Kölner Stadt-Anzeiger: "Hier zeigen wir dir, warum die DDR-Mädels so schnell sind" - Westdeutsche E
(ots) - Köln. Doping war auch in Westdeutschland ein
wesentlicher Bestandteil der sportlichen Erfolge. Das enthüllt die
ehemalige Leichtathletin Claudia Lepping (43) im Gespräch mit dem
Kölner Stadt-Anzeiger (Samstag-Ausgabe). Die viermalige deutsche
Junioren-Meisterin (100, 200 Meter im Freien sowie 60 und 200 Meter
in der Halle) sei 1986 von dem Trainer Heinz-Jochen Spilker mit einer
Versprechung für das Hammer Sprint-Modell gewonnen worden. Spilker
habe gesagt: "Hier zeigen wir dir mal, warum die DDR-Mädels so
schnell sind." Lepping dachte an neue, besondere Trainingsmethoden
und wechselte nach der Leichtathletik-EM 1986 in Stuttgart (dort
wurde sie Elfte über 200 Meter) von der LC Marl nach Hamm. Doch das
sei ein Irrtum gewesen. "Die Hammer Athletinnen konnten nur deshalb
mit der DDR-Combo mithalten, weil sie genau dieselben anabolen
Steroide schluckten wie die Kolleginnen im Osten." Lepping, die laut
eigener Aussage stets sauber war und sich "niemals gedopt" hat,
fühlte sich im Hammer Zirkel wie in "einem Panoptikum des Grauens".
Der Freiburger Sportarzt Armin Klümper habe die Athletinnen mit
Blankorezep-ten versorgt, erzählt Lepping. Diese seien dann in einer
Apotheke eingelöst worden. "Die Mädels haben mir erzählt, dass das
Kontrollsystem gnädig war. Sie wurden von Spilker darüber informiert,
wann die Kontrolleure kamen. Von der Ankündigung bis zum Erscheinen
konnte man locker mal eine Woche überbrücken, so dass dann die
abgesetzten Mittel nicht mehr nachweisbar waren." Zu den Erfolgen der
Hammer Sprinterinnen sagt Lepping: "Es gilt als bewiesen, dass 1988
durch das Anabolika-Doping der 4x200-Meter-Hallenweltrekord der
Mädchen zustande gekommen ist." Claudia Lepping (200-Meter-Bestzeit:
23,18 Sekunden) erreichte nach einer Rückenverletzung 1989 nicht mehr
ihr früheres Leistungsniveau und musste bald danach ihre Karriere
beenden. Heute arbeitet sie als politische Redakteu-rin in Berlin.
Dass Spilker nun als stellvertretender Vorsitzender des thüringischen
Lan-dessportbundes fungiert, kann Lepping nicht nachvollziehen: "Ich
rege mich enorm darüber auf, dass jemand mit dieser Vergangenheit im
deutschen Sport noch so eine Nummer ist. Der thüringische
Landessportbund sollte sich erklä-ren, warum er mit jemandem
zusammenarbeitet, der diesen Doping-Hintergrund hat." Lepping will
nun eine sogenannte "Graswurzel-Kampagne" ins Leben rufen, bei der
sich Athleten mit Hilfe der neuen Medien zum Widerstand verschwören
und Alarm schlagen können, wenn sie unter Druck geraten. "Wenn diese
Leute zusammenhalten, sind sie eine Macht. Da haben Doping-Trainer
keine Chance mehr", sagt Lepping.
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Datum: 08.10.2011 - 01:00 Uhr
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