Grüne Wiesen oder Wirtschaftswachstum - kein Widerspruch für Europa!
(ots) - Die Europäische
Umweltagentur (EUA) hat heute ihren vierten Bericht "Die Umwelt in
Europa - Zustand und Ausblick" (SOER 2010) veröffentlicht. Der
Bericht ist eine umfassende Bestandsaufnahme, wie und warum sich die
Umwelt in Europa verändert und was wir dagegen tun. Der SOER 2010
kommt zu dem Schluss, dass ein ganzheitlicher Ansatz für die
Umgestaltung Europas hin zu einer ressourceneffizienten grünen
Wirtschaft nicht nur zu einer gesunden Umwelt führen, sondern auch
den Wohlstand und sozialen Zusammenhalt fördern kann.
Die jüngste Bewertung der EUA führt uns vor Augen, dass der
weltweite Bedarf an natürlichen Ressourcen für Nahrung, Kleidung,
Wohnraum und Personenbeförderung rasant ansteigt. Dieser zunehmende
Bedarf übt einen immer stärkeren Druck auf die Ökosysteme,
Volkswirtschaften und den sozialen Zusammenhalt in Europa sowie der
restlichen Welt aus. Der SOER 2010 bestätigt aber auch, dass gute
umweltpolitische Strategien die Umwelt Europas kontinuierlich
verbessern, ohne dabei das Wachstumspotenzial zu schmälern.
"Wir verbrauchen mehr natürliche Ressourcen, als das ökologische
Gleichgewicht aushält. Dies gilt sowohl für Europa als auch die Erde
insgesamt. Der Klimawandel ist das bis dato sichtbarste Symptom
dieser Instabilität, eine Reihe globaler Trends lassen jedoch künftig
grössere systemische Risiken für unsere Ökosysteme befürchten. Die
derzeitige Finanzkrise sollte uns als Anlass zu einer Denkpause
dienen," so Professor Jacqueline McGlade, Exekutivdirektorin der EUA.
Ein komplette Umstellung auf eine ressourceneffiziente grüne
Wirtschaft setzt voraus, dass wirklich alle ökologischen Ressourcen -
biologische Vielfalt, Boden, Kohlenstoff, Flüsse, Meere und die Luft,
die wir atmen - gänzlich in die Produktion, den Verbrauch und globale
handelspolitische Entscheidungen einbezogen werden.
"Es gibt keine Sofortlösungen - aber Behörden, Unternehmen und
die Bürgerinnen und Bürger müssen zusammenarbeiten, um neue Wege für
eine effizientere Ressourcennutzung zu finden. Die Saat für
zukünftige Massnahmen ist gesät: nun liegt es an uns, sie Wurzeln
schlagen und gedeihen zu lassen," schliesst McGlade.
Der SOER 2010 zeigt überdies auf, dass ein besseres Verständnis
der Zusammenhänge zwischen Klimawandel, biologischer Vielfalt,
Ressourcennutzung und menschlicher Gesundheit nötig ist und auf
welche Weise bestimmte Hilfsmittel wie Raumplanung,
Umweltsteuerreform, Vermeidung von Verschmutzung, Vorsorge und
Bilanzierung aller Ressourcen den naturkapitalbasierten Ansatz für
den Aufbau einer grünen Wirtschaft unterstützen können.
Wichtigste Ergebnisse und Empfehlungen
- Klimawandel: Die Europäische Union hat bei der Verringerung von
Emissionen und dem Ausbau erneuerbarer Energien Fortschritte gemacht.
2009 lagen die Emissionen der EU-27 um 17 % unter dem Wert von 1990
und damit schon sehr nahe am Emissionsminderungsziel von 20 % bis
2020. Leider ist dieser positive Trend nicht in allen Sektoren zu
verzeichnen. So stiegen die Emissionen der EU-27 aus dem Verkehr
zwischen 1990 und 2008 um 24 %.
- Anpassung an den Klimawandel: Auch wenn Europa alle seine
Emissionsreduktionsziele erfüllt und die Staats- und Regierungschefs,
die gerade auf dem internationalen Klimagipfel in Cancún (Mexiko)
zusammengekommen sind, darin übereinstimmen, dass drastische
Massnahmen notwendig sind, muss sich Europa dennoch an die
derzeitigen und künftig zu erwartenden Folgen des Klimawandels
anpassen. Ein gewissenhafter Umgang mit den natürlichen Ressourcen
kann uns bei der Bewältigung dieser Herausforderungen helfen.
- Biologische Vielfalt, Ökosysteme und Gesundheit: Natura 2000,
ein Netz von Schutzgebieten, das mittlerweile rund 18 % der
EU-Landfläche abdeckt, hat zum Schutz gefährdeter Arten und zur
Bewahrung von Grünflächen sowie Erholungsgebieten beigetragen. Die
Rechtsvorschriften zur Luft- und Wasserqualität haben die Belastungen
für die biologische Vielfalt und den Menschen verringert.
Andererseits haben die intensivierte Landnutzung, der Verlust von
Lebensräumen und die Überfischung jedoch verhindert, dass die EU ihr
Ziel für den Erhalt der biologischen Vielfalt bis 2010 erreicht hat.
- Integrierte Lösungen mit einer globalen Perspektive: Durch das
Aufzeigen der zahlreichen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen
Herausforderungen - ökologischer und anderer Natur - ermutigt uns der
SOER-Bericht 2010 übergreifende Massnahmen in verschiedenen
politischen Bereichen zu ergreifen, um so schneller Besserungen zu
erwirken und positive Nebenwirkungen zu maximieren (z. B. Minderung
des Klimawandels und gleichzeitig Verbesserung der Luftqualität).
- Ressourceneffizienz: Die Sicherung von Nahrung, Energie und
Wasser ist von entscheidender Bedeutung für die Landnutzung, zumal
sich die unterschiedlichen Bedarfe aufgrund steigender Nachfrage
oftmals entgegenstehen (z. B. Nahrung, Futter und Kraftstoff).
Bilanzierung und Preisgestaltung unter weitestgehender
Berücksichtigung der Folgen unserer Ressourcennutzung sind notwendig,
um Wirtschaft und Verbraucher auf den Weg einer optimierten
Ressourceneffizienz zu bringen.
- Bürgerbeteiligung: Die Politik allein kann Umwelttrends nicht
stoppen oder umkehren. Wir müssen die Anzahl engagierter Bürgerinnen
und Bürger, die bemüht sind, durch ihr Verhalten zum Umweltschutz
beizutragen durch ihre Einbindung in Datenerhebungen und über soziale
Medien erhöhen.
Redaktionelle Hinweise
SOER ist der zentrale Bericht der EUA und erscheint alle fünf
Jahre. Er liefert Informationen über den aktuellen Zustand der Umwelt
in Europa sowie diesbezügliche Trends und Prognosen und setzt sich
mit den Ursachen, Folgen und möglichen Gegenmassnahmen auseinander.
SOER 2010 besteht aus vier Hauptteilen: 1) themenspezifische
Bewertungen zentraler Umweltthemen (Klimawandel, biologische
Vielfalt, Landnutzung, Luftverschmutzung, Meeresumwelt, Konsum, usw.)
unter Angabe relevanter Fakten und Trends, 2) einer Bewertung
globaler und für die europäische Umwelt relevanter Megatrends, 3)
Länderbeiträge und 4) einem integrierten zusammenfassenden Bericht.
Alle SOER-Inhalte sind online unter htp://www.eea.europa.eu/soer
abrufbar.
Informationen zur Europäischen Umweltagentur (EUA)
Die EUA hat ihren Sitz in Kopenhagen. Ihre Aufgabe besteht darin,
durch die rechtzeitige Bereitstellung von sachdienlichen und
zuverlässigen themenspezifischen Informationen für politische
Entscheidungsträger und die breite Öffentlichkeit zu einer deutlichen
und messbaren Verbesserung der Umwelt in Europa beizutragen.
Mitgliedsländer der EUA: Belgien, Bulgarien, Dänemark,
Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland,
Island, Italien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta,
Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien,
Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische
Republik, Türkei, Ungarn, Vereinigtes Königreich, Zypern.
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Datum: 30.11.2010 - 11:03 Uhr
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