Vitamin C: Künftig doppelte Tagesration? / Laut US-Forschern sind 200 mg Vitamin C täglich optimal zur Förderung der Gesundheit
(ots) - Die Empfehlungen für die tägliche
Aufnahme von Vitamin C sollten für Erwachsene bei 200 mg liegen. Das
fordern jetzt Forscher des Linus Pauling Institutes an der Oregon
State University in den USA in einer aktuellen Arbeit. Für die Länder
Deutschland, Österreich und Schweiz würde das die derzeit gültigen
Tageszufuhrempfehlungen um 100 Prozent erhöhen. Die
US-Wissenschaftler stützen ihre Empfehlung auf umfassende
Auswertungen bisher zu Vitamin C publizierter Studien. Mit der
Steigerung der Vitamin-C-Zufuhr kann nach Ansicht der Experten
koronaren Herzerkrankungen, Schlaganfällen, bestimmten Krebsarten
(z.B. Magenkrebs), Bluthochdruck, chronischen Entzündungen und
oxidativem Stress wirksam vorgebeugt werden.
Die Forscher weisen darauf hin, dass ihre Erkenntnisse zu den
positiven Wirkungen von Vitamin C zum einen biologisch plausibel, zum
anderen durch epidemiologische Daten untermauert seien. Zwar hätten
randomisierte plazebo-kontrollierte Studien (Randomized Controlled
Trials / RCTs) für Vitamin C keine oder nur sehr geringe positive
Effekte nachgewiesen, jedoch seien diese Studien zur Erforschung von
Nährstoffen ungeeignet und deren Ergebnisse folglich wenig
aussagekräftig. Das Ziel von RCTs, so betonen die Experten, sei in
erster Linie, die gesundheitliche Unbedenklichkeit und Wirksamkeit
von Arzneimitteln bei der Behandlung von Krankheiten zu überprüfen
und nicht, den Einfluss von im Körper vorhandenen und für den
Stoffwechsel notwendigen Substanzen wie Vitaminen und anderen
Mikronährstoffen auf die Minderung von Krankheitsrisiken
nachzuweisen.
Fehlende Beweise für die Wirksamkeit von Vitamin C aus RCTs
sollten daher nicht dazu führen, in Zukunft keine weiteren
Anpassungen des empfohlenen Vitamin-C-Bedarfs vorzunehmen. Aus
Humanstudien lägen genug Hinweise vor, die eine Erhöhung der in den
USA empfohlenen Tagesmenge von Vitamin C von derzeit 75 mg für Frauen
und 90 mg für Männer auf eine optimale Menge von 200 mg pro Tag für
Erwachsene rechtfertigten. Diese Menge garantiere eine Zell- und
Gewebesättigung, stelle kein Gesundheitsrisiko dar und könnte
signifikante positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung
haben - ohne nennenswerten Kostenaufwand. Die Forscher erklärten,
weltweit würde eine große Anzahl von Menschen eine mangelhafte
Versorgung mit Vitamin C aufweisen.
Weg von RCTs zur Nährstoffwirkungsforschung
Zwar berufen sich viele Forscher immer wieder auf die negativen
Ergebnisse zur Wirksamkeit von Nahrungsergänzungen, die aus RCTs
resultieren. Doch stellt mittlerweile eine Reihe namhafter
Wissenschaftler den Sinn von RCTs zur Erforschung einer Wirkung von
Nährstoffen bzw. Nahrungsergänzungsmitteln in Frage. So verweisen
etwa die amerikanischen Forscher Robert Heaney, Professor für
Medizin, Creighton University, Jeffrey Blumberg, Direktor des
Antioxidants Research Laboratory, Tufts University, und Stewart
Forsyth, Tayside Institute for Child Health, University of Dundee,
Schottland, darauf, dass man bei der Bewertung der Wirksamkeit von
Vitaminen die biologischen Zusammenhänge und die Gesamtheit aller
Studienbefunde berücksichtigen müsse und nicht auf "Beweise" mittels
RCTs im Sinne der Evidenz-basierten Medizin warten solle. Schließlich
würde die Erforschung von Nährstoffen nicht mit der von Arzneimitteln
vergleichbar sein. Sinnlos sei es vor allem, die Wirkung zusätzlicher
Vitamingaben an bereits gut versorgten Probanden zu erkunden - ein
Problem vieler RCTs. Aussagekräftige Untersuchungen zu
Nahrungsergänzungen beispielsweise seien nur bei Studienteilnehmern
zu erwarten, die nachweislich relativ schlecht mit dem entsprechenden
Nährstoff versorgt sind.
Quellen:
Frei B. et al. Authors' Perspective: What is the Optimum Intake of
Vitamin C in Humans? Critical Reviews in Food Science and Nutrition.
2012; 52(9):815-829.
Heaney R. P. Vitamin D - Baseline Status and Effective Dose. N Engl J
Med. 2012; 367:77-78.
Forsyth S. Why are we undertaking DHA supplementation studies in
infants who are not DHA-deficient? British Journal of Nutrition.
Veröffentlicht online, Juni 2012.
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Datum: 23.07.2012 - 13:52 Uhr
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