Liebe und Alltag- Wie Partnerschaft im Alltag gelingen kann
Partnerschaft und Elternschaft sind vereinbar.
Partnerschaft bedarf der Beziehungspflege, des Spaßes/ der Begegnung im Miteinander als Paar. Ohne diese tragfähige Wurzeln des tiefen zueinander Findens ist eine Partnerschaft auf Dauer nicht lebensfähig. Etwas Durst leiden hat noch keiner Partnerschaft geschadet, schließlich bilden sich in diesen Phasen Wurzeln aus, die versuchen, tiefer zu fassen, um vom Wasser des Lebens zu kosten. Aber dann braucht es doch immer wieder Oasen des Auftankens. Nehmen Sie sich Zeit füreinander, tun Sie sich Gutes und hören Sie einander zu, dann stellt sich not-wendiges Verständnis fast von alleine ein. Die Partnerschaft kommt wieder in Fluss.
(IINews) - Wenn zwei Menschen aufeinander treffen, ihre Herzen sich finden und sich die Flamme der Liebe zwischen ihnen entzündet, dann beginnt die Reise in eine hoffnungsvolle und verlockende, gemeinsame Zukunft. Die beiden Menschen wollen sich aufeinander einlassen, einander entdecken, sich nah sein, miteinander etwas erfahren, sich unterstützen, sich vertrauen, teilnehmen an der Welt des Anderen und durch ihn über sich selbst hinauswachsen.
Die tiefe Begegnung hallt in der eigenen Seele wieder, es brechen neue Kräfte hervor und beide blicken in die Tiefe der eigenen Persönlichkeit. Die gegenseitige Verzauberung ermöglicht es Paaren zusammen zu finden. Während der romantischen Phase des Anfangs ist Harmonie angesagt, die unterschiedlichsten Denkweisen, Empfindungen und Verhaltensweisen des Partners werden ausgeblendet oder als faszinierend empfunden. Mann und Frau sind um jede Minute froh, die sie miteinander verbringen können. Die Emotionen, die sie durchfluten und ihren Blick für den Partner trüben, entstammen dem Urwunsch des Menschen nach Befreiung von der Kompliziertheit der eigenen Persönlichkeit und der Lebensumstände. Die Frau fühlt sich durch den geliebten Mann als Frau bestätigt und umgekehrt der Mann durch die Frau als Mann. Eine neue Beziehung ist ein wunderbares Geschenk. Mit dem „Traum-Mann" oder der „Traum-Frau" eröffnen sich neue Perspektiven. Eine wunderbare Lebensreise beginnt. Man schmiedet gemeinsam Pläne und packt Projekte an. Kinderwünsche entstehen und wollen verwirklicht werden, man will sich gegenseitig bei Karriere und Kindererziehung unterstützen.
Irgendwann dämmert es dann möglicherweise: der Partner erfüllt nicht alle Erwartungen, die man hegte. Er verliert an Glanz. Schwächen und problematische Eigenschaften tauchen auf. Zum Beispiel entpuppt sich seine Lockerheit plötzlich als Unzuverlässigkeit, ihre Fähigkeit zum spontanen Kontakt stellt sich als oberflächliches Gehabe heraus, seine Gemütlichkeit als Faulheit. Ernüchterung kehrt ein. Ein Gegenüber mit Unzulänglichkeiten und Schwächen wird sichtbar. Sich selbst erlebten sie bisher vielleicht als offen, tolerant, ehrlich, treu, humorvoll, verantwortungsbewusst, einsatzfreudig, häuslich, folgsam und duldsam. Und nun müssen sie in der gelebten partnerschaftlichen Beziehung feststellen, dass sie auch noch ganz andere Eigenschaften haben. Natürlich sind solche Erfahrungen auch von Schamgefühlen begleitet.
Beide müssen lernen, die eigenen Stärken und Schwächen, wie auch die des Partners zu akzeptieren. Beide dürfen lernen, sich selbst und den anderen anzunehmen, wie sie sind.
Sich füreinander entscheiden heißt: füreinander da zu sein und füreinander einzustehen. Diese wichtige Entscheidung füreinander eröffnet neue Lebensmöglichkeiten und grenzt zugleich ein. Mit der Entscheidung füreinander beraubt man sich anderer potentieller Wahlmöglichkeiten. „Bis dass der Tod uns scheidet", darin steckt auch das Ja zur Unausweichlichkeit, des Sich - Einlassens und des Miteinander-Ringens. Wer sich für gemeinsame Kinder entscheidet, geht eine große Verantwortung ein, die auf viele Jahre, ja, in gewisser Weise sogar auf ein ganzes Leben verpflichtet. In einer Welt, die voller Aussichten, Versprechen und Optionen scheint, ist dies kein leichtes Unterfangen. Wer sich aber nicht wirklich entscheidet, behindert sich dabei, die Möglichkeiten zu realisieren, zu vertiefen und wirklich zu machen, die mit dem gewählten Partner zur Welt kommen wollen.
Die Liebe zum Partner braucht regelmäßige Aufmerksamkeit, soll sie gedeihen. Die Verantwortung, die wir mit den Kindern angenommen haben, fordert ihren Tribut. Beiden Ansprüchen gerecht zu werden, verbunden noch mit den Anforderungen aus Erwerbs- und Hausarbeit, ist eine wahre Kunst. Wer Partnerschaft als Übung versteht, spürt schnell, dass die Sorgfalt in den alltäglichen Dingen ein wichtiges Element ist.
Meine Beratungserfahrung zeigt, dass viel zu oft die Pflege der elterlichen Paarbeziehung mit ihren kleinen gegenseitigen Liebesbeweisen und der täglichen Wertschätzung füreinander in Vergessenheit zu geraten droht. Diese Nachlässigkeit ist häufig die Saat für den späteren Verlust der gemeinsamen Grundlage. Die Pflege der Beziehung und der Gemeinsamkeiten zwischen den Partnern ist für alle, auch für die Kinder, die frische Luft, die die Herzen öffnet. Es ist absolut notwendig, dass Paare auch einmal zu zweit etwas unternehmen. Es braucht viel Zeit, will man in gutem Kontakt miteinander bleiben und die gemeinsamen Wurzeln pflegen. Ungestörte Aufmerksamkeit und Ruhe sind wichtig für echte Begegnung. Im gemeinsamen Kontakt geht es darum, sich aufeinander einzulassen, teilzunehmen an der Welt des anderen und den anderen wichtig zu nehmen. Das ist die Grundlage für gelingende Partnerschaft und damit auch für gute Elternschaft. Für diese Zeiten zu zweit sollte jede Beziehung ihre eigenen Rituale entwickeln. So ist der allabendliche Spaziergang aktive Beziehungspflege und schafft Gemeinsamkeit und Austausch. Ein anders Paar hört am Abend, wenn die Kinder im Bett sind, zusammen Musik. Das Paar nutzt die gemeinsame Zeit zum Entspannen und zum Zueinander-Finden. Sie erzählen sich, was sie über den Tag erlebt haben, werden los, was sie noch beschäftigt, lassen sich teilhaben an wichtigen Gefühlen oder genießen einfach schweigend die gemeinsame Zeit. Paare können sich auch gegenseitig etwas Gutes tun, indem sie sich massieren, sich Geschichten vorlesen, dem Partner einmal Dinge abnehmen, die ihm schwer fallen - ohne ihn deshalb aus seiner Verantwortung zu entlassen - um ihm eine Freude zu machen.
Schön, wenn es gelingt einen gemeinsamen Abend zum Ausgehen in der Woche oder alle zwei Wochen - in der Kleinkindphase vielleicht vorübergehend auch mal nur alle vier Wochen - fest zu verankern. Sich gemeinsam etwas gönnen oder gemeinsam etwas nachgehen, was beiden Spaß macht und Freude bringt, öffnet den Blick und macht die Gedanken wieder frei für das, was am nächsten Morgen an Aufgaben auf uns wartet. Aber auch den Alltag kann man sich versüßen. Immer mal ist Zeit, dem Partner eine kleine Zettelbotschaft zu schreiben. Schön, wenn er an unvermuteter Stelle darauf stößt, morgens am Badespiegel, am Abend unter der Bettdecke, beim Griff in die Arbeitstasche, am Lenkrad des Autos oder beim Saubermachen unter dem Tisch. Was es braucht sind verbindende Rituale, die die Beziehung stützen statt sie auszuhöhlen, die Entwicklung fördern, anstatt sie zu blockieren.
Regelmäßig kam Martin gereizt von der Arbeit nach Hause. Schon nach Minuten schlug die kurz zuvor noch friedliche Stimmung um in eine angespannte Atmosphäre und seine Frau Eva hatte das Gefühl, er suche regelrecht nach einer Situation, in der er all seinen aufgestauten Ärger loswerden kann. Nicht selten waren die Kinder oder sie selbst die Leidtragenden. Martin explodierte wegen Kleinigkeiten, machte Vorwürfe und wurde ungerecht. Meist war der Abend dann gelaufen. Eva und die Kinder fürchteten schon den Moment seines Heimkommens.
Eines Tages stellte Eva die ihr widerfahrenen Kränkungen zurück und suchte das Gespräch mit ihrem Mann. Sie beschrieb, wie es ihr in diesen Momenten geht und brachte zum Ausdruck, dass sie sich eine Veränderung wünscht. Anstatt Martin Vorwürfe zu machen, fragte sie ihn, was er denn in solchen Momenten brauchen würde, damit sich die Situation verändern kann. Martin selbst konnte nun über all den Frust sprechen, den er in solchen Momenten in sich trägt und wie sehr er selbst darunter leidet, dass er sich so aufführt. Liebend gerne würde er sehr viel mehr positive Zeit mit Eva und auch mit den Kindern verbringen. Er bedauerte, wie wenig er von den Kindern mitbekommt. Deutlich wurde, dass es ihm gut täte, er hätte einfach die erste halbe Stunde des „Daheim-Ankommens" noch für sich. Er konnte er sich das bisher leider nicht eingestehen. Er empfand diesen Wunsch als egoistisch, weil durch die Schlafenszeit der Kinder das Zusammensein mit ihnen sowieso sehr eingeschränkt war. Nach diesem Gespräch machte er nach der Arbeit noch einen kleinen Spaziergang ums Viereck und konnte wesentlich freier und mit mehr Freude nach Hause kommen. Im Laufe der Zeit gab es dann auch Tage, an denen es gar nicht nötig war, sich diese Zeit zu nehmen, und an anderen Tagen konnte er sie sogar mit der Familie aktiv gestalten. Ja, er lernte sogar nach und nach, die gemeinsame Zeit mit den Kindern zum Abspannen zu nutzen. Auch der Abend mit Eva bekam so wieder eine andere Qualität.
Gefangen im Alltag entstehen immer wieder Verhaltensmuster, ritualisierte Umgangs- und Kommunikationsformen, die wir nicht durchbrechen können, die uns nicht weiterbringen, sondern uns festschreiben und niemandem gut tun. Denken Sie bitte daran, pauschale Vorwürfe oder Aussagen wie: „Immer machst du,…" „ Nie mehr lasse ich zu, dass du,…" führen in solchen Situationen nicht weiter. Ständige Grabenkämpfe, die nichts klären, indirektes Streiten oder Luft ablassen über wahllos gestreute Gemeinheiten und Sticheleien sind unfruchtbare Muster, die Stillstand erzeugen. Wörter werden zu Waffen und verletzen. Das gibt uns für Momente unfreiwillig den Blick hinter die Maske des Partners frei und wir können in alten Wunden bohren. Die Kunst verbaler Gemeinheit ist es, zu treffen, zu verletzen, und sich zu rächen. Das schafft zwar für einen Moment Nähe, aber es ändert nichts an der festgefahrenen Situation. Nie ist in einer Partnerschaft nur einer Opfer oder Täter. Machen Sie sich also nicht schwächer als Sie sind und klären Sie die Probleme konstruktiv miteinander.
Beziehungsmuster, die Verschiedenheit leugnen und miteinander verschmelzen wollen, agieren oft besonders aggressiv und unbewusst. Symbiotische Beziehungsmuster machen Beziehung oft zum - selbst nicht mehr wahrgenommenen - Gefängnis.
Beziehung ist ein zerbrechliches Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz, sowie Verschmelzung und Autonomie und muss immer wieder neu austariert werden.
Im offenen direkten Streit, den viele Paare fürchten, findet Begegnung statt. Konturen werden sichtbar, Affekte werden entschärft. Er dient also in ritualisierter Form, das heißt in kontrollierter und berechenbarer Form, der Psychohygiene der Beziehung und trägt zur Lebendigkeit bei. Ich wünsche jedem Paar, den Mut zur liebevollen Auseinandersetzung. Denn Unstimmigkeiten sind natürlich. Wer es öfter schon erfahren hat, weiß es: unterschiedliche Standpunkte sind eine Bereicherung. In einer Partnerschaft ist es wichtig, auch das, was einem fremd bleibt am Partner, zu akzeptieren und dem Partner einen eigenen Lebensbereich zuzugestehen. Immer wieder müssen wir lernen den Partner aus Bildern, die wir uns von ihm machen, aus Vorstellungen und aus Rollen die wir ihm zuordnen, zu entlassen. Natürlich sind hierfür Dialog und gegenseitiger Respekt wichtig. Auseinandersetzungen, bei denen man sich anschreit, emotional heftig wird, sich mit Gläsern bewirft oder mit Türen knallt sind verpönt. Aber zur Liebe gehören neben Gefühlen wie Zuneigung, Hingabe und Vertrauen, auch Gefühle wie Wut, Ärger und Empörung. Die Liebe bringt eben auch explosive Kräfte hervor. Auch wüste Auseinandersetzungen sind Teil des Lebens. Vielleicht können wir sie leichter ertragen, wenn wir daran denken, dass erlösender, offener Streit reinigend wirken kann, vorausgesetzt, man kann sich hinterher öffnen für Verständigung. Sich verzeihen können ist ein Grundthema von Ehe und Lebenspartnerschaft. Eine Partnerschaft braucht immer wieder neu den Willen zur Versöhnung. Allzu häufig wird Streit aus Angst vor Verlust, vor Kränkung vermieden und es entstehen schwelende Konflikte, die dann oft viel zu spät erkannt werden. Paare produzieren zudem mit der Zeit eine eigene Wirklichkeit, die sich wie ein Kokon um die Beziehung schließt. Mit der Einstimmung auf den Partner kommt es teilweise zu Wirklichkeitsunschärfen. Es entstehen heiße Eisen, die eingenebelt werden, unbewusste Vereinbarungen über Themenbereiche, die besser gemieden werden. Tabus beginnen sich zu etablieren. Paare neigen dazu, sich ihre eigene Welt zu schaffen, in die man entschwindet und in der sich beide ihre Überzeugungen und Haltungen immer wieder bestätigen. Das Paar wird zu einer ganz eigenen Welt. So verliert es eigene psychologische und ideologische Beschränkungen aus dem Blick. Langsam bilden sich dunkle Ecken und verbotene Zonen. Hier ist Vorsicht geboten, denn es geschieht bisweilen, dass Eltern als Paar genau hier unerlöste Aufträge an ihre Kinder weiter delegieren. So soll Wilhelm, der Älteste, das Verständnis aufbringen, das der Vater nicht hat, und Mona, die Tochter, soll das Selbstbewusstsein und die Attraktivität ausstrahlen, die der Mann bei der eigenen Frau vermisst.
Jeder, der einen Garten hat, weiß, dass bewusstes Eingreifen für Wachstum und Fruchtbarkeit von Pflanzen durchaus nötig ist. Jede Blume will schon von ihrem Wesen her herausleuchten aus dem farbigen Blumenmeer. Doch Unkraut verbreitet sich schneller als uns lieb sein kann. Ich wünsche Ihnen und mir nicht, dass es soweit kommt, wie mir ein Freund von sich erzählte: „Ich dachte, meine Ehe sei gut, bis Linda mir sagte, wie sie sich tatsächlich fühlt."
Joachim Armbrust
Praxis für Psychotherapie, Paartherapie, Supervision,
Coaching, Mediation und Prozessgestaltung
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Datum: 15.08.2010 - 14:22 Uhr
Sprache: Deutsch
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Kategorie:
Familie & Kinder
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Freigabedatum: 15.08.2010
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