'Börse Online'-Expertenrunde mit Robert Halver von der Baader Bank:
Europäische Zentralbank muss aktiver werden
(ots) - EZB sollte alle Staatsanleihen der prekären
Länder aufkaufen / Austritt Griechenlands aus dem Euro würde Lage
"entspannen" / Ingo Mainert von Allianz Global Investors hält
stärkeres Eingreifen der EZB für falsch und warnt vor Ausscheiden
eines Landes aus dem Euro
Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank,
fordert in der Euro-Krise eine aktivere Rolle der Europäischen
Zentralbank (EZB). "Wir müssen eine Instanz schaffen, die die Märkte
beruhigen kann - das kann in meinen Augen bis zu einer koordinierten
Euro-Fiskalpolitik nur die EZB sein", sagte Halver in einer
Expertenrunde des Anlegermagazins 'Börse Online' (Ausgabe 28/2012,
EVT 5. Juli) zur aktuellen Situation an den Finanzmärkten. Die EZB
könne sich die US-amerikanische Zentralbank Fed zum Vorbild nehmen
und beispielsweise alle Staatsanleihen der prekären Länder gemäß
Hartz IV - fordern und fördern - aufkaufen. "Je mehr konkrete
Reformanstrengung, desto mehr Renditerückgang - das hat mit
Stabilität leider nichts mehr zu tun, ist aber alternativlos."
Ingo Mainert, Mitglied der Geschäftsführung von Allianz Global
Investors, hält dagegen ein stärkeres Engagement der EZB für den
falschen Weg. "Ich sehe nicht, warum die EZB ständig eingreifen
soll", sagte Mainert. "Wir haben doch die Rettungsschirme, um
Euro-Ländern, die in Bedrängnis geraten sind, zu helfen."
Wahrscheinlich sei die EZB zu gewissen Zeiten die einzige noch
handlungsfähige Institution, aber der dafür gezahlte Preis sei hoch.
"Schon heute nimmt die Integration innerhalb des europäischen
Kapitalmarktes ab", warnte der Betriebswirt.
Sowohl Halver als auch Mainert sind sich einig, dass der Euro die
Krise überlebt. "Der Euro wird nicht in allen 17 Ländern als Währung
erhalten bleiben, aber er wird fortbestehen", ist sich Halver sicher.
Einen Austritt aus der Gemeinschaftswährung erwartet er vor allem von
Griechenland. Dieser Schritt werde das Problem aber nicht
verschärfen, sondern entspannen. "Dann hat Griechenland endlich
wieder eine Perspektive."
Mainert dagegen steht dem Thema Euro-Austritt kritisch gegenüber.
"Ich halte das Ausscheiden eines Landes für sehr schwierig", meinte
er in der 'Börse Online'-Expertenrunde. Es sei nicht absehbar, welche
Übersprungseffekte entstünden und wie diese bewältigt werden könnten.
Zudem werde mit einem Ausstieg die Unumkehrbarkeit des Projekts
aufgelöst. "Die Euro-Krise wird dann zum Dauerthema der nächsten
Jahre", befürchtet Mainert. "Es würde ständig nach dem schwächsten
Glied im Verbund gesucht."
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Helmut Kipp, Redaktion G+J Wirtschaftsmedien
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Datum: 04.07.2012 - 09:40 Uhr
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