Dioxin-Skandal ist nicht vorbei - Lebensmittelbranche sieht weiterhin Risiken
(ots) - PwC-Umfrage in der Ernährungsindustrie:
Mehrheit der Unternehmen befürchtet weitere Skandale / Nur höhere
Lebensmittelpreise und verschärfte Kontrollen bringen mehr Sicherheit
Der jüngste Lebensmittel-Skandal durch dioxin- verseuchtes
Futtermittel ist nach überwiegender Einschätzung der deutschen
Branchenunternehmen kein Einzelfall. Fast drei Viertel der Betriebe
in Landwirtschaft, Futtermittel- und Lebensmittelindustrie glauben,
dass auch zukünftig Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften bei
Futtermittelherstellern nicht ausgeschlossen werden können, wie aus
einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC
unter 200 Branchenunternehmen hervor geht. Fast 40 Prozent halten das
Risiko sogar für hoch. Die Sicherheit deutscher Lebensmittel
insgesamt bewertet die Branche dagegen weit überwiegend als hoch
(72%).
"Diese auf den ersten Blick widersprüchlichen Bewertungen lassen
auf eine Dunkelziffer bisher nicht aufgedeckter Fälle und ein
verbesserungsbedürftiges Kontrollumfeld schließen", kommentiert Gerd
Bovensiepen, Leiter des Competence Center Retail & Consumer bei PwC.
"Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit verschärfter
unabhängiger Kontrollen. Nur vollständige Transparenz in der gesamten
Wertschöpfungskette kann mehr Sicherheit bringen und Einkommens- und
Reputationsverluste für die beteiligten Unternehmen vermeiden,
beziehungsweise reduzieren", so Bovensiepen.
Der aktuelle Futtermittelskandal hat die Branche nach Einschätzung
der befragten Unternehmen mehr als 30 Millionen Euro gekostet. Im
eigenen Unternehmen belaufen sich die erwarteten Kosten bei 31
Prozent der Befragten auf weniger als eine Million Euro, während
weitere fünf Prozent mit Schäden von bis zu fünf Millionen Euro
rechnen. Noch höhere Kosten befürchten zwei Prozent der Befragten,
während bei 58 Prozent der Betriebe keine Verluste auf Grund des
Skandals erwartet werden.
Höhere Preise, mehr Sicherheit
Aus Sicht der befragten Unternehmen ist der Auslöser des aktuellen
Futtermittelskandals vor allem das "kriminelle Verhalten Einzelner"
(89 Prozent der Nennungen). Allerdings verweist die Mehrheit der
Befragten auch auf systembedingte Ursachen wie den hohen Preisdruck
(72 Prozent) und den allgemein harten Wettbewerb in der Branche (65
Prozent).
Entsprechend halten knapp 80 Prozent der Befragten höhere
Lebensmittelpreise für "unbedingt erforderlich", um die
Lebensmittelsicherheit in Deutschland insgesamt zu verbessern. Rund
70 Prozent sprechen sich für härtere Strafen aus, knapp 60 Prozent
fordern mehr unabhängige Kontrollen. Eine Verschärfung der
gesetzlichen Vorschriften hält gut jedes vierte Unternehmen (26
Prozent) für erforderlich.
Doch sehen die Befragten auch in der Branche selbst
Handlungsbedarf. Das gilt vor allem für die konsequente Verfolgung
von Gesetzesverstößen im Bereich der Lebensmittelsicherheit (81
Prozent). Zudem fehlt es nach Ansicht von 62 Prozent der Befragten an
Notfallplänen, die bereits beim Verdacht auf Verunreinigungen von
Lebensmitteln greifen und mögliche Schäden schnell begrenzen.
"Das Vertrauen von Kunden und Konsumenten ist das wichtigste
Kapital eines Lebensmittelherstellers. Die Unternehmensleitung muss
daher jedem Mitarbeiter klar machen, dass auch die kleinste
Grenzwertüberschreitung zu viel ist und die Lebensmittelsicherheit
absoluten Vorrang hat", betont Gerd Bovensiepen. "Ergänzend müssen
die Unternehmen aber auch interne Strukturen und Kontrollen schaffen,
die es ihnen überhaupt ermöglichen, Gesetzesverstöße aufzudecken und
zu verfolgen. Sind die internen Kontrollsysteme lückenhaft, bleiben
die Vorgaben der Unternehmensleitung wirkungslos", so Bovensiepen.
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Datum: 27.01.2011 - 09:50 Uhr
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