Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Spielklassenreform im bayerischen Amateurfußball: "Ein interessanter Anfang"
(ots) - Protzen ist ein bisschen erlaubt. Manchmal ist
es sogar berechtigt. 300 000 Zuschauer sahen die Relegationsspiele,
die nötig waren für die größte Spielklassenreform, die der bayerische
Amateurfußball je sah. Das Mammutwerk ist abgeschlossen und die
Startschüsse in den neuen Ligen stehen vor der Tür. 2012 soll ein
Meilenstein werden. Denn es ist so platt wie Fakt: Jeder große
Fußballer war einmal ein kleiner in einem Klub jenseits der
TV-Kameras und Schlagzeilen. Und so gut war es um die Wertschätzung
des Amateurfußballs nicht mehr bestellt: Die Zuschauerzahlen drückten
das aus und die Präsenz in der Öffentlichkeit. Der bayerische
Präsident Dr. Rainer Koch wünscht sich, dass Schluss ist mit dem
Jammern und neues Selbstbewusstesein einkehrt. Einen Ruck hat er
festgestellt seit den Beschlüssen zur Reform. Von Vorfreude auf
Derbys ist die Rede. Eine Vorfreude, die mit Blick auf das
Eröffnungsspiel Bamberg gegen Hof in der Regionalliga sogar der
Stargast der BFV-Gala zur Feier der neuen Zeitrechnung teilte. "Ich
bin Jahrgang 1950", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und
verwies auf die Assozationen an die große Vergangenheit mancher
Namen, die Klubs wie Bayern Hof wecken. "Damit verbindet der
Fußballfan sofort etwas. Ein Bobby Breuer fällt mir da ein." Und
dennoch: Es wird interessant. Die erste Frage ist: Wird das Produkt
auch angenommen? Das geht schon in der Regionalliga los. Mancher
Kleine trifft dort den einen oder anderen Großen. "Sicher, ich dachte
schon bei den drei Regionalligen, das ist es jetzt", sagt Niersbach.
"Aber ich folge dem Optimismus von Dr. Koch. Es gibt eine neue
Identität und es treffen sich alte Bekannte." Die neuen Ligen sollen
dem bayerischen Amateurfußball zu neuem Stolz auf die eigene Stärke
verhelfen. Ob das gelingt? Denn da ist auch die Frage, wer den Bogen
als Erstes überspannt. Gerade auf dritter, vierter oder fünfter Ebene
übernahmen sich - auch in der Region - manche Klubs und hauchten ihr
Leben aus oder mussten die sportliche Leiter hinabsteigen. Schon
werden Fragen laut, warum Regionalligisten fünf Prozent ihrer
Einnahmen an den Verband abgeben müssen und für welche Gegenleistung.
Schon wird diskutiert, ob man nicht Fernsehgelder (andere Sportarten
wissen gar nicht, wie man das buchstabiert) verdient habe. Die
Präsidenten bauen vor. "Die Regionalliga verursacht ein Vielfaches an
Kosten", sagt Dr. Koch zu den fünf Prozent und verweist auf
hauptamtliche für die Liga angestellte BFV-Akteure oder bfv.tv. "Es
ist nicht vertretbar, dass ein Kreisklassist die Regionalliga
mitfinanziert. Es wird niemand gezwungen, mitzuspielen. Es gibt
keinen Markt für professionellen Fußball über die 3. Liga hinaus. Die
Klubs, die sich nicht daran halten, werden auf die Nase fallen." Zu
den TV-Geldern sagte Wolfgang Niersbach: "Wir haben die
bestvermarktete 3. Liga der Welt. Es ist eine Frage von Angebot und
Nachfrage: Vielleicht überträgt der BR ja einzelne Spiele der
Regionalliga." Man sieht schon jetzt: Die neuen Ligen werden manche
Probleme lösen, aber sie werden manch neue Fragen aufwerfen. Vor
allem aber sind sie eines: ein neuer, ja ein interessanter Anfang.
Autor: Claus-Dieter Wotruba
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Datum: 09.07.2012 - 21:44 Uhr
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