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„Alles wird gut - nur weiß niemand, was bis dahin noch passiert“

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Hermann Kutzer beim 27. ChefCoach-Kamingespräch über Börse, Märkte und die Stolperfallen auf dem Weg nach oben.


(IINews) - Hermann Kutzer bringt einiges auf die Waage. Nicht nur in körperlicher Hinsicht, auch in Sachen Börsen¬erfahrung. Am 18. Februar war der renommierte Wirtschaftsjournalist zu Gast beim 27. Kamingespräch der ChefCoach Unternehmensberatung GmbH im Stuttgarter Café Schlossblick. Der Referent sieht Deutschland mitten in einem kleinen Wirtschaftswunder.

Krise? War da was? „Ich hätte selbst nie gedacht, dass es so schnell wieder aufwärts geht“, bekannte Gerhard H.W. Bach, Geschäftsführer der ChefCoach Unternehmensberatung GmbH, vor über 60 Zuhörern, die der Einladung zum jüngsten Kamingespräch gefolgt waren. Vor wenigen Monaten erst mussten milliardenschwere Rettungsschirme angesehene Großbanken auffangen. Und gestandene Volkswirte hatten einzusehen, dass selbst Mitgliedsstaaten der EU Pleite gehen können. „Da war es schwierig, sich noch etwas Optimismus zu bewahren“, erinnerte Bach. Doch mittlerweile ist weltweit die Zuversicht zurückgekehrt, obwohl „wir hierzulande noch längst nicht die Zahlen von vor der Wirtschaftskrise wieder erreicht haben“, leitete der Gastgeber an den Referenten über.

Hermann Kutzer, seit vier Jahrzehnten auf dem Börsenparkett zuhause, haderte nicht mit der krisengeprägten Vergangenheit, sondern versprühte beim Blick in die nähere Zukunft Optimismus pur. „Wir erleben momentan ein kleines Wirtschaftswunder“, adelte der Journalist den derzeitigen Aufschwung im Land. Kutzer, der nach 30 Jahren beim Handelsblatt jetzt freiberuflich Marktbeobachtung und Medientraining betreibt, sieht zudem in Umsatzzuwächsen und Gewinnsprüngen keine Eintagsfliegen. „Die Chancen stehen gut, dass es mehr als eine kurze zyklische Entwicklung wird“, schätzte er die derzeitige Wirtschaftslage als längerfristig stabil ein. Zugleich warnte er vor grenzenloser Euphorie. Die Krisenanfälligkeit der Märkte habe in den letzten Jahren erheblich zugenommen, was ein Unsicherheitsfaktor sei. „Wir haben ein hohes Maß an Instabilität“, so seine Erfahrung. Auf der anderen Seite hätten sich etwa die Devisenmärkte selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise relativ stabil gehalten.





Eine richtige Euro-Krise gibt es in Kutzers Wirtschaftwelt deshalb auch nicht. „Der Euro ist eine feste, stabile Währung. Warum sollen wir ihn in Frage stellen?“, ärgern ihn Diskussionen in diese Richtung. Wackelkandidaten wie Griechenland aus der Währungsunion -auch nur vorübergehend – auszuschließen, sei keine Alternative. „Das hätte zu einem katastrophalen Dominoeffekt mit Irland und Portugal als nächste Umfaller geführt“, betonte er. Allein durch die bisherige europaweite Preisstabilität habe sich der Euro bezahlt gemacht. „Die Notenbanken haben bereits in den achtziger Jahren begriffen, dass Geldwertstabilität eines der höchsten Ziele für eine prosperierende Wirtschaft ist“, bemerkte Kutzer.

Doch aus der Krise müssten auch die richtigen Schlüsse gezogen werden. Um Wiederholungen zu vermeiden, müsse die Politik jetzt handeln. Lange Zeit hätten die Regierungen in Europa und USA nur reagiert statt agiert. „Die weltweite Malaise ist auf die größeren Investmentbanken zurückzuführen. Diese Finanzindustrie gilt es wieder stärker an die Kandare zu nehmen“, nannte er die Stossrichtung. Grundsätzlich gelte es, die Realwirtschaft gegenüber der sogenannten Surrealwirtschaft zu stärken. In Kutzers Worten: „Die Kluft zwischen Geld machen aus Geld und Geld verdienen durch Güter und Produkte muss wieder verringert werden.“ Augenmaß sei dabei jedoch nötig. „Es muss alles geschehen, damit auf Anlegerseite das Vertrauen wieder zurückkehrt. Die Politik darf aber nur Regulieren, nicht Überregulieren“, forderte er mehr Transparenz an den Börsen.

Globalisierung und Nachhaltigkeit, in diesem Spannungsfeld bewege sich die Weltwirtschaft in der Zukunft, so Kutzers Credo. Unternehmen, die innovative Lösungen für Energieeffizienz, Klima-und Umweltschutz bieten, würden auf der Gewinnerseite stehen. Die deutsche Volkswirtschaft sei in diesem Sinne gut aufgestellt. Gute Aussichten für Anleger also? „Die Aktie ist weiter im Kommen“, erwähnte er trotz aktueller Jahreshöchststände weiter gute Einstiegschancen an den Börsen. Wer schnell zugreifen wolle, sei etwa bei der Deutschen Telekom richtig. „Die ist derzeit noch relativ günstig bewertet und hat eine tolle Dividendenrendite“, nennt er ein Beispiel. Engagierte Anleger sollten jedoch international diversifizieren, so sein Tipp. „Doch mit Empfehlungen ist es so eine Sache“, zwinkert Kutzer am Ende seines Vortrags in die Runde. „Letztlich ist jeder für seine Entscheidung selbst verantwortlich“, betont er.

Gastgeber Gerhard H.W. Bach nahm in seinem Schlusswort den Optimismus des Referenten mit einem Aufruf an die Zuhörer auf: „Wenn Sie in Unternehmen investieren wollen, dann auch in diejenigen, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Die bieten oft tolle Chancen“.

Das ChefCoach Kamingespräch findet viermal im Jahr zu wirtschaftsrelevanten Themen statt. Nächster Termin ist Freitag, der 20. Mai 2011 um 19.00 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei.

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Datum: 28.02.2011 - 10:03 Uhr
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