Neue OZ: Kommentar zu Kunst / Kriminalität
(ots) - Der blinde Fleck
Eine Schau voller Fälschungen? Die Freiburger Idee, den Betrüger
Beltracchi auszustellen, klingt verlockend kurios. Und sie trifft
zugleich ein zentrales Thema: die Verführbarkeit des Kunstmarkts. Das
Unterfangen dürfte sich allerdings als kompliziert erweisen, gerade
weil der Fall des Fälschers so publikumswirksam ist.
Das virtuose Kopisten-Talent, die Dreistigkeit, die hohen Gewinne,
all das ließe sich leicht in eine launige Köpenickiade verpacken. Der
Fälscher wäre damit unverdient geadelt, der Schaden, den er
angerichtet hat, auf fatale Weise verharmlost.
So ehrenwert es ist, den blinden Fleck des Kunstbetriebs zu
thematisieren: Mit den Fälschungen allein ist wenig auszurichten. In
ihrer Austauschbarkeit sagen sie nichts aus. Der Skandal besteht
nicht aus Werken; er liegt in den Mechanismen des Marktes: im
Bedürfnis nach immer neuen Meisterwerken der immer gleichen Namen, in
der Sucht nach Sensationen, im Irrtum der Experten. All das verdient
die Diskussion; es lässt sich aber leider nicht an eine Museumswand
hängen.
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Datum: 28.12.2011 - 22:00 Uhr
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