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Auf die Schärfe kommt es an: Senfkonsum kann vor Schäden an der Erbsubstanz schützen

ID: 482278

(ots) - Eine Forschergruppe um Prof. Dr. Volker
Mersch-Sundermann und Dr. Evelyn Lamy am Institut für Umweltmedizin
und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg hat sowohl in einer
Vorstudie in Kulturen menschlicher Zellen als auch in einer
unabhängigen Studie am Menschen nachgewiesen, dass handelsüblicher
scharfer Senf vor der Wirkung krebsauslösender Stoffe, die mit der
Nahrung aufgenommen werden, effektiv schützt. "Der Konsum von
scharfem Senf schützt beispielsweise vor den erbgutschädigenden
Wirkungen der beim Grillen und Braten von Fleisch entstehenden
polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK", erläutert
Institutsleiter Prof. Dr. Volker Mersch-Sundermann. PAK sind als
krebsauslösende Stoffe - sogenannte Karzinogene - bekannt.

Die Probanden der Studie nahmen täglich 20 Gramm scharfen Senf zu
sich. Dann wurde ihnen Blut abgenommen und das Blut mit
krebsauslösenden Stoffen, sogenannten Karzinogenen, versetzt. "Wir
haben gesehen, dass weiße Blutkörperchen von Probanden, die vorher
scharfen Senf konsumiert hatten, viel besser mit solchen gefährlichen
Substanzen umgehen können", so Mersch-Sundermann weiter. Im Gegensatz
dazu waren die Werte bei den Probanden ohne Senfkonsum
(Referenzwerte) weitaus schlechter.

Auch deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass der
Schutzeffekt eine gewisse Zeit nach dem Konsum von scharfem Senf
anhält und nicht, wie etwa für Vitamin C gezeigt, nur sehr
kurzfristig ist. Regelmäßiger Konsum von scharfem Senf könnte daher
tatsächlich dazu beitragen, nachhaltig das Krebsrisiko zu verringern.

"In den Vorversuchen an menschlichen Zellkulturen konnte
nachgewiesen werden, dass Senfe mit einem hohen Anteil an der
schärferen, braunen Senfsaat, wie beispielsweise Löwensenf Extra,
besonders wirksam sind", so der Institutsleiter. Daher wurde




Löwensenf Extra auch für die nachfolgende Studie am Menschen
verwendet. Dieser Senf habe sich zudem als besonders geeignet für die
Studie gezeigt, da er lediglich Wasser, Senfsaat, Essig und Salz
enthält und daher wenig Nebeneffekte durch andere Zutaten auftreten
können.

Die krebshemmende Wirkung von Senf ist auf die Gruppe der
sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen, die allgemein "Senföle"
genannt werden und für die Schärfe in der Würzpaste verantwortlich
sind. Diese werden beim Verarbeiten oder auch Kauen von Senf
freigesetzt und können so vom Körper aufgenommen werden.

Insgesamt entfalten nur ganz bestimmte Obst- und Gemüsesorten bzw.
deren Inhaltstoffe ein vor Krebs schützendes Potenzial. Solche
Effekte werden als "Chemoprävention" bezeichnet. Chemopräventive
Wirkung besitzen beispielsweise Kohlsorten aus der Familie der
Kreuzblütengewächse wie Brokkoli, Kohlrabi, Weißkohl, aber auch
Radieschen und eben Senf.

Je schärfer der Senf, desto stärker die krebshemmende Wirkung

Die Forscher sind sich einig, dass die Krebsentstehung ein sehr
komplexer Prozess mit vielen, teilweise bisher unbekannten
Ein-flussfaktoren ist. Angefangen bei der initialen Schädigung des
Erbmaterials bis zur Entstehung eines Tumors vergehen in der Regel
Jahre bis Jahrzehnte. Auf der Basis der jetzigen Ergebnisse der
Untersuchungen von Prof. Mersch-Sundermann könnten mit der
nachgewiesenen Hemmung genau dieses ersten Schrittes in der
Tumorentstehung die im Senf enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe
einen nicht unerheblichen Beitrag in der Krebsprävention leisten.

Unklar ist bisher noch, welche Mindestkonzentrationen der
"scharfen" sekundären Pflanzenstoffe notwendig sind, damit der Senf
seine chemopräventive Wirkung entfalten kann. Mersch-Sundermann: "In
der Vorstudie an menschlichen Zellkulturen wirkte jedenfalls scharfer
Senf wie beispielsweise Löwensenf Extra deutlich stärker als süßer
Senf."

Im nächsten Schritt machen sich die Forscher daran, die zellulären
Mechanismen zu verstehen, die dem Schutzeffekt zugrunde liegen. Klar
ist, dass dabei die Aktivierung von entgiftenden Enzymen im Menschen
eine Rolle spielt; diese Enzymregulation kann aber die starke
chemopräventive Wirksamkeit nur zum Teil erklären. Noch weitere,
bisher unbekannte Ursachen der Chemoprävention durch Senfgenuss sind
anzunehmen.



Pressekontakt:
Universitätsklinikum Freiburg
Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene
Prof. Dr. Volker Mersch-Sundermann
Breisacher Straße 115 b, 79106 Freiburg
Telefon: 07 61 / 2 70 - 82 05
E-Mail: volker.mersch-sundermann(at)uniklinik-freiburg.de

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Datum: 19.09.2011 - 10:30 Uhr
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