Neue OZ: Kommentar zu Düsseldorfer Heine-Preis
(ots) - Kein bisschen gewitzt
Wäre es doch nur um den Sitz in einer Jury gegangen. Aber Heinrich
Heine bewarb sich seinerzeit um die für einen Menschen und Autoren
wirklich wichtigen Dinge - um einen Platz in der Gesellschaft, einen
Ort in der Literaturgeschichte. Heines großes Pech: Er passte einfach
zu nichts und niemandem. Als Jude passte er nicht in die besseren
Kreise, als Spötter nicht zur Mehrheit, die am liebsten im wärmenden
Konsensbad planscht. Als Ironiker passte Heine nicht zur kuscheligen
Romantik, als Republikaner nicht zur Reaktion. Und als Patriot des
Herzens nicht zu Deutschland, wenigstens zum damaligen nicht.
Lange Auflistung, rabiat kurzer Schluss: Heinrich Heine hätte den
Sitz in der Jury des nach ihm benannten Preises ganz sicher nicht
bekommen. Wie traurig. Die beruhigende Folgerung: Heinrich Heine ist
als Dichter, Intellektueller und Kritiker so unbezähmbar geblieben,
dass er immer noch für Dispute sorgt. Wer sich mit Heine schmücken
will, sollte so gewitzt sein wie der Dichter. Sonst blamiert er sich,
so wie jetzt einige Lokalpolitiker.
Was hätte Heinrich Heine heute gemacht? Wohl dies: den Jury-Platz
sausen gelassen, noch eben ein Verslein gedichtet und die Fortuna
gefeiert.
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Datum: 25.05.2012 - 22:00 Uhr
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