tz München: Eon will Münchner Zentrale zusperren: Fortschritt ist manchmal auch ein Rückschritt
(ots) - Wenn es nicht tatsächlich bürokratisches
Kauderwelsch wäre - es wäre blanker Zynismus. Auf dem Arbeitsmarkt
setzt man Kräfte frei, Unternehmen werden verschlankt oder
konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft: Wirtschaftsdeutsch ist dazu
da, Kompetenz auszudrücken, in Wirklichkeit aber um zu täuschen und
zu verschleiern. Eines der besten Beispiele dafür ist ein Slogan, den
Politik und Ökonomie gleichermaßen in den 90er-Jahren geprägt haben:
"Die Liberalisierung der Strommärkte". Wie man heute weiß, war das
einer der zehn größten Irrtümer und Fehlleistungen in der Republik.
Denn was hat die Liberalisierung, also im Wortsinn die Befreiung der
Strommärkte gebracht? Eine Konzentration auf vier Giganten, die in
Deutschland die Preise diktieren und mit einem Gut, das wie Brot zur
Grundversorgung der Menschen gehört, Milliarden machen. Und dann zu
allem Überfluss auch noch (so wie Eon jetzt eben) "Arbeitskräfte
freisetzen", um auch weiterhin Gewinne nicht nur zu stabilisieren,
sondern zu maximieren. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen:
Das hier ist kein Plädoyer für ein dirigistisches Wirtschaftssystem
des Staates, in dem alles geregelt wird. So etwa wie in Italien, wo
Kommunen sogar den Höchstpreis für Espresso festlegen. Die
Privatwirtschaft muss auch den ökonomischen Regeln der westlichen
Welt folgen können, selbst wenn das System im Augenblick knirscht.
Schuld sind da nicht ausschließlich die Konzerne, die sich ja an die
geltenden Wirtschaftsregeln halten. Schuld hat einzig und alleine die
kurzsichtige Politik, die so etwas überhaupt zulässt. Gottseidank
haben den Kahlschlag der örtlichen Energieversorger einige überlebt.
Wir Münchner können uns glücklich schätzen, dass es die Stadtwerke
gibt. Ein Unternehmen mit Gesicht, eines, das zwar auch Gewinne
einfahren muss, aber auch eines, das mit diesem Geld über
Quersubventionierungen Gutes für München tut. So etwas gab es früher
in ganz Deutschland! Manchmal ist Fortschritt dann doch ein
Rückschritt.
Rudolf Bögel
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Datum: 11.08.2011 - 16:56 Uhr
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