Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Festivals
(ots) - Event und Erwartung
Das Festival verspricht Freiraum, Offenheit, den Ausbruch aus der
Kulturroutine. Darin liegt sein Reiz. Das Festival gerät aber längst
in die Gefahr, selbst zur Routine zu werden. Seit Jahren kommen immer
neue Festivals als Neugründungen hinzu. Das Schlagwort von der
Festivalitis, an der die Kulturszene angeblich leidet, ist inzwischen
so abgegriffen, dass es von kritischen Beobachtern der Kultur nicht
mehr in den Mund genommen wird. Die Kontroverse um das Format bleibt
hingegen.
Festivals funktionieren als Inbegriff des Events, als Ereignisse,
die sich aus der Routine herausheben, sie erzeugen einen
Ausnahmezustand der Kreativität, der Räume für Experiment und Wagnis
öffnet. Genau dies brauchen die Künste ebenso wie die Verlässlichkeit
der kontinuierlichen Kulturarbeit in den vertrauten Institutionen.
Das Festival erlaubt den Sprung nach vorn. Oder besser gesagt: Es
sollte ihn erlauben. Das Wagnis ist an manchen Orten inzwischen zur
erwartbaren Ware geworden. Leider.
Denn Festivals werden, wie andere Kulturformate auch, nicht nur
als Ereignisse der Kunst, sondern auch als Leistungsträger des
Marketings für Städte und Regionen gesehen. Damit richten sich
erhebliche Erwartungen auf die Premiumformate der Festivals von
Bayreuth bis Salzburg. Sie sind zu Marken geworden, mit denen gutes
Geld verdient wird. Hat das ästhetische Wagnis da noch Platz? Es muss
ihn haben. Denn nur so können sich Festivals weiter behaupten.
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Datum: 17.06.2011 - 22:00 Uhr
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