Wissenschaftler finden unter Beteiligung der Universität Bonn erste Hinweise auf das rätselhafte Higgs-Boson
(ots) - Am Europäischen Zentrum für Elementarteilchenphysik
CERN in Genf sind Wissenschaftler dem rätselhaften Higgs-Boson dicht
auf den Fersen. Nach Auswertung erster Messungen mit dem Large Hadron
Collider (LHC) haben sie Hinweise auf das bislang nur theoretisch
postulierte Teilchen gefunden. Diese Anhaltspunkte für das
Higgs-Teilchen sollen nach der Winterpause des LHC im Februar weiter
untersucht werden. An den Messungen mit dem Großdetektor ATLAS sind
die Physiker der Universität Bonn als größte deutsche Gruppe
beteiligt.
"Die aufsehenerregenden Daten wurden gestern am CERN bei einem
Seminar vor den Augen hunderter Wissenschaftler vorgestellt",
berichtet Prof. Norbert Wermes vom Physikalischen Institut der
Universität Bonn. "Es ist aber noch zu früh, von einer Entdeckung zu
sprechen - wir brauchen noch weitere Messungen, um die Hinweise
statistisch abzusichern." Da der Large Hadron Collider (LHC) am CERN
bis Februar abgeschaltet bleibt, müssen sich die Wissenschaftler noch
etwas gedulden. "Wir rechnen im Laufe des nächsten Jahres mit
endgültigen Resultaten", sagt Wermes.
In dem Großdetektor ATLAS ist die Universität Bonn als größte
deutsche Gruppe mit den Professoren Ian C. Brock, Klaus Desch, Jochen
Dingfelder und Norbert Wermes engagiert. Der in Bonn maßgeblich
entwickelte Pixeldetektor von ATLAS ist gewissermaßen eine Lupe für
den Urknall. Er sitzt unmittelbar an der Kollisionszone der in dem
LHC-Beschleuniger zusammenprallenden Protonen. Jetzt arbeiten die
Bonner Forscher an der Suche nach dem Higgs-Teilchen intensiv mit.
Das Higgs nimmt in der durch viele Experimente überprüften Theorie
der Elementarteilchen eine Schlüsselrolle ein. Es hängt unmittelbar
mit der Art und Weise zusammen, wie Elementarteilchen Masse erhalten,
nämlich durch Wechselwirkung mit dem postulierten Higgs-Medium. Der
Effekt ist der gefühlten Bewegungseinschränkung ähnlich, wenn man
sich etwa durch Wasser oder zähen Honig bewegt. "Das Higgs-Teilchen
ist eine unmittelbare Konsequenz der Theorie, dem so genannten
Standardmodell. Seine Entdeckung wird fieberhaft erwartet", sagt
Prof. Wermes.
Die gestern gezeigten Resultate des ATLAS Experimentes beruhen auf
350 Millionen Milliarden Kollisionen, deren Daten dieses Jahr
aufgenommen wurden. Für das Higgs-Teilchen wird es nun eng. Die
Ergebnisse schränken den Massenbereich, in dem das Higgs-Boson sich
noch aufhalten kann, auf ein sehr kleines Fenster zwischen 116 und
130 Giga-Elektronenvolt (GeV) ein. Darüber hinaus sehen sowohl ATLAS
als auch CMS beide unabhängig voneinander erste Anzeichen in den
Messungen, die darauf hindeuten, dass das Higgs tatsächlich innerhalb
dieses Fensters sein könnte, wenn auch die geforderte Signifikanz
noch nicht ausreicht.
Die Hoffnungen der Wissenschaftler sind groß. "Derzeit sieht es so
aus, als ob das Standardmodell in Bezug auf das Higgs-Teilchen
richtig liegen könnte", sagt Prof. Dingfelder. "Wir wissen
andererseits aber, dass das Modell für die vollständige Erklärung der
Teilchenwelt nicht ausreicht. Dies macht die kommenden Jahre umso
spannender."
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http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/351-2011
Pressekontakt:
Prof. Dr. Norbert Wermes
Physikalisches Institut
Universität Bonn
Tel. 0228/733533
E-Mail: wermes(at)physik.uni-bonn.de
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Datum: 14.12.2011 - 16:58 Uhr
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