Nicht nur gute Noten für die Quoten - WWF fordert Ende der Fisch-Verschwendung und bessere Kontrolle
(ots) - Die Fischereiminister der Europäischen
Union einigten sich heute Nacht in Brüssel auf Fischereiquoten für
die Nordsee und den Nordostatlantik. Demnach darf im kommenden Jahr
20 Prozent weniger Kabeljau in der Nordsee gefangen werden. Die
Quoten für mehr als 70 andere Fischbestände wurden ebenfalls gekürzt.
Für Nordsee-Hering, Seezunge und wenige weitere Fischbestände wurde
die Fangquote aufgestockt. Der WWF ist mit den Entscheidungen
zufrieden, da sie von den wissenschaftlichen Empfehlungen deutlich
weniger abweichen als in der Vergangenheit. Mit Blick auf die
anstehende Fischereireform sei aber eine verbesserte Kontrolle auf
den Schiffen nötig. Der WWF fordert zudem ein Ende der
verschwenderischen Rückwurfpraxis von zu kleinem und zu viel
gefischtem Fisch.
In den vergangenen Jahren überschritten die EU-Fangquoten die
wissenschaftlichen Empfehlungen regelmäßig um durchschnittlich 40
Prozent. "Diese Praxis konnte auf Dauer nicht gut gehen", erläutert
Karoline Schacht, Fischereireferentin beim WWF Deutschland. "Die
Politik hat keine andere Wahl, als der Wissenschaft zu folgen. Wenn
der Fisch erst einmal weg ist, nützen taktische politische
Spielereien nichts mehr." Für den WWF sind wissenschaftlich
begründete Fangquoten das notwenige Mosaikstück einer nachhaltigen
Fischereipolitik. Erst mit langfristigen Plänen für den Aufbau der
Bestände und einem Verbot der Rückwurfpraxis könnten die
Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Fischerei entstehen.
Die existierenden Langzeitpläne, in denen eine maximale Abweichung
der nächstjährigen Fangmenge von 15 Prozent festgeschrieben ist,
wurden bei der heutigen Entscheidung grundsätzlich berücksichtigt.
Ausnahme ist der Nordsee-Hering, für den in der vorgeschalteten
Verhandlung zwischen der EU und Norwegen bereits eine 23-prozentige
Anhebung beschlossen wurde. Der WWF kritisiert dieses Vorgehen. "Die
Kommission und alle Beteiligten müssen die beschlossenen
Langzeitpläne konsequent durchsetzen", fordert Karoline Schacht. Nur
dann könne sich ein Erfolg wie in der Ostsee einstellen, wo man im
Rahmen eines Langzeitplans ein neues "Dorschwunder" beobachten
konnte. In der Nordsee dagegen gilt der langfristige Wiederaufbauplan
für Kabeljau als gescheitert. Hier werden nach wissenschaftlichen
Berechnungen des Internationalen Rates zur Erforschung der Meere
(ICES) noch immer rund 36 Prozent des zunächst gefangenen Kabeljau
wieder "entsorgt". Der WWF fordert eine schnelle und gründliche
Nachbesserung des Plans und begrüßt die Absicht der EU-Staaten, in
Pilotprojekten Kameras an Bord zu installieren und so die Kontrolle
der tatsächlichen Fänge zu verbessern. "Mit den elektronischen Augen
klettert nicht `Big Brother` an Bord", tritt Karoline Schacht
Befürchtungen entgegen. Für Fischer, die beweisen wollen, dass sie
nachhaltig arbeiten, seien Kameras die optimale Lösung. Fischern, die
sich für die Kamera entscheiden, werde eine leicht erhöhte Fangmenge
zugeteilt, dafür werde ihnen jedoch jeder falsch gefangene Fisch auf
ihre Quote angerechnet. Das verstärke den Anreiz, schon beim Fang auf
Größe und Art des Fisches zu achten.
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Jörn Ehlers, 030-30874212, Karoline Schacht, mobil:0151 188 54960
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Datum: 15.12.2010 - 10:16 Uhr
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