Neue OZ: Kommentar zu Forschung / Archäologie / Nano-Beschichtung
(ots) - Wegwerfen und erinnern
Wir werfen immer mehr weg. Nicht nur Konsumgüter aller Art,
sondern auch Texte, Bilder, Daten und mit ihnen Erinnerungen. Mit den
medialen Explosionen der digitalen Welt wächst der Überdruck all
dessen, was wir sehen, lesen, zur Kenntnis nehmen könnten. Die
einzige Vorkehrung gegen solche Überforderung: wegwerfen, ignorieren,
gar nicht erst hinsehen. Mutet es vor diesem Hintergrund nicht
seltsam an, dass Forscher einen hauchfeinen Überzug entwickeln, der
ausgerechnet uralte Schriften noch perfekter als bisher konservieren
hilft?
Ganz und gar nicht. Mediale Explosion und das gesteigerte
Interesse an der Gedächtnispflege sind zwei Seiten ein und derselben
Medaille. Jedes Gedächtnis setzt, so paradox das klingen mag,
Vergessen voraus. Wir können nicht alles behalten. Gedächtnisse sind
Strukturen, die auf Auswahl beruhen. Und das setzt das Weglassen
voraus. Objekte, die für das Gedächtnis wichtig sind, werden dafür
umso intensiver gepflegt. Sie sind bedeutungsvoll und sollen es
bleiben. Musealisierung erlebt einen neuen Schub, mitten im
Internetzeitalter. Was wäre logischer?
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Datum: 05.07.2011 - 22:00 Uhr
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