Globale Förderung landwirtschaftlicher Produktion: Pro-Kopf-Beihilfen für landwirtschaftliche Betriebe in den USA fast dreimal so hoch wie in Europa
(ots) -
Der von momagri entwickelte Gradmesser für die weltweite
Förderung der landwirtschaftlichen Produktion SGPA (Global Support to
Agricultural Produktion) hat eine wenig bekannte Tatsache ans Licht
gebracht: Die Agrarsubventionen in den USA sind weitaus höher, als
die üblicherweise angegeben Zahlen vermuten lassen, und überschreiten
deutlich die der Europäischen Union (EU) und ihrer Mitgliedsstaaten.
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Tatsächlich wurden in den USA 2010 über 172 Milliarden US-Dollar
bereitgestellt[1], im Vergleich zu 76 Milliarden Euro in der EU. Oder
anders ausgedrückt: 422 US-Dollar pro Kopf in den USA im Vergleich zu
151 Euro pro Kopf in der EU, also fast dreimal so viel. Diese
Erkenntnis widerspricht dem Klischee, dass die europäischen Landwirte
die meiste Förderung erhalten. Und der Abstand ist seit 2008
kontinuierlich angestiegen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks zielt die Politik darauf ab,
die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte von Landwirten für
Verbraucher anzukurbeln und abzusichern. Dies geschieht auf
antizyklische Weise, d. h. unter Berücksichtigung der Marktlage. Eine
weitere Besonderheit ist die interne Nahrungsmittelhilfe (die im Jahr
2010 54 % der SGPA ausmachte). Im Allgemeinen gilt sie als soziale
Subvention, stellt aber tatsächlich eine aktive Subventionierung des
amerikanischen Agrar- und Lebensmittelsektors dar und wird auf über
94 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die laufende Reform (der
Agriculture Reform, Food and Jobs Act von 2012) sieht zwar vor, die
Mechanismen zum Einkommensschutz zu ändern, wird aber ein starkes
Arsenal an Subventionen beibehalten.
In der EU beinhaltet die Unterstützung landwirtschaftlicher
Betriebe direkte Beihilfen zum Lebensstandard der Landwirte (64 % der
SGPA im Jahr 2010), vor allem bei Berücksichtigung der
Betriebsprämienregelung (Single Payment Schemes, SPS), die 47 % aller
im Jahr 2010 geleisteter Finanzhilfen für landwirtschaftliche
Betriebe ausmachte. Das Hilfssystem ist auf Landwirte ausgerichtet,
jedoch von Produktion und Marktpreisen entkoppelt. Somit verfügt die
europäische Politik nicht über die nötigen Mittel, um effizient auf
Preisschwankungen reagieren zu können. Und die ab 2013 von der
Europäischen Kommission angekündigte GAP-Reform (Reform der
gemeinsamen Agrarpolitik) verschlimmert die Lage noch weiter, ohne
dabei den Nöten der europäischen Landwirte gerecht zu werden.
Ausgehend von dieser Studie fordert momagri die europäischen
Entscheidungsträger dazu auf, in künftige GAPs
Regulierungsmechanismen einzuarbeiten, die die Preise und
landwirtschaftlichen Einkommen stabilisieren und zugleich die
EU-Ausgaben wirkungsvoller einzusetzen.
Andernfalls muss sich die EU auf eine wachsende
Importabhängigkeit bei Lebensmitteln einstellen; mit all ihren
sozialen, wirtschaftlichen und politischen Folgen. Dieser Vorgang hat
bereits begonnen: Im Lauf des vergangenen Jahrzehnts hat die
Europäische Union ihre Einfuhr verdoppelt und importiert allem
Anschein nach derzeit den Gegenwert von über 32 Millionen Hektar
Anbaufläche, was ungefähr der Grösse Deutschlands entspricht[2].
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1. Oder 130,5 Milliarden Euro (Wechselkurs US$/EUR = 0.755, laut
OECD, 2010).
2. http://operaresearch.eu/files/repository/20111021145840_Etude-
Humboldt-FR.pdf
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Datum: 26.06.2012 - 08:04 Uhr
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