und Leistungen der Wirtschaftskommunikation. Regelmäßige
Bevölkerungsumfragen erheben, wie das Medienpublikum die Arbeit von
Wirtschaftsjournalisten und anderen professionellen Kommunikatoren
bewertet und wie es deren Glaubwürdigkeit einschätzt.
Zum Fachgebiet für Kommunikationswissenschaft und Journalistik
Das Fachgebiet für Kommunikationswissenschaft und Journalistik der
Universität Hohenheim (Stuttgart) ist seit vielen Jahren in den
Gebieten Journalismus, Public Relations und Kommunikationsmanagement
tätig. Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Claudia Mast und ihr Team legen
den Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit auf anwendungsorientierte,
interdisziplinäre Untersuchungen, deren Ergebnisse durch einen
schnellen Transfer an Entscheider in Politik, Wirtschaft und
Gesellschaft weitergegeben werden. Aktuelle Forschungsschwerpunkte
sind Innovationen im Journalismus, Wirtschaftskommunikation,
Unternehmensreputation sowie Glaubwürdigkeit und Vertrauen in
Kommunikationsbeziehungen.
Zur Person
Prof. Dr. Claudia Mast ist Inhaberin des Lehrstuhls für
Kommunikationswissenschaft und Journalistik der Universität Hohenheim
(Stuttgart). Sie ist federführend tätig für die universitäre Aus- und
Weiterbildung von Journalisten, PR-Fachleuten und anderen
Medienberufen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen
Wirtschaftsjournalismus, strategische Kommunikationsplanung und
wertorientiertes Kommunikationsmanagement.
Claudia Mast ist Mitglied zahlreicher Gremien und hat renommierte
Fachbücher publiziert, u. a. das Handbuch für Redaktionen "ABC des
Journalismus" sowie den Leitfaden für Public Relations
"Unternehmenskommunikation".
Zur ING-DiBa AG
Die ING-DiBa ist mit 7,5 Millionen Kunden die drittgrößte
Privatkundenbank in Deutschland. Die Kerngeschäftsfelder sind
Spargelder, Wertpapiergeschäft, Baufinanzierungen, Verbraucherkredite
und Girokonten. Die Bank verzichtet auf ein teures Filialnetz und
bietet stattdessen einfache Produkte und günstige Konditionen. Sie
ist jeden Tag 24 Stunden für ihre Kunden erreichbar. Das
Wirtschaftsmagazin Euro kürte die ING-DiBa zu Deutschlands
"Beliebteste Bank 2012" und die Leser von Börse Online wählten die
ING-DiBa zum "Onlinebroker des Jahres 2012".
Pressekontakt:
Prof. Dr. Claudia Mast, Fachgebiet für Kommunikationswissenschaft und
Journalistik, Universität Hohenheim, Fruwirthstr. 49, 70599
Stuttgart, Tel.: 0711 / 459 - 22639, Fax: 0711 / 459 - 23429,
E-Mail: sekrkowi(at)uni-hohenheim.de
Dr. Ulrich Ott, Leiter Unternehmenskommunikation, ING-DiBa AG,
Theodor-Heuss-Allee 106, 60486 Frankfurt am Main, Tel.: 069 / 27 -
222 - 66233, Fax: 069 / 27 - 222 - 66116, E-Mail: u.ott(at)ing-diba.de
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Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 23.11.2012 - 11:38 Uhr
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Banken und Versicherungen
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