Neue OZ: Kommentar zu Mythos Rinser
(ots) - Gewisse Mitschuld der Nachkriegsrepublik
Hoch auf dem Sockel bundesdeutscher Verehrung hat er gethront, der
Mythos Rinser - umso tiefer und schmerzhafter ist nun sein Fall. Die
Schriftstellerin stand für eine saubere Biografie im Dienste des
Widerstands, wurde 1984 sogar als Kandidatin für das Amt der
Bundespräsidentin gegen Richard von Weizsäcker gefeiert. Und hat doch
die eigene hinderliche NS-Verehrung in einen couragierten Kampf
dagegen uminterpretiert. Aus der moralischen Instanz Rinser ist eine
höchst unmoralische geworden. Es fällt heute schwer, diesen Prozess
aus Lug und Legendenbildung mit dem moralischen Druck der jungen
Republik zu entschuldigen. Bis vor wenigen Jahren kam das
Eingeständnis eines noch so kleinen Fingers, der dem Nazi-Staat
gereicht worden war, einer öffentlichen Hinrichtung gleich. War es
Geltungssucht oder nachträgliche Scham, die Rinser etwa aus einer
relativ harmlosen Anklage wegen Wehrkraftzersetzung gegen sich eine
lebensgefährliche wegen Hochverrats basteln ließ?
Eine "Mitschuld" hat die Nachkriegsdemokratie vielleicht: dass sie
unbedingt blitzsaubere Widerstandshelden verehren und die Wahrheit in
ihren grauen Mischfarben partout nicht gelten lassen wollte. Daraus
kann man lernen.
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Datum: 25.04.2011 - 22:00 Uhr
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