Weser-Kurier: Zum Sicherheitspaket für den deutschen Fußball schreibt der Bremer WESER-KURIER:
(ots) - Dass an einem Bundesliga-Spieltag irgendwo ein
Böller oder ein Bengalo gezündet wird, ist mittlerweile ebenso
unausweichlich wie die Tatsache, dass irgendwo das erste Tor fällt.
In Zeiten, in denen die gemeingefährlichen Utensilien ungeniert in
den Genitalien versteckt werden, kann auch der beste Ordnungsdienst
sie nicht entdecken. Und jeden Stadionbesucher auch noch die
Unterhose herunterlassen zu lassen, geht halt nicht. Genauso wenig
sind noch höhere Geldstrafen, noch mehr Zuschauerausschlüsse und noch
längere Stadionverbote der Weg, um das Sicherheitsproblem im
deutschen Fußball ursächlich zu lösen. Die Befriedung kann nur von
innen geschehen. So lange aber die Selbstreinigungskräfte in der
Kurve nicht greifen, weil DFB und Polizei als böse Ordnungsmacht
angesehen werden und die Übeltäter irgendwo - vornehmlich bei den
Ultras - unterschlüpfen und eine falsche Solidarität gepflegt wird,
bleibt den Verantwortlichen am Ende oft nur die Ohnmacht. Vereine wie
Eintracht Frankfurt - ein gebranntes Kind beim Thema Fanprobleme -
räumen hinter vorgehaltener Hand längst ein, den Kontakt zu den
vielen Wirrköpfen auf den Stehplatzrängen verloren zu haben. Die
Klubs lassen ihre Profis medial im besten Licht erscheinen, sie
pflastern ihre Homepages mit buntem Marketing, sie locken Heerscharen
gut betuchter Kundschaft auf immer mehr Business-Ränge und in immer
mehr VIP-Logen. Doch es ist allmählich auch an der Zeit, sich noch
mehr jenen Gruppierungen zu widmen, die fast überall im Stadion die
Stimmung machen, aber vielerorts längst ein Eigenleben führen. Weil
sie nicht ernst genommen werden. Nicht jeder Fan kann seinen Star
treffen, aber jeder Erstligist kann zumindest seine Fanvertretungen
und Fanklubs zusammenholen. Nur mit Überzeugung vor Ort lässt sich
das mehrschichtige Problem angehen - das Fanprojekt von Werder Bremen
kann dafür in vielfacher Hinsicht als beispielhaft gelten. Mit dem
gestrigen Strategiepapier liefert die Deutsche Fußball-Liga die
richtigen Ansätze. Die Frage wird allerdings sein, wie die Maßnahmen
in der Praxis umgesetzt werden. Auch hierbei spielt die Kommunikation
die entscheidende Rolle. Wenn mächtigen Fangruppierungen nur
kommentarlos die Sonderrechte und Eintrittskarten entzogen werden,
kann schnell eine gesamte Fanszene zur Opposition werden. Und ihr
erstes Signal, den Willen zum Machterhalt zu zeigen, werden irgendwo
zig donnernde Böller und brennende Bengalos sein.
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Datum: 27.09.2012 - 21:05 Uhr
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