Warum Ingwer, Safran und Kreuzkümmel gesund machen / Das Wissen um die Heilkraft der Gewürze ist 5.000 Jahre alt - nur leider in Vergessenheit geraten
(ots) -
Gewürze waren bis ins 19. Jahrhundert die einzig wirksame Arznei,
die den Menschen zur Verfügung stand. Und sie sind bis heute so gut
für unsere Gesundheit wie vor 5.000 Jahren. Doch das Wissen um deren
Heilkräfte verschwand allmählich, weil sich die Medizin immer mehr
auf die industrielle Herstellung von Medikamenten und den gezielten
Einsatz einzelner Substanzen konzentrierte. Den verschütteten
Wissensschatz der Hochkulturen, der Antike und des Mittelalters rund
um die Heilwirkung der Gewürze hebt jetzt Spitzenkoch und
"Gewürzpapst" Alfons Schuhbeck mit seinem neuen Buch "Meine Reise in
die Welt der Gewürze" (Verlag Zabert Sandmann, 993 S., 24,95 EUR).
Hier einige Beispiele:
Die Menschen in Mesopotamien wussten schon vor 5.000 Jahren, dass
Lungenentzündungen am besten mit heißen Fenchelumschlägen zu
behandeln sind - eine Therapie, die in Europa bis zur Entdeckung der
Antibiotika üblich war. Auch kannten sie bereits die segensreichen
Wirkungen des Knoblauchs, der vor Bakterien und Pilzen schützt und
Alterserscheinungen wie Arterienverkalkung und Bluthochdruck
bekämpft.
Im Ägypten der Pharaonen wurden ein paar Jahrhunderte später die
Früchte des Johannisbrotbaums sehr geschätzt, weil sie die
Blutfettwerte senken und die Fettverdauung beschleunigen. Wacholder
war eines der beliebtesten Heilmittel überhaupt. Man setzte die
Beeren unter anderem als harntreibendes Medikament und zur Senkung
des Blutzuckerspiegels ein. Kreuzkümmel wiederum wurde verabreicht,
um den Speichelfluss, die Gallensaftausscheidung und die Aktivität
der Bauchspeicheldrüse zu fördern - lauter Erkenntnisse, die bis
heute aktuell sind. So wird gegenwärtig diskutiert, ob man
Kreuzkümmel wegen seiner positiven Wirkung auf die Bauchspeicheldrüse
und Wacholder wegen seines erstaunlichen Effekts auf den Blutzucker
als Präventionsmittel gegen die Volkskrankheit Diabetes einsetzen
kann.
Dass auch Bockshornklee bei Diabetes hilft, wussten schon die
Menschen in der griechischen Antike vor 2.500 Jahren. Und dem
Basilikum schrieben sie eine reinigende sowie harntreibende Kraft zu.
Pfeffer wurde als probates Mittel gegen Husten und andere Brustleiden
gelobt. Tatsächlich ist heute wissenschaftlich belegt, dass er vor
Erkrankungen der Atemwege schützt. Schwarzer Pfeffer beeinflusst dank
seiner ätherischen Öle außerdem die Entgiftungskapazität der Leber
positiv. Genauso wichtig wie der Pfeffer war für die antiken Ärzte
die aus Indien importierte Ingwerwurzel. Sie habe eine erwärmende
Wirkung, fördere die Verdauung und sei insgesamt gut für den Magen,
hieß es damals. Das alles ist inzwischen ebenfalls bewiesen.
Die Römer übernahmen vieles von den Griechen, berichteten darüber
hinaus aber auch vom verdauungsfördernden, krampflösenden Koriander
und vom Magenmittel Kümmel. Bei Kopfschmerzen rieben sich die
Menschen die Schläfen mit Minzöl ein - nichts anderes machen wir
heute auch. Linderung bei Kopfweh versprach zudem Schwarzkümmel - in
ein Tuch gefüllt, zerrieben und unter die Nase gehalten. Durch das
Einatmen der ätherischen Öle schwellen die Nasenschleimhäute ab, der
Kopf wird binnen kürzester Zeit klar. In arabischen Ländern kennt
jeder Mensch diese so einfache wie effektvolle Sofortmaßnahme. Nur
wir Europäer wollen davon nichts mehr wissen.
Die islamische Medizin war im Mittelalter der Gipfel der
Heilkunst, weil sie das Wissen der Antike bewahrte und fortschrieb.
Und so machte ein arabisches Sprichwort vom lebensrettenden Salbei
auch in unserem Sprachraum die Runde: "Wer Salbey baut, den Tod kaum
schaut." Außerdem war bekannt, dass Kampfer dem Herz guttut,
Tamarinden, Kassia und Aloe die Verdauung fördern, und kein Mittel
wirkungsvoller bei der Schmerzbehandlung ist als Mohn. Auch die
Anwendung von Safran war vielfältig. Man wusste: Er kann die Sehkraft
verbessern, die Atemwege stärken und harntreibend wirken. Ein Segen
für Magen und Milz ist er auch noch. Und zu guter Letzt steigert er
die Lust bei Mann und Frau.
Im europäischen Mittelalter ist vor allem das Wirken der Äbtissin
und Visionärin Hildegard von Bingen (1098-1179) hervorzuheben. Dass
eine gute und kluge Ernährung zwangsläufig zu einer guten Gesundheit
führt, war eine der Maximen ihres Denkens. Die Königin der
Klostermedizin empfahl etwa bei Niedergeschlagenheit eine Mischung
aus Muskatnuss, Ceylonzimt und Gewürznelken.
Im 11. Jahrhundert wurden dann zunehmend die Universitäten die
Zentren der europäischen Medizin. Parallel dazu entstanden die ersten
Apotheken, die selbst Kräuter kultivierten und Gewürze mischten - bis
schließlich im 19. Jahrhundert die Pharmazie mit industriell
hergestellten Medikamenten ihren Siegeszug antrat und das Wissen um
die Heilkraft der Kräuter und Gewürze immer mehr in den Hintergrund
rückte.
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Datum: 18.11.2011 - 09:05 Uhr
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