Münchener Mehrweggebot wird nicht durchgesetzt: Weiter Einweg in der Allianz-Arena
(ots) - Kommunale Verpflichtung zu Mehrwegbechern gilt auch
in der Münchener Allianz-Arena - Trotzdem soll ein umweltschädliches
Einwegsystem das bestehende ablösen - Oberbürgermeister Christian Ude
und Bürgermeister Hep Monatzeder versagen beim Vollzug des
Mehrweggebotes - DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch fordert
rot-grüne Stadtregierung auf, eigene verbindlichen Mehrwegregelung
auch in der Allianz-Arena durchzusetzen
Berlin, 29. Juni 2011: Seit der Eröffnung der Münchner
Allianz-Arena im Jahr 2005 werden dort Getränke in umweltbelastenden
Einwegbechern ausgeschenkt, obwohl bei Veranstaltungen auf
Grundstücken der Stadt München nur pfandpflichtige Mehrwegbecher
ausgegeben werden dürfen. Für Ausnahmen vom so genannten Münchner
Mehrweggebot bedarf es einer Sondergenehmigung, die für den Spielort
der Münchner Bayern nicht vorliegt und nie vorlag. Dabei soll es nach
Informationen der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) auch dann
bleiben, wenn die Arena One GmbH, die die Gastronomie in der
Allianz-Arena betreibt, ab der Saison 2011/2012 die bisherigen
Kunststoff-Einwegbecher aus so genanntem BELLAND®Material gegen
Einwegbecher aus dem maisbasierten Biokunststoff PLA tauscht.
Zwar ist nicht die Stadt München, sondern die München Stadion GmbH
aufgrund eines Erbpachtvertrages Eigentümerin der Allianz-Arena.
Unabhängig davon bleibt aber die Stadt München weiterhin Eigentümerin
des Grundstückes, auf dem die Allianz-Arena errichtet wurde. Da nach
der entsprechenden Satzung der Landeshauptstadt allein die
Eigentumssituation des Grundstücks entscheidend ist, gilt das
Mehrweggebot unzweifelhaft auch für die Arena. "Die Gesetzeslage ist
eindeutig: Auf Grundstücken der Stadt München dürfen - ohne
Sondergenehmigung - nur Mehrwegbecher verwendet werden. Solange der
Stadionbetreiber Getränke in Einwegbechern vertreibt, handelt er
rechtswidrig. Statt sich um die Einhaltung des eigenen Mehrweggebots
zu kümmern, versucht Oberbürgermeister Christian Ude, sich selbst mit
Tricksereien aus der Schusslinie zu nehmen und verwickelt sich dabei
in juristische Hütchenspielereien", erklärt Jürgen Resch,
Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Die
Verweigerung des Oberbürgermeisters Christian Ude und der Stadt
München, vorhandene Umweltgesetzgebung auch in der Allianz- Arena
umzusetzen, sei inakzeptabel.
Ganz aktuell beweisen die Verantwortlichen in den Fußballstadien
bundesweit internationalen Gästen, dass sie Umweltschutz können: Bei
der laufenden Frauen-WM werden im Rahmen des Umweltkonzeptes "Green
Goal 2011" in allen Stadien umweltfreundliche Mehrwegbecher für den
Getränkeausschank eingesetzt. Auch die Mehrheit der Stadionbetreiber
der Ersten Bundesliga setzt im Sinne der Abfallvermeidung und des
Umweltschutzes auf Mehrwegkonzepte. Die Stadt München sieht sich nach
eigener Aussage in der Vorreiterfunktion, wiederverwendbare Produkte
im Sinne der Abfallvermeidung einzusetzen. "Umso verstörender ist die
Tatsache, dass es München bislang nicht mal schafft, auf ihren
eigenen Grundstücken das Mehrweggebot durchzusetzen", erklärt Maria
Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft bei der DUH. Die DUH fordert
Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und den für Umwelt zuständigen
Bürgermeister Hep Monatzeder (Bündnis 90/Grüne) auf, unverzüglich die
Umsetzung eines Mehrwegkonzeptes für den Getränkeausschank in der
Allianz Arena zu veranlassen.
Zu den Informationen, wonach die Arena One GmbH Einwegbecher
BELLAND®Material gegen andere Einwegbecher aus dem maisbasierten
Biokunststoff PLA tauschen will, sagt Resch: "Sechs Jahre lang wurden
die Besucher der Allianz-Arena mit Einwegbechern aus dem
umweltbelastenden Belland-Kunststoff getäuscht. Die DUH hat mehrmals
darauf hingewiesen, dass es für diesen Kunststoff keine
Kreislaufführung gibt. Doch anstatt auf Mehrweg zu setzen hat sich
der Gastronomiebetreiber im Stadion entschieden, das bisherige
Wegwerfkonzept durch ein anderes umweltbelastendes Wegwerfkonzept zu
ersetzen. Und dies unter den Augen der rot-grünen Stadtregierung, die
ganz offensichtlich ihre eigenen Grundsätze und Regelungen nicht
ernst nimmt".
Im Rahmen einer vom Öko-Institut, dem österreichischen
Ökologie-Institut und der Firma Carbotec erstellten Ökobilanz wurden
die Umweltauswirkungen verschiedener Getränkesysteme für den
Fußballbundesligabetrieb untersucht. Alle Mehrwegbecherszenarien
wiesen gegenüber den in der Studie betrachteten Einwegbechersystemen
- darunter auch Kunststoff-Einwegbecher aus Polymilchsäure (PLA) und
BELLAND®Material - geringere Umweltbelastungen auf. Für das beste
Einwegbecherszenario wurden doppelt so viele Umweltbelastungspunkte
ausgewiesen wie für das ungünstigste Mehrwegbecherszenario. Die
Umweltauswirkungen von Einwegbechern aus PLA sind vergleichbar mit
denen von Einwegbechern aus PET. Auch die gesamtaggregierte
Umweltbelastung von Einwegbechern aus BELLAND®Material liegt im
Bereich derjenigen von herkömmlichen Einwegbechern aus PET.
"Allerdings gibt es - im Gegensatz zu PET - derzeit in Deutschland
für PLA keine Recyclinganlagen im industriellen Maßstab. Nach
Informationen der DUH werden die in deutschen Fußballstadien
eingesetzten Einwegbecher aus PLA deshalb in der Regel der
Müllverbrennung zugeführt. Was für ein Armutszeugnis für München", so
Resch.
Pressekontakt:
Jürgen Resch
Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Mobil.: 0171 3649170, E-Mail: resch(at)duh.de
Maria Elander
Leiterin Kreislaufwirtschaft, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 2400867-41, Mobil: 0160 5337376, E-Mail: elander(at)duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz
Leiter Politik & Presse, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 2400867-0, 0171 5660577, rosenkranz(at)duh.de
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Datum: 29.06.2011 - 12:02 Uhr
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