Geschlechterneutrale Sprache – Neue Software hilft beim Überprüfen und Verbessern
Ulm, November 2011:
Für viele ist sie ein Graus, für andere ein notwendiges Übel, der Rest amüsiert sich eher darüber: die geschlechterneutrale Umformulierung unserer Sprache.
(IINews) - Insbesondere Politik, Verwaltungen oder Universitäten haben unter der Notwendigkeit Geschlechter-gerecht zu formulieren oft zu leiden.
Eines der Hauptprobleme ist, dass die Grenzen nicht klar definiert sind. Wo fängt Geschlechterneutralität an, wo endet sie? Muss man jetzt Fußgänger- und Fußgängerinnenzone schreiben? Oder gar Oberbürger- und Bürgerinnenmeister?
Zudem ist es problematisch, dass es keine einheitlichen Lösungsansätze gibt. So kann in einer Universität die eine Stelle statt Studenten das neutrale „Studierende“ verwenden, eine andere Stelle hingegen schreibt „Studenten und Studentinnen“ während eine andere Stelle wiederum von „Student/innen oder „StudentInnen“ spricht.
“Jede Verwaltung, jede Behörde oder Universität hat viel Spielraum bei der Umsetzung einer Geschlechter-gerechten Sprache“, erklärt Dr. Anikar Haseloff, Geschäftsführer des Instituts für Verständlichkeit, dass die Software-Prüfung entwickelt hat. „Dies ist einerseits natürlich positiv, andererseits jedoch auch Quelle für unterschiedlichste Handhabungen selbst innerhalb einer einzelnen Verwaltung. Ziel jedoch sollte immer sein, dass eine Verwaltung auch immer gleich mit Sprache umgeht.“
Automatische Prüfung auf Verstöße
Um die Probleme bei diesem Thema effizienter angehen zu können, haben die Sprachwissenschaftler des Instituts für Verständlichkeit eine Software-basierte Prüfung entwickelt. Dieses Gender-Modul der Software TextLab prüft Texte automatisiert auf mögliche Verstöße gegen eine Gender-gerechte Sprache und liefert auch gleich noch Hinweise, worauf bei diesen Stellen zu achten ist und wie diese Stellen so umgeschrieben werden können, dass sie als Gender-gerecht gelten.
„Die Software erkennt, wenn beispielsweise im Kontext einer Universität nur von Studenten gesprochen wird. Die entsprechende Textstelle wird dann markiert, und der Redakteur erhält den Hinweis, hier entweder die weibliche Form ebenfalls zu nennen oder gleich das neutrale Wort Studierende zu verwenden“, führt Oliver Haug, zweiter
Geschäftsführer des Instituts aus. „Welche Variante die Verwaltung letztlich verwendet, kann individuell entschieden werden, auch dies berücksichtigt das neue Modul“.
Denn ein Nutzer kann der Software beibringen, welche Regelung er zukünftig anwenden möchte. So wird dem Nutzer dann immer die für ihn richtige Ersetzung vorgeschlagen. Auch können Unternehmen und Verwaltungen die Prüfung ständig weiterentwickeln und stetig an die eigene Bedürfnisse anpassen, denn die Sprache ist immer so einzigartig wie das Unternehmen und entwickelt sich auch weiter.
Entwickelt wurde die Funktion gemeinsam mit dem Innenministerium Baden-Württemberg und der Stadt Wiesbaden, die sich beide sehr ausführlich mit dieser Problemstellung beschäftigen. Dadurch konnten wertvolle Erfahrungen und praxiserprobte Lösungen von Anfang an in die Entwicklung mit einbezogen werden. Ebenfalls an der Weiterentwicklung aktiv mitarbeiten wird die Universität Hohenheim, bei der dieses Thema ebenfalls auf der Tagesordnung steht. Durch dieses Netzwerk aus Praktikern und Wissenschaftlern soll die Funktion weiterentwickelt werden und letztlich einem breiten Anwenderkreis zur Verfügung stehen.
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Datum: 11.11.2011 - 14:26 Uhr
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