Neue OZ: Kommentar zu Kachelmann-Prozess
(ots) - Viele Verlierer
Wer hätte das gedacht? Ein Großteil des Prozesses gegen Jörg
Kachelmann wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Wer
das Verfahren in manchen Medien verfolgt hat, könnte auch zu der
Ansicht gelangt sein, die Reporter seien zu jeder Minute dabei
gewesen. Nicht wenige in diesem "Publikum" dürften sich ihr Urteil
gebildet haben, noch bevor die Richter heute ein Urteil sprechen.
Sex & Crime und ein Fernsehprominenter auf der Anklagebank - das
war ein gefundenes Fressen für all diejenigen Medien, die mit dieser
Mischung ihre Auflagen und Quoten zu steigern wissen. Längst nicht
nur die üblichen Verdächtigen des Boulevards, auch etliche der
sogenannten seriösen Medien konnten dieser Versuchung nicht
widerstehen.
Gutachter und Zeuginnen gaben - zum Teil hoch dotierte -
Interviews, Anwälte versuchten, die Medien zu steuern, und
Deutschlands bekannteste Feministin Alice Schwarzer berichtete
ausgerechnet für jenes Blatt, das seinen Lesern täglich das Frühstück
mit einer barbusigen Schönheit auf Seite 1 versüßt.
Am Ende wird es mehr Verlierer geben als nur die Klägerin und den
einstigen "Wetterfrosch", den niemand mehr so nennen wird. Schon
jetzt beklagen Frauenberatungsstellen, dass viele
Vergewaltigungsopfer mit einer Anzeige zögern, weil sie vor dem
Verfahren zurückschrecken. Dazu hat auch Alice Schwarzer beigetragen,
selbst wenn sie das Gegenteil wollte.
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Datum: 30.05.2011 - 22:00 Uhr
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