WAZ: Wenn Zweifel den Fußball besiegen
- Kommentar von Reinhard Schüssler
(ots) - Wenn unter großem Trommelwirbel Verdachtsmomente
bekannt gemacht werden, welche die Medien vom "größten Wett- und
Betrugsskandal der europäischen Fußballgeschichte" schreiben lassen,
erwartet die Öffentlichkeit zügige Ergebnisse. Weil diese monatelang
ausblieben, musste sich die Bochumer Staatsanwaltschaft schon
Vorwürfe gefallen lassen - bis hin zur Sensationshascherei. Ohne dass
die Kritiker das wahre Ausmaß ihrer Ermittlungsarbeit kannten. Durch
die erste Anklageerhebung hat der Skandal jetzt das für eine
öffentliche Wahrnehmung wichtige Gesicht bekommen. Weil sich unter
den betroffenen Spielen keine Knaller-Paarungen befinden, wie beim
Bundesliga-Bestechungsskandal 1971, fehlt der Affäre zwar die
spektakuläre Note, ihr Bedrohungspotenzial für den Volkssport Fußball
ist dadurch aber nicht geringer. Bestechlichkeit ist in ihrer
Auswirkung auf das Fan-Verhalten mit der - ebenso scharf zu
verurteilenden - Leistungsmanipulation durch Doping nicht zu
vergleichen. Werten doch zum Beispiel viele Radsport-Enthusiasten
flächendeckendes Doping inzwischen als eine, wenn auch bedauerliche,
Form der Chancengleichheit. Für den Fußball jedoch ist seine
Unberechenbarkeit existenziell. Anhaltende Zweifel am Zustandekommen
eines Ergebnisses würde er langfristig nicht überleben.
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Datum: 26.08.2010 - 05:00 Uhr
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