Ökolandbau in Deutschland in Gefahr /
WWF: Regierung verstößt gegen Koalitionsvertrag
(ots) - Der WWF fordert die Bundesländer und die
Bundesregierung auf, an der Förderung und dem Ausbau des Ökolandbaus
in Deutschland festzuhalten. In Schleswig-Holstein, Brandenburg und
Baden-Württemberg gibt es Pläne, die Förderung zu streichen oder
deutlich zu reduzieren. Dies könnte das Aus für zahlreiche
Bio-Landwirte bedeuten. Parallel haben die Regierungsparteien im Bund
auf der jüngsten Haushaltsbereinigungssitzung die Kürzung von
Forschungsgeldern für den Ökolandbau beschlossen. "Die Koalition
stellt sich gegen ihre offiziellen Beteuerungen und handelt gegen die
Verbraucher, denen es immer wichtiger wird, gesunde und nachhaltig
produzierte Lebensmittel zu essen", kritisiert Tanja Dräger,
WWF-Agrarexpertin. Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage des
Bundesamtes für Naturschutz halten 83 Prozent der Deutschen die
Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft für wichtig.
In der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie hat sich Deutschland
zum Ausbau des Ökolandbaus verpflichtet. Der Beschluss steht zudem im
Gegensatz zum Koalitionsvertrag, der ein gleichberechtigtes
Nebeneinander von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft bei
einer gleichbleibend hohen Forschungsförderung vorsieht. Nach Ansicht
des WWF ist die Öko-Landwirtschaft besonders für den Klimaschutz und
den Erhalt der Artenvielfalt wichtig.
Begründet wird die Kürzung der Forschungsmittel damit, die Mittel
seien in der Vergangenheit nicht ausgeschöpft worden. "Wir halten das
für vorgeschoben", so WWF-Expertin Dräger. "Nach unseren
Informationen gab es ausreichend Anträge." Außerdem habe das
Bundeslandwirtschaftsministerium nur wenige Tage nach dem Beschluss
Projekte gestoppt, die in der letzten Bewilligungsphase waren. "Auch
das stellt die offizielle Begründung massiv in Frage. Unsere
Vermutung ist eher, dass die Gelder bereits für andere Projekte
vorgesehen waren, die mit den bisherigen Förderrichtlinien nicht
hätten gefördert werden können", sagt Tanja Dräger.
Die Koalition plant, künftig "andere Formen der nachhaltigen
Landwirtschaft" aus dem Topf zu fördern, der eigentlich für den
Ökolandbau vorgesehen war. Der CDU/CSU- Berichterstatters zum
Haushalt etwa, Georg Schirmbeck, sieht nun die Entwicklung regionaler
Marken als förderwürdig an, unabhängig davon, welche Form der
Landwirtschaft sich dahinter verbirgt. Ebenso sollen die Gelder für
Webekampagnen geöffnet werden. Der WWF bezweifelt, dass die
Bundesregierung so ihr Ziel erreichen wird, den Flächenanteil des
ökologischen Landbaus von derzeit 5,6 Prozent auf 20 Prozent in den
nächsten Jahren zu erhöhen.
Weitere Informationen:
Tanja Dräger, Agrarreferentin WWF Deutschland, Tel.: 030-308742 21
Pressekontakt:
WWF Deutschland
Astrid Deilmann
Telefon: 030 / 30 87 42 22
E-Mail: deilmann(at)wwf.de
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Datum: 23.11.2010 - 10:40 Uhr
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