Mitteldeutsche Zeitung: DDR-Geschichte/Stasi-Akten
Gespräch mit Marianne Birthler, der Bundesb
(ots) - Marianne Birthler, die scheidende Bundesbauftragte
für die Stasiunterlagen, wünscht sich ein Geschichtsmuseum zur DDR.
Zwar verschaffe das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig einen guten
Überblick, in Berlin werde das Thema Mauer und Stasi umfangreich
aufgearbeitet. Aber sie bedaure, dass andere Fragen zu kurz kommen:
"Was war die SED? Was die NVA? Und wie funktionierte die Wirtschaft
in der DDR? Eine Gesamtschau wäre sehr wichtig, auch mit Blick auf
Osteuropa", sagte die 62-Jährige in einem Gespräch mit der in Halle
(Saale) erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitagausgabe).
Birthler glaubt, dass die Öffnung der Stasi-Akten "die Versöhnung der
Menschen mit ihrer eigenen Geschichte begünstigen kann. Das Schweigen
würde einen faulen Frieden bedeuten, der sich rächt". Damit nahm sie
auch Bezug auf die Diskussion darüber, ob man die Akten nicht besser
schließen sollte, wie das seinerzeit der Wittenberger Publizist
Friedrich Schprlemmer angeregt hatte. "Die Realität hat ihn
widerlegt. Ich wundere mich allerdings, dass Schorlemmer als Theologe
der Wahrheit so wenig Kraft zugetraut hat." Zur aktuellen Debatte
über einen "Schlussstrich" unter die DDR-Vergangenheit sagte die
Bundesbeauftragte, diejenigen, die einen "Schlussstrich" ziehen
wollten, fühlten sich durch jene provoziert, die immer noch Fragen
stellen. "Sie merken, dass die Interpretationshoheit immer weniger
bei ihnen liegt. Insofern gehören die Erfolge bei der Aufarbeitung
und die wütenden Reaktionen jener, denen das nicht passt, zusammen".
Zum Fall des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred
Stolpe (SPD), gegen den Stasi-Vorwürfe erhoben worden waren, weswegen
Birthler 1992 ihr Ministeramt in Potsdam aufgab, sagte sie: "Ich
hatte eine klare Meinung, die mich zum Rücktritt bewog. Ich habe in
den zurückliegenden Jahren meiner Tätigkeit nichts entdeckt, das mich
veranlasst hätte, meine Meinung zu revidieren. Meine Antwort auf
Stolpe war mein Rücktritt. Dem habe ich bis heute nichts
hinzuzufügen".
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200
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Datum: 10.03.2011 - 16:35 Uhr
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