WAZ: Opern-Ehe nur gekittet. Kommentar von Jens Dirksen
(ots) - Duisburg hat sich gegen die Scheidung der Opernehe
mit Düsseldorf entschieden, mit weiteren, beinahe blutigen
Einschnitten in deren Etat. Aber wenn man eine Oper in der Stadt
haben will, dann ist dies die vernünftigste Entscheidung.
Kostengünstiger als in Duisburg ist eine Oper auf dem Niveau, das ein
Hingehen, Anschauen und Anhören lohnt, nicht zu haben. Die
Grundfrage, wie viel Kultur wir haben wollen und was sie uns wert
sein soll, ist allerdings ein weiteres Mal aufgeschoben worden. Sie
kann auch nicht von einer Stadt allein diskutiert werden. Es ist eine
Frage der Region: Nicht jede Stadt hat, will, braucht ein Theater,
auch wenn es verhindert, dass in den immer mehr verödenden
Innenstädten nach Ladenschluss die Lichter ausgehen. Aber statt zu
klären, welche kulturelle Ausstattung das Ruhrgebiet wirklich braucht
und haben will, erschöpft sich die Kulturszene in permanenten
Abwehrkämpfen, in Erhaltungsanstrengungen. Kulturpolitik, die
gestaltet, sieht anders aus. Dass sie im Jahr zwei nach der
Kulturhauptstadt nicht stattfindet, dürfte zu den größten Niederlagen
von Ruhr.2010 gehören. Ein Rätsel bleibt bei alledem jedoch, warum in
wirtschaftlich guten Zeiten, in denen die Steuereinnahmen sprudeln,
die Haushalte der Städte und Gemeinden derart von den Sozialkosten
aufgefressen werden, dass alles Geld in Kitas, Hartz IV und ALG II
geht und für Bürgersteige ohne Stolperfallen, für Schwimmbäder und
Theater nichts mehr übrig bleibt.
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Datum: 25.06.2012 - 19:35 Uhr
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